János Székely

 4,2 Sterne bei 13 Bewertungen

Lebenslauf

János Székely, geboren 1901 in Budapest, verließ Ungarn, als Horthy die Macht ergriff, und kam als Achtzehnjähriger nach Berlin. Er verfasste Drehbücher, u. a. für Stummfilme mit Marlene Dietrich. 1934 lud Ernst Lubitsch ihn zur Arbeit nach Hollywood ein, 1938 emigriert er definitiv in die USA. 1940 erhielt er den Oscar für die Buchvorlage zu ›Arise, My Love‹. Sechs Jahre später erschien sein Roman ›Verlockung‹ und machte ihn auch als Schriftsteller berühmt – von der Kritik wurde er dafür mit Dickens, Zola und Fallada verglichen. Während der McCarthy-Ära erneut verfolgt, verbrachte er mit Frau und Tochter sechs Jahre in Mexiko, bevor er 1957 einem Angebot der DEFA in die DDR folgte. Er starb 1958 in Ostberlin.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von János Székely

Cover des Buches Eine Nacht, die vor 700 Jahren begann (ISBN: 9783257072365)

Eine Nacht, die vor 700 Jahren begann

 (8)
Erschienen am 26.04.2023
Cover des Buches Verlockung (ISBN: 9783257243635)

Verlockung

 (5)
Erschienen am 27.04.2016

Neue Rezensionen zu János Székely

Cover des Buches Verlockung (ISBN: 9783257243635)
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Rezension zu "Verlockung" von János Székely

Erstaunlich zeitgemäß
gagijuvor 6 Monaten

Ich habe dieses Buch aus den Tiefen meines Bücherregals ausgegraben und kann mich noch nicht einmal erinnern, ob ich es schon einmal gelesen habe oder nicht. 


Die betreffende Ausgabe stammt noch aus dem Verlag Volk und Welt Berlin und wurde 1972 in der damaligen DDR gedruckt, wie ich dem Nachwort entnommen habe, als erster Teil einer angedachten Trilogie. 


Ich finde es faszinierend,  wie Janos Szekely es schafft, uns mit einer sehr klaren Sprache und "einfachen" philosophischen Gedanken übet mehr als 700 Seiten weg in seinen Bann zu ziehen. 


Das Ungarn der 20er und 30er Jahre mit seinen gewaltigen Klassen Unterschieden,  Hunger,  Armut, Arbeitslosigkeit,  Verzweiflung unter dem größten Teil der Bevölkerung,  deren Machtlosigkeit gegenüber Gewalt,  Korruption und Willkür von oben - es ist so erschreckend zeitgemäß und sowohl stilistisch als auch philosophisch und psychologisch betrachtet absolut lesenswert. 

Cover des Buches Eine Nacht, die vor 700 Jahren begann (ISBN: 9783257072365)
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Rezension zu "Eine Nacht, die vor 700 Jahren begann" von János Székely

Im Schatten des großen Erfolgromans
lesehorizontvor 9 Monaten

Im Jahr 2007 wurde ich durch das Literarische Quartett, damals noch mit Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki, auf den Roman "Verlockung" von János Székely aufmerksam. Ich las den über 800seitigen Wälzer innerhalb kürzester Zeit und war von der geschilderten Armut derart ergriffen, dass ich die Lektüre nicht durch Essen zu unterbrechen wagte. Das Buch hat einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Wie immer in einem solchen Fall, war die Erwartungshaltung entsprechend hoch, als ich erfuhr, dass 16 Jahre später endlich ein neuer opulenter Roman des Autoren erscheinen würde: "Eine Nacht, die vor 700 Jahren begann".

Thematisch versetzt uns der Roman in das Jahr 1944 zur Zeit, als der zweite Weltkrieg sich dem Ende nahte. Man spürt die bedrohliche Stimmung, die von den Deutschen ausgeht. Nicht nur Antisemititsmus ist allenorts spürbar, weniger bekannt: auch die Sinti und Roma wurden verfolgt und waren insbesondere zu Ende des 2. Weltkrieges zahlreich Opfer der deutschen Vernichtungsmaschinerie. Die junge Julka hat bereits ihre Eltern verloren. Gemeinsam mit Marci konnte sie einem Todeskonvoi entfliehen. Marci hatte lange Zeit gedacht, als Musiker sei er "sicher"- Das Schicksal fühert Marci und Julka zusammen; sie werden ein Paar. Doch die Gefahr ist noch nicht gebannt: So suchen sie einen sicheren Unterschlupf, werden aber ausgerechnet auch von ebenfalls verfolgten Juden zurückgewiesen. Julka findet schließlich Unterschlupf beim Bauern Garas und bezahlt quasi mit ihrem Körper. Sie bringt auch Marci heimlich dort unter. Es beginnt eine Dreiecksbeziehung, die einen sehr breiten Raum einnimmt im Roman.

Währenddessen lesen wir über die Unterdrückung und Ausbeutung der Bauern, die in absoluter Armut leben. Sie proben den Aufstand, wollen mehr und gerechteren Lohn. Sie ermutigen sich gegenseitig, in dem sie die Geschichte des Dani Kuruc verbreiten, der einst den Mut hatte, Adligen die Stirn zu bieten. Das wollen sie nun auch und den Grafen und die von ihm zu verantwortenden Ungerechtigkeiten "bezwingen". All dies wird sehr eindrücklich geschildert. Székely kann schreiben und erzeugt eindrucksvolle Bilder. 

Székely schildert die Wirklichkeit in allen Facetten, beschönigt nichts. Gerade der letzte Abschnitt hat mich sehr gepackt, wo das zentrale Motiv des Romans meines Erachtens sehr gut heraus gearbeitet wird. Dennoch muss ich sagen: Der Roman hat Längen. Gelangweilt habe ich mich zwar zu keinem Zeitpunkt, Manches hätte aber durchaus gekürzt werden können, insbesondere ausufernde und ständig wiederkehrende Sexszenen. Székely hat die Veröffentlichung des Romans nicht mehr erlebt. Vielleicht hat er das Manuskript bewusst zurück gehalten? Wir werden es nie erfahren. Nichtsdestotrotz betrachte ich die Veröffentlichung des Romans als Gewinn. Ich habe wieder sehr viel über die ungarischen Verhältnisse und die Geschichte Ungarns gelernt und bin dem Geschehen gerne gefolgt. Nicht ganz so erschütternd wie "Verlockung", dennoch für mich aber ein sehr interessanter Roman, der Székelys schriftstellerisches Können erneut unter Beweis stellt. 

Cover des Buches Eine Nacht, die vor 700 Jahren begann (ISBN: 9783257072365)
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Rezension zu "Eine Nacht, die vor 700 Jahren begann" von János Székely

Ambivalentes Lesevergnügen
Irisblattvor 9 Monaten

János Székely schreibt in seinem mehr als 70 Jahre verschollenen Roman „Eine Nacht, die vor 700 Jahren begann“ über die Ausbeutung und Unterdrückung der einfachen Landbevölkerung durch Adelige, aber auch durch die deutsche Besatzungsmacht. Sein Blick richtet sich dabei auf unterschiedliche Bevölkerungsgruppen bzw. Einzelpersonen eines fiktiven, ungarischen Dorfes im Sommer 1944. Er schreibt über faschistische Pfeilkreuzler, marodierende Wehrmachtsoldaten, allgegenwärtigen Hunger, die Unzufriedenheit der Bauern und zeigt die Auswirkungen von alltäglichem Antisemitismus und Antiziganismus. Die noch nicht 20-jährige Julka, die vermutlich zur Gruppe der Lowara gehört, hat ihre Familie verloren. Auf einem Todesmarsch ins Konzentrationslager trifft sie auf den ebenfalls gefangen genommenen Geiger-Prímás Marci, der lange Zeit dachte, seine Stellung als Musiker in einem Bordell, das von zahlreichen Besatzern gut besucht wird, würde ihn vor einer Deportation schützen. Julka und Marci gelingt die Flucht. Sie werden ein Paar und finden Unterschlupf auf einem etwas abseits gelegenen Hof bei dem verwitweten Bauern Garas, dem Julka zunächst ihren Körper und ihre Wahrsagekunst zum Tausch gegen eine geschützte Bleibe anbietet. Marci stellt sie als ihren Bruder vor. Schon bald entwickelt sich eine tiefere Zuneigung und Liebesbeziehung zwischen Julka und Garas, aber auch Marci bleibt Julkas Liebhaber. 

Ein Erntestreik der Bauern liegt in der Luft. Sie wollen den Grafen zwingen, mehr als den üblichen Hungerlohn zu zahlen. Die Bauern führen hitzige Debatten über dieses Thema, besteht doch die Angst, der Graf würde sich ein solches Verhalten nicht gefallen lassen, ein Exempel statuieren und das gesamte Dorf dem Erdboden gleichmachen. Immer wieder erzählt man sich die Heldengeschichten eines Dani Kuruc, der den Adeligen einst die Stirn bot. Diese Figur geistert regelrecht durch die Geschichte und immer wieder behauptet jemand, kürzlich Dani Kuruc gesehen oder sogar mit ihm gesprochen zu haben.

Ich mag Székelys Art des ausschweifenden, bildhaften, warmherzigen Erzählens, die trotz der Fülle des Personals niemals unübersichtlich wird und einen beim Lesen sofort in eine andere Zeit und Umgebung katapultiert. Der Autor zeigt dabei eine große Empathie für die einfachen Leute und Personen am Rande der Gesellschaft. 

„Verlockung“ und „Der arme Swoboda“ habe ich einst mit Begeisterung gelesen.

Bei „Eine Nacht, die vor 700 Jahren begann“ war ich mir zunächst sicher, erneut einen herausragenden Roman vor mir zu haben, der mit großer Erzählfreude in längst vergangene Zeiten eintauchen lässt.

Leider verliert sich Székely plötzlich über viele Seiten in endlosen Beschreibungen von Sexszenen und stellt die dramatischen Befindlichkeiten des sexsüchtigen Frauenhelden Marci, seine Verstrickungen mit Julka und anderen Frauen in den Mittelpunkt seines Interesses. Dadurch geht die für Székely so typische vielseitige Erzählweise verloren. Über mehrere hundert Seiten langweilte mich der Roman, bevor er im letzten Drittel wieder fast zu seiner anfänglichen Stärke zurückfand.

Ob Székely den Roman zu seinen Lebzeiten genauso veröffentlicht hätte, können wir wohl nie wissen. Verständlich, dass der Verlag das Manuskript, das übrigens nur in einer englischen Übersetzung vorliegt, nicht ohne Zustimmung des Autors ändern wollte. Kürzungen hätten dem Roman gut getan. Ulrich Blumenbach hat den mehr als 700 Seiten starken Roman ins Deutsche übersetzt.

Sehr interessant sind die beiden Nachworte, die getrost vorab gelesen werden können. Informationen zum Autor und die Entdeckungsgeschichte des Manuskripts helfen, die Entstehungsgeschichte sowie die Umstände der Publikation zu verstehen. Hinweise zur Übersetzung bzw. Sprache sowie ein umfangreiches Personenverzeichnis runden diese Ausgabe ab.

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