Rezension zu "Die Federn des Kormorans" von Jérôme Gemander
"Die Federn des Kormorans" ist ein Buch abseits von Mainstream und Genre-Grenzen. Der Plot ist vielschichtig, bleibt trotz der häufigen Perspektivwechsel dicht und nachvollziehbar, und fesselt bis zum Schluss. Auch wenn die Sätze teilweise etwas verschachtelt waren und mir der eine oder andere Kommafehler ins Auge sprang, ließ sich der Text flüssig und angenehm lesen. Vor allem das Ensemble aus markanten Charakteren wird mir noch lange in Erinnerung bleiben. Bis in die Nebenrollen hinein entwirft der Autor plastische und glaubhafte Protagonisten, die der Leser teils in der Ich-Perspektive, teils durch die Augen der anderen Charaketere kennenlernt. Im Mittelpunkt steht der getriebene Fotograf Aurel Calum, der sich mit Leib und Seele seiner Kunst verschrieben hat und dabei so manche gesellschaftliche Grenze überschreitet. Durch das zentrale Motiv der Fotografie enthält die Geschichte ein sehr visuelles Element, das mir gut gefallen hat. Die Settings werden so atmosphärisch und bildhaft beschrieben, dass sie schon fast wie echte Filmkulissen erscheinen. Nicht vielen Büchern gelingt es, auf so unaufdringliche Weise derart starke Bilder zu erschaffen. Mein persönliches Highlight war die überraschende Pointe ganz am Schluss, die für einen letzten Knalleffekt sorgte und die Geschichte zu einem runden Abschluss brachte. Den Stern, den ich für die erwähnten Kommapatzerchen abgezogen hätte, lege ich hier wieder drauf, da ich diese Enthüllung tatsächlich nicht erwartet hätte und etwas Ähnliches auch sonst noch nirgendwo gelesen habe. Alles in allem ein sehr gelungener Roman, den ich gerne weiterempfehle.