Rezension zu Ruf in die Freiheit von Jörg Zink
Rezension zu "Ruf in die Freiheit" von Jörg Zink
von Ferrante
Rezension
Ferrantevor 13 Jahren
Dieses Buch, ein Fund als Mängelexemplar bei Jokers, gibt Mut, Christentum wieder zu wagen. "Die verbreitete Rechthaberei in Sachen des Glaubens und seiner Wahrheit wird uns keinen Schritt weiterbringen." (S. 216), schreibt Jörg Zink. Wie wahr! Ich interessierte mich schon früher für den christlichen Glauben, geriet aber an Fundamentalisten (in einer sogenannten "Freikirche"), die ihn mir gründlich vergällten. Jetzt taste ich mich wieder heran und sehe: es gibt ihn, den intelligenten, weltoffenen christlichen Glauben, der sich nicht darauf beschränkt, irgendwelche altertümlichen Verhaltensregeln herunterzubeten. Jörg Zinks Ethik fußt zunächst auf dem Zentrum des christlichen Glaubens, nämlich Lehre und Leben Jesu Christi. Seine Ethik ist so radikal neu, dass sie mit dem herkömmlichen Sinn des Wortes nicht beschrieben werden kann. "Alte" Ethiken wie die Zehn Gebote erklärt Zink umfassend, wie auch warum sie nicht allumfassende Gültigkeit haben (können) und in ihrem historischen Kontext gesehen werden müssen. Hier wendet sich der Autor auch leise ironisch gegen Fundamentalisten, die bestimmte Passagen im Alten Testament wörtlich nehmen. Zinks Ethik ist schließlich eine Ethik des Hinschauens, der Liebe und der Hoffnung, und nicht der Verhaltenskataloge (mit diesen drei Schlagworten werde ich aber zugegebenermaßen Zinks Ausführungen nicht ganz gerecht). Jesus sagt Ja zu uns, mit all unseren Fehlern und Kompromissen, also dürfen wir auch selbst Ja zu uns sagen. Es bleibt auch zu hoffen, dass die großen Kirchen den Forderungen, die er (Zink wie Jesus) an sie stellt, gerecht werden. Das Buch liest sich auch angenehm flüssig trotz seines großen inhaltlichen Gehalts. Gebt dem Christentum wieder eine Chance!