Eine weibliche Leiche wird gefunden. Der jungen Frau wurden die Stimmbänder entfernt.
Alle sind ratlos. Auch Odd Singsaker.
Vielleicht ergibt sich aus der Spieluhr, die der Leiche auf die Brust gestellt wurde eine gute Spur?
Falsche Fährten, richtige Fährten, ein Irrer Mörder, engagierte Ermittler und eine komplexe, logische Geschichte.
Guter Krimi, aber für mich herrausragend. Vielleicht hätte ich doch vorhr den ersten Band mit Odd Singsaker lesen sollen?
Jørgen Brekke
Lebenslauf
Quelle: Verlag / vlb
Alle Bücher von Jørgen Brekke
Das Buch des Todes
Die Melodie des Todes
Neue Rezensionen zu Jørgen Brekke
Wäre mir dieses Buch nicht in einer Buchhandlung empfohlen worde, hätte ich es vermutlich nie gelesen – und das wäre tatsächlich ein Verlust gewesen, denn dieses Buch ist wirklich eine Wucht!
Anders als so manch anderer Krimi ist dieses Buch sehr interessant aufgebaut. Wie dem Klappentext zu entnehmen ist, gibt es zwei Morde in zwei Kontinenten, die sich aber so sehr ähneln, dass sie zusammen gehören müssen. Während der Mord in Richmond jedoch ziemlich schnell von statten geht, hat der in Trondheim wesentlich mehr Vorlaufzeit, heißt man lernt die Protagonisten schneller kennen. In Richmond tritt die Ermittlerin Felicia Stone sehr schnell aufs Krimi-Parkett, bis der Hauptdarsteller, Ermittler Odd Singsaker, zum ersten Mal auftritt muss der Leser 125 Seiten lang warten. Zwischendrin gibt es Rückblenden ins späte Mittelalter: Teile, die in der Vergangenheit spielten, werden beschrieben, die der Leser dadurch kennt, aber der Ermittler nie herausfindet, jedenfalls nicht während der Ermittlungen. Der Leser weiß dadurch mehr hintergründige Details, was mir ausgesprochen gut gefallen hat, da es sehr atmopshärisch war. Dennoch haben diese Einschübe aus der Vergangenheit zwar unmittelbar etwas mit der Tat in der Jetztzeit zu tun, doch verraten sie doch kein bisschen über den Mörder. Dieser Aufbau ist recht schwierig zu beschreiben und klingt auch etwas ungewöhnlich, beim Lesen fällt dies jedoch gar nicht weiter auf. Zudem hat Singsaker durch eine vergangene Krankheit Erinnerungslücken, die nach und nach wiederkehren und die während Singsaker sich erinnert auch dem Leser mitgeteilt werden. Alle Teile der Erzählung fügen sich hervorragend zu einem Ganzen zusammen, das wirklich hervorragend wirkt. Brekke ist ein erzählerisches Talent!
Genial finde ich, dass Krimis als solche hier in diesem Buch eine große Rolle spielen. Eine Figur aus dem Buch liebt Krimis über alles und führt sogar Buch über die begangenen Morde in ihren Büchern und wann sie sie als Leserin aufgeklärt hat. Zudem spielt das Buch teilweise in einer Bibliothek, Büchersammler und -restauratoren tauchen auf. Zusammengefasst lässt sich sagen, dass dieses Buch sehr bücheraffin ist, was mir sehr gut gefallen hat. Auch die Vergleiche, die die Figuren zu einem Krimi selbst ziehen, finde ich grandios.
Die Charaktere haben mir ebenfalls sehr gefallen. Allen vorweg die Hauptperson Odd Singsaker, der nach einer schweren Krebserkrankung nun endlich wieder im Dienst ist, sich jedoch noch nicht völlig auf der geistigen Höhe (Gedächtnislücken) befindet. Nach oder vielmehr während seiner Erkrankung hat er mit seinem Leben aufgeräumt, so dass er nun frisch und frei aufspielen kann. Was er auch tut. Entgegen seiner vorhergehenden Arbeitsweise macht er nun auch schon einmal einen Alleingang und lässt sich auf ein Tächtelmächtel mit einer Zeugin ein (besagte Krimisammelnde Bibliothekarin). Letztere ist auch ein herrlich verrückter Charakter, der die Menschen extrem gut lesen kann und hoffentlich trotz anderem Fall im nächsten Buch wieder mitspielt. Seine “Beziehung” zu dieser Zeuging lässt ihn Dinge tun, da konnte ich nur die Hände über dem Kopf zusammeschlagen, so doof waren die. Aber diese Szenen haben das Buch auch interessant und locker gemacht.
Der Fall an sich war sehr spannend geschildert und mir war bis zu letzt nicht klar, wer denn nun der Mörder war, denn Brekke hat ganz ähnlich der von ihm selbst im Buch gschilderten “Drittel-Regel” Gebrauch gemacht. Herrlich! Zudem liefen die Handlungsstränge sehr geschickt zusammen und in einer Form, die ich mir für die Fortsetzung auch wünsche, nämlich mit dem Setting Norwegen. Zu Brekkes gelungenem Aufbau des Buches kommt auch noch ein sehr schlichter, einfacher und dennoch präganter Schreibstil hinzu, so dass sich das Buch hervorragend dazu eignet verschlungen zu werden. Lange hat es kein Buch mehr geschafft, dass ich bei der Lektüre im Bett eher wacher wurde, als müde genug zum Einschlafen!
Zu guter letzt muss ich noch einmal auf das Cover und den Titel zu sprechen kommen, denn beide haben mich ehrlich gesagt vorher überhaupt nicht überzeugt. Vor allem den Titel fand ich seltsam und nichtssagend. Wie es sich jedoch herausstellte, passte der Titel sehr gut zum Inhalt und auch das Cover, welches grob an Haut bzw. Pergament erinnert hat einen Bezug zum Fall.
Fazit: Ich kann über Das Buch des Todes samt und sonders nur Positives berichten. Alles passt hervorragend zusammen. Wirklich gar nichts hat mir den Anlass zum Meckern gegeben, dabei bin ich eigentlich ein eher kritischer Mensch! Brekke kann wunderbar erzählen und schreiben und hat hiermit ein zu recht hoch gelobtes Werk vollbracht. Ich habe das Buch verschlungen und bin nun sehr gespannt auf die Fortsetzung, die glücklicherweise gerade erschienen ist!
Der erste Band Das Buch des Todes hat mich regelrecht umgehauen. Er war geschickt konstruiert, spannend geschrieben und hatte zahlreiche Anspielungen auf Bücher und Krimis im Speziellen. Dieses Buch ist ebenfalls sehr gut. Allerdings ist es nicht mehr so kompliziert - aber doch genial aufgebaut, denn die Figuren sind bereits eingeführt und dem Leser bekannt. Das einzige, was geblieben ist, sind die Rückblenden in das historische Trondheim, die mit dem aktuellen Fall etwas zu tun haben. Da es diesmal keine Parallelen zu Mordfällen in anderen Ländern gibt, spielt dieses Buch ausnahmslos in Norwegen – von der historischen Perspektive einmal abgesehen.
War im Vorgängerband ein bestimmtes Buch im Fokus des Mordes und auch sonst spielten Bücher eine große Rolle im Buch, so ist es hier ebenso mit Musik. Der Fall dreht sich nicht nur um ein bestimmtes Bänkellied – deswegen auch der Bezug zur Vergangenheit – sondern auch die Vorlieben für die Musik der einzelnen Figuren wurden aufgedeckt. Dies finde ich sehr schön, vor allem weil man als Leser bei dem Titel der Bücher schon denken mag, dass diese einfach nur reißerisch klingen sollen. Nein, bei beiden Büchern stehen sowohl Titel aus auch Cover im direkten Einklag mit dem Buch – wirklich sehr gelungen.
Schön fand, ich dass die Figur Siri Holm auch in diesem Buch wieder eine Rolle spielt. Der Leser kennt sie aus dem vorangegangenen Band, in dem sie eine Zeugin war. Siri liest sehr gern Krimis und vergleicht die “realen Fälle” mit denen in ihren Büchern.
Allerdings hat mit dieser Band nicht so gut gefallen, wie der erste. Dies mag vor allem daran liegen, dass er mit 352 Seiten knapp 100 Seiten kürzer ist als der erste Band. Dadurch kommen die Charaktere und deren Entwicklung etwas kurz, aber vor allem die historische Perspektive fügte sich nicht so nahtlos in das Gesamtgeschehen wie noch in Das Buch des Todes. Zwar ist auch dies eine interessante Morderimmtlung, nur irgendwie nicht so stimmig. Würde man diese Passagen auch noch weglassen, würde die Seitenzahl unter die 300 Seiten rutschen und dann ist klar, dass da nicht viel Raum ist für einen guten Krimi.
Ich fand es zwar sehr gelungen, wie die Figuren zueinander gefunden haben, aber die Reaktionen und die nicht erfolgte Auflösung am Ende, hat mir nicht gefallen. Es wirkte einerseits künstlich spannend gemacht und soll die Geschichte für die Serie verlängern, andereseits ist das Verhalten der Felicitas ihrem Alter nicht angemessen, auch wenn sie früher einmal psychische Probleme hatte.
Dennoch war der Fall spannend zu lesen. Ich hatte nach ca. 45 Seiten eine Vermutung wer denn der Mörder sein könnte und war später felsenfest favon überzeugt, passte doch einfach alles zusammen. Dann allerdings kam es ganz anders und dies hat mir gefallen. Das Finale war auch schön spannend
Fazit: Alles in allem hat mir die Lektüre des zweiten Bandes um Odd Singsaker zwar wirklich gut gefallen, aber im Gegensatz zum ersten Band gab es doch ein paar Punkte, die mich nicht völlig überzeugten. Aufgrund der Kürze des Hauptfalles, war das Lesevergnügen leider viel zu schnell zu Ende und leider ging dadurch die Charaktertiefe etwas verloren. Dennoch werde ich der Serie treu bleiben, da es sich bei Odd Singsaker einmal um einen relativ normalen Ermittler handelt und nicht wie so manch anderer an der Flasche hängt oder andererweitige Probleme mit sich herumschleppt.