Jürg Beeler

 5 Sterne bei 2 Bewertungen
Autor*in von Die Zartheit der Stühle, Solo für eine Kellnerin und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Jürg Beeler, geboren 1957 in Zürich, studierte Germanistik und Vergleichende Literaturwissenschaft in Genf, Tübingen und Zürich. Arbeitete als Reisejournalist, Magaziner, bei verschiedenen Institutionen, u.a. Aids-Hilfe-Schweiz. Lebt in Südfrankreich und Zürich. Für seine literarische Tätigkeit wurde er verschiedentlich ausgezeichnet, u.a. mit dem Schweizerischen Schillerpreis 2003 für Die Liebe, sagte Stradivari. Bei Dörlemann erschienen Der Mann, der Balzacs Romane schrieb (2008) sowie Die Zartheit der Stühle (2014).

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Jürg Beeler

Cover des Buches Die Zartheit der Stühle (ISBN: 9783038201052)

Die Zartheit der Stühle

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Erschienen am 23.02.2022
Cover des Buches Solo für eine Kellnerin (ISBN: 9783852185514)

Solo für eine Kellnerin

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Erschienen am 15.02.2008
Cover des Buches Das Gewicht einer Nacht (ISBN: 9783852184579)

Das Gewicht einer Nacht

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Erschienen am 01.09.2004
Cover des Buches Der blinde König und sein Narr (ISBN: 9783038201427)

Der blinde König und sein Narr

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Erscheint am 22.08.2024
Cover des Buches Der Mann, der Balzacs Romane schrieb (ISBN: 9783038200055)

Der Mann, der Balzacs Romane schrieb

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Erschienen am 13.02.2014
Cover des Buches Die Liebe, sagte Stradivari (ISBN: 9783852183817)

Die Liebe, sagte Stradivari

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Erschienen am 01.03.2002

Neue Rezensionen zu Jürg Beeler

Cover des Buches Die Zartheit der Stühle (ISBN: 9783038201052)
Kristall86s avatar

Rezension zu "Die Zartheit der Stühle" von Jürg Beeler

Leseempfehlung!
Kristall86vor einem Jahr

!ein Lesehighlight 2022!


Klappentext:

„Im Alltag ist Matteo schweigsam, nur auf der Bühne kommen ihm die Worte wie von selbst. Sein Gedächtnis ist legendär, doch ausgerechnet ihm passiert, wovor sich jeder Schauspieler am meisten fürchtet: Als Shakespeares König Lear fällt er aus dem Text, wenige Tage nach dem Begräbnis seiner Lebenspartnerin.


Matteo flüchtet aus Berlin nach Lerone, einer süditalienischen Kleinstadt, um wieder mit seiner alten Liebe anzuknüpfen: mit der Piazza d’Oriente, der schönsten Piazza der Welt. Von ihr erhofft er sich endlich Ruhe.


Doch die Alpen, die er zwischen Berlin und Lerone geschoben hat, schützen ihn nicht vor dem Vergangenen. Eine Fremde taucht auf, die behauptet, sie würden sich kennen. Zu spät geht ihm auf, dass sie nicht zufällig in Lerone ist.“


Es gibt so winzige Momente im Leben, die bringen alles aber auch wirklich alles durcheinander und es gibt nur wenige Möglichkeiten diese zu überwinden. Entweder die Flucht nach vorn, oder sich dem Problem stellen. Matteo entscheidet sich für ersteres. Kann man es ihm verdenken? Bei dem was er erlebt hat eigentlich nicht. Er hat seine Lebenspartnerin verloren und irgendwie schlägt er sich mit seiner Trauer nun durchs Leben und dann das! Der Leser wird schnell und wahrlich emotional an Matteo herangeführt. Das eigene Gedankenkarussel darf dabei stets aktiv bleiben ohne das man die Geschichte dabei aus den Augen verliert. Matteos Flucht ist dann Italien. Wir begleiten ihn auf diesem Weg und schnell wird deutlich: die Alpen fungieren als Schutzwall und Trennlinie. Aber kann man sich wirklich vor allem verstecken? Und was hat die Zartheit der Stühle selbst damit zu tun? Lesen Sie dieses  kleine Prachtwerk selbst und gehen Sie mit Matteo auf seine ganz eigne Reise. Der Autor Jürg Beeler hat hier ein wunderbares und wahrhaft berührendes Buch verfasst, welches ohne Kitsch und Trief auskommt. Er beschreibt das Leben pur und rein und er beleuchtet mit seiner Figur „Matteo“ die tiefen und traurigen Punkte eines Jeden von uns. Wir sehen sie nur nicht gern und wollen sie auch oft nicht sehen. Und was die Fremde betrifft: Lassen Sie sich überraschen! Hier passt alles gekonnt und harmonisch zusammen und beschert damit dem Leser eine einmalige Leseerfahrung. Beeler hat hier feine philosophische und auch psychologische Aspekte zusammen gesetzt und dabei immer noch die besonderen Feinheiten beachten, die der Leser einfach gern lesen möchte. Ein wirklich besonderes Buch! 5 von 5 Sterne

Cover des Buches Solo für eine Kellnerin (ISBN: 9783852185514)
HeikeGs avatar

Rezension zu "Solo für eine Kellnerin" von Jürg Beeler

Rezension zu "Solo für eine Kellnerin" von Jürg Beeler
HeikeGvor 16 Jahren

Harmonische Disharmonien

Zwei Männer, eine Frau - der eine ist mit ihr verheiratet, der andere ihr Liebhaber. Beide sind zudem miteinander verwandt. Onkel und Neffe berichten in abwechselnden Erzählsträngen von den Schwierigkeiten in der Liebe und im Leben im Allgemeinen sowie mit Frauen im Besonderen. Jürg Beelers feinfühlig komponierter Blick ins Innere der menschlichen Seele.

Ein leichter Luftzug, ein Hauch nur, streift durchs Geäst und lässt eine kleine Melodie in unserem Ohr erklingen. Wir sehen uns um, die Sonne spiegelt sich im Silber der Metallstäbe - ein Windspiel. Die scheinbar losgelöste Bewegung, die sphärenartigen, zarten und harmonischen Klänge üben eine besondere Faszination aus, sie beruhigen und verzaubern uns. Immer wieder ist man gewillt, durch Impulsgebung die Töne erneut hervorzulocken.

Windspiel heißt auch einer der zwei Hauptprotagonisten im schmalen Roman des Schweitzer Schriftstellers Jürg Beeler. Und fast scheint es, dass der Autor den Namen nicht zufällig gewählt hat. Denn Joachim Windspiel - Mitte 50 - ist ein Mann, der fremden Anstoß benötigt, um in Schwung zu kommen. Er lebt scheinbar schwerelos, allein mit seinem Tenorsaxophon, in den toskanischen Tag hinein, ohne nennenswerte Hochs und Tiefs, in keiner Gegenwart, aber auch keiner Zukunft und Vergangenheit. Seine Mutter, mit der er sich zeitlebens nicht gut verstand, ist gestorben und Joachim Windspiel sinniert über sein Leben: "Ich denke nach, über den Himmel, die Ruhe, das Glück, und die ungeheuerlichsten Dinge gehen mir auf, ungeheuerliche Dinge, die ja gerade darum ungeheuerlich sind, weil sie sich nicht ändern lassen, wie sich ja nichts ändern läßt im Leben."

Alter, Leidenschaft und Musik

Ohne irgendwie in den Lauf der Dinge aktiv einzugreifen, ist er schon Zeit seines Lebens eher ziellos durch die Welt gestrauchelt. Früher waren es Alkohol, Drogen und seine professionell ausgeübte Musik. Nach einer radikalen Abkehr von ersteren beiden, nur noch letztere, die die erwünschte Stille und Leidenschaft einfängt. Windspiel ist sein eigener Solist geworden, spielt - nicht nur mit seinem Tenorsaxophon - einen ständig wiederholenden, von Selbstmitleid geprägten, variationsreichen Chorus für "seine Frauen". Immer noch sind sie ein wichtiger Bestandteil seines Lebens, sorgen sie doch für die nötigen Impulse zum Erklingen seiner Töne.
Allerdings fällt der erforderliche Impetus meist allzu heftig aus. Sei es die Ehefrau, die ihn vor die Tür setzt, seine Mutter, aus deren Nachlass der Inhalt von 27 Briefen ihm schwer zu schaffen macht, eine alte Freundin, mit der er ins Bett geht, obwohl er sie nicht ausstehen kann und nicht zuletzt seine Tante Isabel, in deren Ferienhaus er sich einquartiert hat und nicht nur den Küchentisch mit ihr teilt. Aber auch hier scheint die Harmonie gestört.

Doch Johannes Windspiel ist nur ein Erzählstrang, den Jürg Beeler in seine kunstvolle Erzählung einflicht. In stetem Wechsel kommt noch ein weiterer Mann zu Wort, der in einem kausalen Zusammenhang zu Windspiel steht: Alessandro Ducino, der 72-jährige Ehemann eben jener Isabel. Er lebt in der norddeutschen Tiefebene, in dem anderen Haus seiner Frau, das die Hausherrin nur noch selten betritt. Mit ihrem Ehemann verbindet sie kaum noch etwas.
Ducino, ein feinsinniger Geisteswissenschaftler hat eine Hirnblutung relativ gut überstanden und zieht sich mehr und mehr aus dem Leben in die Stille seiner Turmzimmer-Bibliothek zurück. "Je kleiner das Ego, desto heller der Geist, und je heller der Geist, desto schwärzer der Blick auf die Dinge, das ist ein Satz, den ich, Alessandro Ducino, der Welt mitgeben möchte. (...) ich sitze hinter Gittern, meine Tage ziehen gleichförmig vorüber. (...) ein Gefangener und ein Ausgestoßener zugleich." Passionen entwickelt er nur noch für seine Bücher. Er lebt in den Versen Rilkes, den Gedanken von Blaise Pascal, Seneca oder Mark Aurel sowie den Erinnerung an vergangene Leidenschaften.

Poetische Bilder und sprachlich gelungener Text

Zwei Männer, zwei Lebensreflexionen mit ähnlichen Ansätzen: beide kommen mit der lauten Welt nicht gut zurecht. Frauen begleiteten zwar immer ihren Weg, erzeugten jedoch nie wirklich harmonische Schwingungen. Jürg Beeler zeichnet äußerst sensible und einfühlsame Porträts, die sich trotz aller Zusammenhänge und Gemeinsamkeiten (immerhin teilen sie sich ein und dieselbe Frau), stark voneinander unterscheiden. Dabei schaut er seinen beiden Protagonisten tief in die Seele und reflektiert Bilder von äußerst sensiblen Menschen, deren Leidenschaftspendel eine weniger starke Amplitude erzeugt. Ihr Glück ist ein subtileres, feinfühligeres, das leiser vibriert. Und wieder fällt der Vergleich eines Windspiels ein, dass, schlägt man es zu kräftig, nur noch disharmonische Töne erzeugt.

Eine Frau schafft es jedoch, dieser wohldosierte Impuls zu sein - die Kellnerin Angelina.. Johannes Windspiel bezeichnet sie gar als die Zukunft. Sie bleibt während des gesamten Romans zwar weitgehend passiv, spricht nur wenige Worte, wirkt aber als einzige autark, nahezu rein, in den düsteren Gedanken der beiden Protagonisten und ihren schlechten Erfahrungen mit der starken Weiblichkeit. Der Autor hat sie nicht umsonst als Titel gebende Person gewählt und ihr ein Solo gewidmet.

Jürg Beeler erzählt seinen Roman in poetischen Bildern und mit großem Gefühl, aber immer äußerst glaubhaft und ohne sentimental und kitschig zu wirken. Seine Protagonisten werden bewusst nicht vollständig "durchkomponiert", sondern diese "Vollendung" findet ausschließlich im Kopf des Lesers statt, der sich ohne Probleme unmittelbar in sie hineinversetzen und Ableitungen und Schlussfolgerungen auf seine Art ziehen kann.
Das eigentlich Bestechende an diesem Buch ist nicht die Handlung, die mehr oder weniger gar nicht vorhanden ist, sondern die äußerst sensible und sprachlich gelungene Darstellung der Gefühlswelt seiner Protagonisten, die zwar meistens in Erinnerungen schwelgen und eine gewisse Lebensdistanz aufweisen, jedoch immer mit bereitwilliger Selbstironie darüber berichten.

Fazit:
Jürg Beeler hat mit "Solo für eine Kellnerin" ein wunderbar sensibles, feinfühlig-virtuoses, melancholisches Klangstück - beinahe wie für ein Windspiel - komponiert.
Ein Schweizer Autor, dessen Name man sich merken, besser: dessen Bücher man lesen sollte.

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