Rezension zu "Gastgeber der Mächtigen" von Jürgen Dunsch
Manchmal verlaufen historische Entwicklungen in Sprüngen. Für Klaus Schwab scheint jetzt ein solcher Zeitpunkt gekommen zu sein. In seinem jüngsten Buch hofft er auf einen "großen Umbruch" nach Corona. Die Reichen werden immer reicher - so kann es nicht weiter gehen, ist eine seiner Erkenntnisse. Verblüffend daran ist jedoch, dass ausgerechnet Schwab, der das berühmt-berüchtigte Weltwirtschaftsforum gründete, die wirklichen Ursachen dieser katastrophalen Fehlentwicklung nicht sieht.
Dieses schon etwas ältere Buch von Jürgen Dunsch stellt Schwab und sein WEF vor, zeichnet die einzelnen treffen in Davos nach und untersucht die Rolle von Schwab in den internationalen Beziehungen. Ziemlich am Ende des Buches findet man dann endlich auch einmal kritische Stimmen zu dieser privaten und sehr einflussreichen Organisation, die Umsätze von mehreren Milliarden Dollar jährlich produziert.
Ihre jährlich in Davos stattfindenden Treffen von global agierenden Konzernchefs und Staatslenkern führen nie zu irgendwelchen verbindlichen Vereinbarungen, vielmehr werden dort Meinungen ausgetauscht und Kontakte geknüpft, die erst später durchaus weitreichende Konsequenzen haben können. Leider gelingt es dem Autor nicht, wirklich hinter die Kulissen zu schauen oder gar tiefer in die "Globalistenwerkstatt" einzudringen, wie es Buch so schön heißt. Dass es den in Davos versammelten Eliten nicht um das Wohl ihrer Völker, sondern eher um die Abschaffung der Nationalstaaten geht, wird nur verklausuliert beschrieben.
Für global agierende Konzerne sind Nationalstaaten ein lästiges Hindernis auf dem Weg zur weltumspannenden Ausdehnung ihres Einflusses. Im Buch findet man dazu kaum Kritik. Nur ganz kurz kommt ein Wirtschaftsjournalist der NZZ zu Wort, der daran zweifelt, dass Wirtschaftsführer kompetent genug sind, um die Probleme der Welt zu lösen. Das wollen sie auch gar nicht. Vielmehr geht es ihnen um das Wohl ihrer Unternehmen, um günstige Rahmenbedingungen, die sie gerne mit Staatslenkern aus aller Welt besprechen möchten. Und dazu ist Davos tatsächlich der passende Ort.
Krisenbewältigung oder gar eine vorausschauende Krisenverhinderung gehören nicht zu den Kernkompetenzen dieser Leute. Wäre es so, hätten sie die Krise von 2008/2009 vorhergesehen. Was also wirklich in Davos stattfindet, sind Partys, Marketing und Networking. Alles verschleiert mit einem hochtrabenden Begriff wie Weltwirtschaftsforum und dem Anspruch, die Probleme der Welt zu besprechen.
Leider gelingt es dem Autor nicht wirklich, die ganze Show, die dort jährlich abläuft, zu durchschauen. Stattdessen liefert er ein trocken geschriebenes Buch ab, das penibel die jährlichen Themen und Abläufe nachvollzieht und Schwab anschließend einen gewissen Heiligenschein verpasst, der ihm nicht gut steht. Immerhin erfährt man als Leser, sofern man das Buch bis zum Ende durchhält, einiges über das WEF, auch wenn es Dunsch nicht gelingt, die Dinge kritisch und tiefgreifend zu durchleuchten oder wirkliche Zusammenhänge zu erklären.
Wer verstehen möchte, wie Klaus Schwab tickt, sollte besser sein jüngstes Buch lesen.