Jürgen H. Thiel

 3,8 Sterne bei 5 Bewertungen
Autorenbild von Jürgen H. Thiel (©Privat)

Lebenslauf

Jürgen H. Thiel wurde 1964 in Fulda/Hessen geboren und hat 1987 seinen Studienabschluss als Diplom-Informatiker gemacht. Danach hat er bis 2006 knapp zwanzig Jahre in der IT-Industrie gearbeitet. Den größten Teil seiner damaligen beruflichen Laufbahn war er bei einem in der Branche weltweit führenden US-amerikanischen Konzern aus dem Silicon Valley tätig, acht Jahre davon in der obersten Führungsebene der Region Europa, Mittlerer Osten und Afrika (EMEA). In seiner Tätigkeit hat er regelmäßig die Länder dieser Region und auch oft die USA bereist. Seine Karriere wurde besonders durch die Neunziger Jahre geprägt, als er nach dem Mauerfall und dem Zusammenbruch des ehemaligen Ostblocks für den Geschäftsaufbau seines Unternehmens in Osteuropa verantwortlich war. Einer der Höhepunkte seiner Karriere war sicherlich die öffentliche Anerkennung durch den Preis ″Karriere des Jahres″ der Verlagsgruppe Handelsblatt im Jahr 2003. Drei Jahre später, im Jahr 2006, hat Jürgen H. Thiel seine berufliche Laufbahn in der IT-Industrie vorerst beendet und ist in den Nordosten Brasiliens gereist, um dort für einige Zeit einfach einmal „auszusteigen“. Daraus sind dann am Ende mehr als zehn Jahre geworden, in denen er sich in zwei unterschiedlichen Branchen selbständig gemacht und dabei viele persönliche Erfahrungen aus diesem faszinierenden, aber auch schwierigen Land mitgenommen hat. Seit 2017 lebt er wieder in Deutschland und ist im Management eines Software-Unternehmens sozusagen "rückfällig" geworden. Die Bücher von Jürgen H. Thiel basieren auf seiner sehr persönlichen Sicht und Erfahrung aus den verschiedenen Kapiteln seines Lebens und sind eher autobiografisch gehalten, können aber dem ein oder anderen vielleicht auch als Ratgeber oder Leitfaden dienen.

Alle Bücher von Jürgen H. Thiel

Neue Rezensionen zu Jürgen H. Thiel

Brasilien aus der Sicht eines Deutschen

Meine Vorstellungen über Brasilien waren sehr vage und geprägt von einigen Begriffen, wie Fußball, Rio de Janeiro, Waldbrände, Urwald…. Eigentlich wenig greifbar.

Deshalb war ich auch sehr gespannt auf dieses Buch. Der Autor hat selbst einige Jahre in Brasilien gelebt und dort eine Frühstückspension, eine sogenannte Pousada betrieben. Dadurch hat er eng mit Menschen in Nordbrasilien zusammengelebt und gearbeitet.

Er schreibt sehr anschaulich über seine Erlebnisse, die er in den Jahren in Brasilien als Unternehmer mit Gästen, Mitarbeitern, Behörden und bei sonstigen Begegnungen hatte.

Beim Lesen des Buches wurde mir zum Beispiel erst bewusst, wie groß die Entfernungen in Brasilien überhaupt sind und ich erfuhr unter anderem auch, aus welchen ethnischen Gruppen sich die Bevölkerung zusammensetzt.

Die Erlebnisse des Autors sind interessant geschrieben, manchmal werden Ereignisse geschildert, die wir uns in Deutschland gar nicht vorstellen können, wie z.B. die Bestechlichkeit von Polizisten, die wegen sehr geringer Gehälter einfach darauf angewiesen sind auf für uns unglaubliche, skurrile Art und Weise zu Geld zu kommen. So gibt es viele Geschichten, die Jürgen Thiel erlebt hat, die nachdenklich machen und manchmal auch zum Schmunzeln anregen.

Ich werde nach dem Lesen des Buches Brasilien nun etwas anders sehen und  fand es interessant von jemandem über Brasilien zu lesen, der das Land mit „deutschen Augen“ gesehen hat.

Jenseits von Samba ... tun sich die Abgründe auf.

„ Jenseits von Samba und Karneval“ von Jürgen H. Thiel ähnelt der bekannten Sendung „Goodbye Deutschland“, bloß in Buchform. Inhaltich ist hier aber viel mehr. Und dankenswerterweise ohne Werbung, was heute keine Selbstverständlichkeit ist.

Der Autor erzählt über seine gut 10 Jahre im Nordosten Brasiliens, die er erst als Pensionswirt und später als Consultant im IT-Bereich verlebt hat.

Stilistisch recht gut erzählt, logisch aufgebaut, konnte Herr Thiel seine Erfahrungen klar und verständlich an die Leser übermitteln. Sie kamen authentisch rüber, sodass man glaubte, das Ganze während der Lektüre zusammen mit dem Autor, in zusammengefasster Form, nochmals zu erleben. Es gab auch einige allgemeine Infos über Brasilien, die hier ganz gut passten.

Wer plant also, nach Brasilien auszuwandern oder dort einige Jahre zu verbringen, dem kann man dieses Buch ans Herz legen.

Was mich beim Inhalt störte, war die geballte Ladung Negativität. Wie egoistisch, hinterlistig, korrupt, kriminell usw. usf. Nach den ersten Kapiteln hoffte ich noch, dass man aus diesem Tal der Tränen herauskommen würde, aber als sich diese Herangehensweise, bloß in anderen Kontexten, Kapitel für Kapitel wiederholte, wurde so langsam klar, dass man damit bis zum Schluss leben musste. Und in der Tat, dies steigerte sich noch als eine Art Crescendo, bis es zum Höhepunkt kam und die Heimwanderung zurück nach Deutschland rechtfertigte. Am Ende wurden zwar einige positiveren Aspekte wie relativierenden Sätze hinzugefügt, aber wenn man zu 99% durch das Tränental durchmusste, das machte dann im Endeffekt den Kohl auch nicht mehr fett. Jedes Mal nach paar Seiten konnte ich nicht anders, als das Buch wegzulegen und etwas anderes zu lesen.

Noch einen Stern muss ich leider für die Form abziehen. Hier gibt es vielerlei: Zeichensetzung erwies sich stellenweise als recht abenteuerlich, z.B.: Nach dem Komma folgte auch noch der Punkt. Flüchtigkeitsfehler beim Satzbau gab es hie und da ebenfalls. Und was mich vom Anfang bis Ende gestört hatte, war die profane Art, wie das Buch gesetzt wurde. 7 mm für den Rand an der rechten Seite sind definitiv zu wenig. Dafür hätte man die Leerseiten, z.B. S. 207, 208, 237, 238, 259,260 löschen können. Die Kapitel hätten auch auf der linken Seite anfangen können, in einem Selfpublisherbuch wäre es weiter nicht so das große Problem gewesen. Dafür aber den Rand mind. 1 cm. Das hat auch praktische Gründe. Ich markiere oft Seiten mit Klebezetteln. Hier war es schwierig, diese am Rand zu befestigen. Die schwarz-weiß Fotos, in dieser Qualität, hätten gern wegbleiben können.

Fazit: Als ein Bericht persönlicher Erfahrungen im Nordosten Brasiliens geht der Inhalt in Ordnung. An der Form, in vielerlei Hinsicht, hätte man gern noch arbeiten können.


"Ordem e Progresso" - Ordnung und Fortschritt

Wer von Brasilien hört, denkt häufig an Sambarythmen, den Zuckerhut, die Copacabana und, wenn man die Nachrichten verfolgt, an Favelas, Korruption sowie an Politiker, die viel und gerne in die eigene Tasche wirtschaften.   

Einer, der so einiges erlebt hat, ist Autor Jürgen H. Thiel. Aus dem ursprünglichen Ziel, ein wenig Auszeit zu nehmen ist ein zehnjähriger Aufenthalt mit eigener Frühstückspension geworden. 

Hier schildert er launig seine Erfahrungen mit Behörden, Handwerkern und Mitarbeitern sowie Gästen seiner „Pousada“. Über das seltsame Verhalten von Hotelgästen können wohl alle Zimmervermieter ein Lied singen. Die eine oder andere Anekdote lässt die Leser schmunzeln. Wahrscheinlich muss selbst der Autor - aus der Distanz von Ort und Zeit - über die überbordende Bürokratie grinsen. Die Episode mit dem Führerschein hat mir besonders gut gefallen. 

Als Sicherheitstechnikerin, die sich mit Arbeitnehmerschutz und (Um)Bauvorhaben beruflich beschäftigt, steigen mir ob der geschilderten „Handwerkskünste“ die Grausbirnen auf. Auch das Foto des durchgeschmorten E-Verteilers sowie des Stromkabelsalats lehren einen das Fürchten. 

Die Seitenblicke auf die Bildung, die kommunale Infrastruktur oder das nur rudimentär vorhandene Gesundheitssystem, lassen uns, die aus dem Vollen (bei der Auswahl) schöpfen, dieses Land als dauerhaften Wohnsitz wohl nicht so richtig schmackhaft machen. Natürlich, mit dem nötigen Kleingeld, kann auch in Brasilien gut gelebt werden. Die Mehrheit der Bevölkerung lebt zusammengedrängt in kleinen Behausungen, ohne Chance auf großartige Verbesserung. EIn bisschen trägt auch die Mentalität der Menschen bei. Wobei sich hier die Frage nach „Henne oder Ei“ stellt. Sind die Menschen so, weil sie keine Perspektive haben, oder haben sie keine Perspektive, weil sie so sind.  

Trotz der manchmal doch recht harschen Kritik an der Politik oder den Menschen, spürt der Leser doch die Zuneigung des Autors zu diesem faszinierenden Land.  Der Spruch auf der Flagge "Ordem e Progresso"  (Ordnung und Fortschritt) muss nur noch ein bisschen mehr gelebt werden.

Fazit: 

Ein interessanter Blick auf Brasilien abseits von Caipirinha, Strand und Sonne. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.

 

Gespräche aus der Community

Ich habe im März 2006 meine Managerkarriere an den Nagel gehängt und bin in den Nordosten Brasiliens gereist, um sozusagen einen Sabbatical einzulegen. Daraus sind am Ende mehr als zehn Jahre geworden, in denen ich dort gelebt und gearbeitet habe. Dabei habe ich Brasilien "jenseits von Samba und Karneval" kennengelernt und möchte dem Leser diese Sicht in meinem Buch etwas näherbringen. 

38 BeiträgeVerlosung beendet
jthiels avatar
Letzter Beitrag von  jthielvor 5 Jahren

Vielen Dank für die Rezension!

Zusätzliche Informationen

Jürgen H. Thiel im Netz:

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