Ich fand es faszinierend, wie er nach und nach alles mit diesem einen Satz ablehnte. Für ein „Nein, das mache ich nicht“ könnte man ihm böse sein, ihn abmahnen oder Sonstiges. „Ich möchte lieber nicht“ wirkt als hätte man Bartleby vor eine Auswahl aus mehreren Möglichkeiten gestellt.
Überraschend finde ich das Verhalten des Notars gegenüber dem Arbeit verweigernden Bartleby. Anstatt ihn direkt zu entlassen, lässt sich der Notar dazu hinreißen Bartleby nicht nur immer wieder die Arbeitsverweigerung zu verzeihen, er gewährt ihm schließlich sogar Unterschlupf in seinen Büroräumen, sorgt sich nach dem Umzug seiner Kanzlei um den Vergessenen und gibt letztlich dem Koch noch den Auftrag sich um Bartleby besonders zu kümmern. Es wird nicht erklärt aus welchem Grund er sich Bartleby gegenüber so verhält. An einer Stelle steht sogar, dass er sich sein Verhalten selbst nicht erklären kann. Ich glaube es ist die Mitleid erregende Hoffnungslosigkeit die er als Figur ausstrahlt. Man kann ihm nicht nur nicht böse sein, sondern tut auch alles, damit es Bartleby besser geht.
Der ständige Konsum der Ginger Nuts ist wie ein Lebenselixier der Kanzleimitarbeiter, die ihnen von dem Jungen, den sie nach dem Gebäck benennen, sozusagen als Energielieferant gebracht werden. Auch Bartleby versucht die ihn überkommende Hoffnungslosigkeit und Lebensunlust mit dem ausschließlichen Verspeisen dieses Gebäcks zu überstehen.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Ich habe viel darüber nachgedacht, warum man in so einer Situation so handelt, wie es der Anwalt getan hat. Einen Mitarbeiter nicht rauszuwerfen, der nicht nur anfängt verschiedene zusätzliche Arbeiten nicht übernehmen zu wollen, sondern irgendwann auch nicht mehr tut, was das Mindeste ist und wofür er bezahlt wird.