Cover des Buches Gnadenzeit (ISBN: 9783957340276)
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Rezension zu Gnadenzeit von Jürgen Mette

Keine gelungene Mischung

von JoJansen vor 8 Jahren

Kurzmeinung: Krimi und christliches "Umkehr-Szenario" geht für mich nicht wirklich zusammen.

Rezension

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JoJansenvor 8 Jahren

Dieses Buch nahm ich mit der Erwartung in die Hand, den versprochenen christlichen Krimi zu lesen. Es begann auch ganz witzig, Kommissar Alois Bachhuber ist ein Oberstorfer Original, genau wie seine Frau Hilde. Dass manche Dialoge im Dialekt des Kleinwalsertals geführt wurden, gefiel mir ebenfalls. Es gab gleich zu Anfang eine Leiche ... also ein echter Krimi, sollte man meinen. Doch dann kam die Rückblende ins Leben der Ermordeten. Seitenweise theoretische Theologie wurde mit wenig Handlung umhüllt. Die Hintergrundgeschichte war zwar gruselig, eine Art christlicher Hinterhof-Sekte, die ihre Mitglieder kontrollieren wollte und deshalb jede Art von intellektueller Bildung verbot. Kein Studium für die "Lämmer" der Gemeinde, keine studierten Menschen in ihren Räumen. Die restlichen Personen, die im Buch vorkamen, waren mehr oder weniger gläubige Christen, die am Ende alle auf den rechten Weg zurückfanden. Gnadenzeit ... Tut mir leid, aber das ist für mich die sehr einseitige Beschreibung einer aus Sicht des Autors vielleicht wünschenswerten christlichen Parallelwelt. Selbst der Kommissar hatte zum Schluss Gefallen an Bibelstunden und ging regelmäßig dorthin. Mörder, Misshandler und Kinderprügeler fanden unter Tränen zurück zu Jesus. Einzig die aus der ehemaligen DDR ins christliche Allgäu zugezogene Larissa (ein in der DDR absolut nicht gebräuchlicher russischer Vorname) blieb ein hoffnungsloser Fall. Na ja, sie war nie getauft worden, für sie galt die Gnadenzeit wohl nicht ...

Ein paar Rechtschreiben- und Zeitfehler sind mir aufgefallen, dazu etwas Verwirrung im zeitlichen Ablauf.

Zuviel erhobener Zeigefinger und Hinweis auf den wahren Glauben nahmen der Handlung des Krimis ihre Glaubwürdigkeit. Für meinen Geschmack sollte man Krimi und Christliche Belehrung trennen. Zwei Bücher wären in diesem Fall besser gewesen, als beides gemeinsam ins Weihwasserbecken zu werfen. Bei mir wird so schnell kein christlicher Krimi mehr im Bücherregal landen. Wobei, "Father Brown" fand ich cool.

Leider nur 2** (hier korrigiere ich mich entgegen meiner ersten Einschätzung von nur 1*) und die Empfehlung, lieber einen anderen Krimi zu lesen. Und bei Bedarf die Bibel.
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