Inselbedrohung: Die Namenlosen von Amrum - Jürgen Rath
von DunklesSchaf
Kurzmeinung: Ein stimmungsvoller Krimi mit einer unheimlichen, bedrohlichen Atmosphäre und zwei ungleichen Charakteren, die das Geheimnis auf Amrum lösen
Rezension
Steffen Stephan ist das Klischee des biederen Akademikers schlechthin. Alleinstehend, vollständige Begeisterung von Friedhöfen, aufrecht und rechtschaffen, ordentlich und ein wenig staubig. Und dann wird ihm die junge und quirlige Literaturstudentin Lilianne an die Seite gestellt. Diese wirbelt seinen beschaulichen Urlaub so richtig durcheinander. Stephan ist dann auch nicht nur davon konsterniert, wie offenherzig und flippig sie ist, sondern auch davon, mit wie viel Elan und Begeisterung Lilianne sich an die Arbeit macht.
Doch auf Amrum haben die beiden nur wenige Freunde. Als die beiden am Friedhof herumschnüffeln, werden die Amrumer immer verschlossener und feindseliger. Und dies nicht nur hinter vorgehaltener Hand, sondern offen ins Gesicht. Der Urlaub endet und die beiden „flüchten“ nach Hamburg ins Institut. Doch die beiden haben Feuer gefangen – wenn auch beide sehr unterschiedlich, geht es Steffen doch darum, den Friedhof zu katalogisieren und Lilianne eher darum vielleicht einen oder mehrere Morde aufzuklären. Letztendlich ist die Arbeit der Wissenschaftler aber recht trocken und langweilig – unzählige Archive müssen durchgesehen oder angefragt werden, uralte Zeitungen durchgesehen und Telefonate geführt werden.
Doch letztendlich müssen die beiden wieder nach Amrum, um das Rätsel letztendlich zu lösen. Dieser dritte Teil des Buches ist höchst dramatisch und auch recht unheimlich. So hat man das Gefühl, als folgte man zwei Soldaten auf feindlichem Gebiet. Und nach einer spektakulären Wattwanderung folgt dann der, zugegebenermaßen, etwas enttäuschende Showdown.
Der Krimi lebt von der unheimlichen und bedrohlichen Stimmung auf der Insel, der reibungsreichen Beziehung der beiden Wissenschaftler und dem Geheimnis um die Angeschwemmten. Die trockene Forschung nach den Toten und das biedere Klima muss einem nicht liegen, passt aber irgendwie in die Zeit und in das Buch. Die knifflig-biedere Dreiecksbeziehung ist unnötig und verleiht dem Buch keinen Mehrwert. Allerdings war ich persönlich sehr glücklich, dass zwar norddeutsche Lebensart zu spüren war, aber kein Platt vorhanden, denn da muss ich die Flügel strecken, das verstehe ich einfach nicht.
Fazit:
Ein stimmungsvoller Krimi mit einer unheimlichen, bedrohlichen Atmosphäre und zwei ungleichen Charakteren, die das Geheimnis um „Die Namenlosen von Amrum“ lösen.