Jürgen Ritte

 3,4 Sterne bei 28 Bewertungen

Lebenslauf

Der Literaturkritiker und Übersetzer Jürgen Ritte, geboren 1956 in Köln, ist Professor für Literaturwissenschaft und interkulturelle Studien an der Sorbonne Nouvelle in Paris, Mitbegründer und Vizepräsident der Marcel Proust Gesellschaft und Autor zahlreicher Publikationen, unter anderem über Proust. 2016 erschien die von ihm heraus gegebene zweibändige Auswahl: Marcel Proust, Briefe 1879-1922.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Jürgen Ritte

Cover des Buches Bis auf die Knochen (ISBN: 9783716026243)

Bis auf die Knochen

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Erschienen am 01.08.2009
Cover des Buches Marcel Proust am Genfer See (ISBN: 9783458195115)

Marcel Proust am Genfer See

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Erschienen am 07.03.2022

Neue Rezensionen zu Jürgen Ritte

Cover des Buches Kein Wort mehr über Liebe (ISBN: 9783423141987)
Karola_Dahls avatar

Rezension zu "Kein Wort mehr über Liebe" von Hervé Le Tellier

Paris und die Liebe zwischen Intellektuellen – schöne Sommerlektüre!
Karola_Dahlvor 3 Jahren

Zwei Familien, 2 Liebhaber, alle um die vierzig, in Paris als Psychologe, Schriftsteller, Anwalt, Arzt tätig , genießen ein scheinbar perfektes Leben. Doch als die zwei Ehefrauen sich neu verlieben, bröckelt die Familienharmonie. Mit den ersten Zweifeln an der neuen Liebe verfliegt jedoch auch der angenehme Rausch dieser Gefühle wieder.

Im Text sind teils melancholisch untermalt auch Gedanken zum Schreiben an sich verflochten mit Fakten zur Psychoanalyse, Mikrochirurgie des Auges, zur Intellektuellenszene. Der Schreibstil ist leicht, locker, virtuos und angenehm.

Cover des Buches All die glücklichen Familien (ISBN: 9783423289719)
Claris avatar

Rezension zu "All die glücklichen Familien" von Hervé Le Tellier

böse, gute, verrückte Familie
Clarivor 3 Jahren

Es ist ein wenig Mode geworden in Frankreich, die eigene Familiengeschichte zum Thema von Romanen zu machen. Ob Annie Ernaux oder Edouard Louis: man begibt sich in die Familiengeschichten und findet heraus, wie und auf welche Weise sie Anteil des eigenen Lebens waren, und welchen Einfluss sie auf die eigene Lebensgestaltung genommen haben.

 

So macht es auch Hervé le Tellier mit seinem neuen Roman „ All die glücklichen Familien“.

 

Er zeichnet sich allerdings dadurch aus, dass er mit großer Distanz auf die einzelnen Familienmitglieder herabblickt. Dass er mit Spott sich selbst zum „Monster“ mangels Sohnesliebe erklärt, ist nur eine Seite der Geschichte.

 

Ob Mutter, Vater, Stiefvater oder Großvater: er betrachtet mit Ironie und Witz, wie sie sich zueinander verhalten. Der Großvater, ein Patriarch, in dessen Obhut der kleine Tellier die ersten Jahre seines Lebens verbringt, kommt da noch glimpflich davon. Schlimmer ist der leibliche Vater, der sich schon kurz nach Geburt seines Sohnes aus dem Staub gemacht hat. Die Mutter lässt den Sohn bei ihren Eltern, um ihrerseits ihr ungebundenes und unabhängiges Leben dem eigenen Familienleben vorzuziehen. Dass sie zuletzt bei einem penetranten, adeligen Langweiler endet, ist nur eine Pointe dieses skurrilen Familienromans. Durch Adoption trägt Hervé zuletzt auch noch dessen Nachnahmen.

 

Recht traurig wird es bei Telliers Verhältnis zur Mutter. Was für ein Kampf gegen diese lieblose, zornige Frau! Seine Versuche, ihr näher zu kommen, prallen alle an ihr ab.

 

Er erzählt nicht larmoyant sondern nimmt wahr, wie alle diese Onkel, Tanten und Erwachsenen an ihrer Unfähigkeit zur Lebensgemeinschaft kaputtgehen. Echte Liebe findet sich kaum. An Hinweisen und Bezügen zu literarischen und biblischen Vergleichen oder einschlägigen Texten fehlt es in dieser Geschichte nicht. 

 

Hervé le Tellier hat alles im Blick. Ihm entgehen keine Sonderbarkeiten und Charakteristiken dieser verrückten Familie. Vielleicht steckt in seinen Beobachtungen auch eine gehörige Portion Sarkasmus im Sinne von „so sind Familien“. Auf jeden Fall findet sich ein Konvolut verschiedener Eigenschaften, die man in Familien finden kann. 

 

Diesen Autor haben Lieblosigkeit und schwere Schicksalsschläge geprägt. Seine Bewältigung ist die Leichtigkeit, mit der er sich der Geschichten annimmt. Gelegentlich spürt man durchaus auch Tragik, wenn er beschreibt, wie sehr ihm Liebe und Anerkennung von Seiten der Väter und der Mutter gefehlt haben.

 

Der Tenor von Telliers Ausführungen liegt in der Frage: muss man seine Familie lieben?

Und er kommt zu dem Schluss: man muss es nicht!

 

Eine anspruchsvolle und geistreiche Lektüre erwartet den LeserIn!

Cover des Buches All die glücklichen Familien (ISBN: 9783423289719)
M

Rezension zu "All die glücklichen Familien" von Hervé Le Tellier

Bös, aber mit Tiefgang
M.Lehmann-Papevor 5 Jahren

Bös, aber mit Tiefgang

„Es dürfte ein Skandal sein, seine Eltern nicht geliebt zu haben“.

Mit diesem, leichten, Paukenschlag beginnen die Betrachtungen des Ich-Erzählers des neuen Romans von LE Tellier.
Ein leichter Schlag, weil natürlich in der modernen Nachrichten- und Kommunikationswelt vielfache Fälle misshandelter Eltern, juristischer Prozesse zwischen Eltern und Kindern (vor allem, wenn es ums Geld geht) auch die andere Seite misslungener Familienbeziehungen öffentlich bekannt machen.

Der Leser ist somit darauf vorbereitet, dass es auch nicht selten anders sein kann als harmonisch und mit tragfähigen familiären Beziehungen durchs Leben zu gehen.

„Kinder dürfen nicht gleichgültig sein. Sie sind also dazu verdammt, auf immer Gefangene der Liebe zu sein, die so spontan ihren Eltern entgegenbringen“.

Tja, nicht so beim Ich-Erzähler.

„Zu seiner Beruhigung sagte ich lächelnd: „Nichts Schlimmes, mein Vater ist gestorben“. Jean Pierre hat gelacht, da wusste ich, dass ich ein Monster war“.

Wirklich? Oder ist diese überaus distanzierte Haltung zum Stiefvater (denn der ist gestorben, wie auch der leibliche Vater noch sterben wird) aus der Entfaltung der Beziehungen heraus und aus den Personen ans ich heraus sehr verständlich?

„Die Stelle meines Vaters stand weitestgehend zur Disposition, aber er riss sich nicht darum, sie zu besetzen“.

Wie im Übrigen auch die Mutter eher zänkisch veranlagt ist, einer gewissen Misanthropie folgt und auch hier, wie bei fast allen anderen „Teilnehmern“ der Familie es auch dem Leser schwerfallen würde, hohe Sympathie für solche Haltungen und Menschen zu entwickeln. Wobei Le Tellier das Kunststück gelingt, dass dies auch auf den Ich-Erzähler mit zutrifft, auch wenn man diesen noch am besten in seinen Erfahrungen und inneren Motiven verstehen kann.

So entfaltet sich vor den Augen des Lesers ein sicherlich autobiographisch bewegtes „emotionales Distanzieren“ von klein an, welches LE Tellier mit solch trockenem Humor und präzisem Blick auf die Situationen und die innere Ausprägung der Persönlichkeiten erzählt, dass kaum ein Auge trocken bleibt und damit schwierige Wahrheiten luftig und humorvoll verpackt zwar immer wieder stocken lassen, aber Tempo und Lesefluss des Romans den Leser ohne Weiteres dabei auch immer wieder einfangen.

„Eines Tages ließ ich zu Hause eine persönliche Meinung verlauten. Eine Unbedachtheit, denn so etwas passiert mir nur selten“.

Angesichts einer „verrückten Mutter“ in „burleskem Ausmaße“, angesichts eines überaus kontrollierenden Stiefvaters und anderer echter „Gestörter“ im Familienumfeld. Und ob der Großvater da wirklich „der einzig feste Sockel meiner Kindheit“ dauerhaft ist, auch das muss sich erst einmal herausstellen. Was Le Tellier mit umwerfenden, kleinen Szenen wie jener, als die Sargträger zur Beerdigung des Vaters antreten, erst einmal gewisse Runden vor der Kirche drehen müssen, was die parkenden Autos angeht.

Eine herzerfrischende Lektüre mit Tiefgang hinter der legeren und lockeren Sprache.

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