Rezension zu "Der Rosental Plan" von Jürgen W. Roos
Ich lebe seit anderthalb Jahren in Dresden. Ich möchte Dresden meine Wahlheimat nennen. Ich arbeite im sächsischen Inland. Als ein Freund aus Dresden mich davor gewarnt hat, dass die politische Atmosphäre in Dresden und Sachsen in den letzten Jahren immer mehr nach rechts rückt, habe ich dem keine große Bedeutung geschenkt. Jedoch, seitdem ich hier bin, habe ich die Bedeutung seiner Worte endlich verstanden. Jeden Montag monatelang sie Tausende von Menschen durch die Dresdner Innenstadt marschiert, um gegen die Aufnahme von Flüchtlingen sowie gegen Migranten allgemein zu demonstrieren. Deutschland den Deutschen. Besorgte Bürger. Manche tatsächlich nur besorgt, mache eher angsteinflößend… Die Gemütslage ist hochaktuell. Rechtes Gedankengut ist nicht mehr so verpönt und verboten, wie es früher mal war. Genau dieses Thema greift dieses Buch in Romanform auf.
Markus Hagen ist ein Ex-Journalist, der in Israel gearbeitet hat. Dort hat er leider seine kleine Tochter an einem Attentat verloren. Als ob es nicht schlimm genug wäre, vermutet er, dass seine bis dahin Partnerin an dem Attentat involviert war. Verzweifelt und enttäuscht vom Leben, hängt er seine Karriere an den Nagel und fängt ein neues Leben an der kroatischen Adria-Küste, in dem er Touristen auf einer Jacht herumführt. Sein Leben plätschert so vor sich hin, bis sich ein äußerst seltsamer Fall ereignet: Er findet mehrere gefälschte israelische Pässe, sowie eine große Geldsumme, die nicht für ihn bestimmt waren… Hagen wird in einer Spionage-Geschichte verwickelt, in der der israelische Geheimdienst sowie rechtsradikale Kräfte verwickelt sind. Das Ziel: Attentate durch rechtsradikale in Deutschland verhindern. Gleichzeitig lernt Hagen Chiara Bertone kennen, eine italienische Kinderärztin, die ihm gerne bei den Ermittlungen behilflich sein will. Die Liebe fürs Leben? Die beiden fangen ein Abenteuer an, die sie von Kroatien nach Venedig und letztendlich nach München führt. Werden sie es schaffen, den Terroristen auf die Schliche zu kommen?
Die Stärke dieses Buch: Jürgen W. Roos hat mit diesem Buch ein sozial sehr wichtiges Thema zur Sprache gebracht. In das Buch fließen viele Informationen und Theorien über rechtsradikale Organisationen in Europa mit ein. Man erfährt mehr darüber, wie diese ihren Einfluss in der Bevölkerung bestärken, warum Menschen sich diesen anschließen, welche größeren politischen Pläne diese hegen und welche unorthodoxe, teilweise gefährliche Methoden von diesen genutzt werden. Ich kann mir vorstellen, dass viele der Informationen im Buch tatsächlich sehr nah an der Wahrheit sind.
Was mir weniger gut gefällt: Das Buch wird als Thriller verkauft. Jedoch mehr als die Hälfte des Buchs wird der Entwicklung der Liebesgeschichte zwischen Chiara und Hagen gewidmet. Dabei werden viele alltägliche Szenen beschrieben. Somit kann man zwar ein gutes Bild der schönen Kulissen bekommen, Spannung baut sich jedoch, wenn überhaupt nur langsam und eher gegen Ende auf. Einige der Szenen hätte man meiner Meinung nach auslassen können. Die Charaktere empfinde ich großenteils als glaubhaft, jedoch etwas flach dargestellt (mit der Ausnahme der beiden Protagonisten).
Zur aktuellen Hard-Cover Ausgabe möchte ich vermerken, dass das Cover sehr schön aussieht. Dank des Covers wäre mir das Buch sicherlich aufgefallen. Den Klappentext habe ich auf Anraten anderer Mitleser nicht gelesen und im Nachhinein festgestellt, dass darin einen großen Teil der Geschichte schon verraten wird. Während des Lesens sind mir einige typografische Fehler aufgefallen, die in eventuellen zukünftigen Ausgaben sicherlich noch verbessert werden könnten.
Auch wenn das Buch mich nicht durchweg gefesselt hat, bedanke ich mich für die neuen Einblicke in ein so relevantes und aktuelles Thema!