J. D. Vance

 4,1 Sterne bei 76 Bewertungen

Lebenslauf

James David Vance, geboren 1984, wuchs in der Industriestadt Middletown im US-Bundesstaat Ohio und in den Appalachen von Kentucky auf.. Während seiner Jugend erlebte er den wirtschaftlichen Niedergang und den Abstieg der Menschen dort mit, während er in zerrütteten Familienverhältnissen aufwuchs. Später studierte er an der Yale University Jura und arbeitete dann in einer Investmentfirma. Sein Buch "Hillbilly-Elegie" wurde ein überwältigender Erfolg. Vance lebt in Columbus, Ohio.

Quelle: Verlag / vlb

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Neue Rezensionen zu J. D. Vance

Was J.D. Vance heute denkt, wird natürlich nicht klar.

In dem bekannten Roman Hillbilly Elegy erzählt der amtierende (2025) Vizepräsident der USA von seiner Jugend im Rust Belt der Vereinigten Staaten. Er erklärt die Mentalität der sogenannten Hillbillies, gleich Hinterwäldler, im Raum Ohio/Kentucky. Er ist der erste, (der einzige?), der es geschafft hat aus prekären Verhältnissen kommend, aufzusteigen.
Vance meint, es liege nicht nur an fehlender staatlichen Unterstützung, dass die Leute der white working class die soziale Leiter nicht hinaufkommen, es liegt natürlich schon daran, aber in erster Linie liegt es an der Mentalität. Hoffnungslosigkeit und Armut gehen Hand in Hand. 

Der Kommentar und das Leseerlebnis: 

Es hat den Anschein als ob J.D. Vance keine CoAutoren gebraucht hätte, eloquent genug ist er, einen Roman zu schreiben. Dies spricht für ihn und für den Roman. Er liest sich leicht, der Autor spricht offen über seine Herkunft, ohne peinlich zu sein! Natürlich ist auch die Geschichte seiner Familie per se interessant.
Hillbilly Elegy ist kein Roman, sondern eine Autobiografie, die J.D. Vance schon ziemlich früh geschrieben hat, er ist noch keine Vierzig. Er hat hart gearbeitet, ja geschuftet, um sich Bildung zu erwerben, er war sich für nichts zu schade. In den USA ist das nicht so einfach wie bei uns. College + weitere Ausbildungsstätten kosten viel Geld.
Es ist bewundernswert, wie sich der Junge aus der Provinz und den ärmlichen Verhältnissen hochgekämpft hat. Beeindruckt hat mich seine vierjährige Zeit bei der Marine. Dort lernte er Disziplin und man brachte ihm Kenntnisse bei, die er vorher nicht hatte, unter anderem, wie man ein Konto aufmacht und wie man mit Geld umgeht.
Später ist es spannend, wie er entdeckt, was „Klasse“ wirklich ausmacht, es gehört mehr dazu als ein Scheckbuch: nämlich ein Netzwerk an Beziehungen. Es gibt Kreise, deren Kindern eine aussichtsreiche Karriere in die Wiege gelegt ist. 

Aber was mich am meisten interessiert hätte, nämlich, Kritik an der Kaste der Reichen, fehlt gänzlich. Es gibt kein einziges kritischer Wort gegen diesen Kreis, der den meisten Menschen verschlossen ist, eben, weil er geschlossen ist. Und wo Macht und Reichtum wie nebenbei verteilt wird. Was denkt Vance heute über die Reichen? Die Superreichen und die Mächtigen? Man weiß es nicht.

Fazit: Den Menschen J.D. Vance lernt man nur oberflächlich kennen; die Situation im Rust Belt der USA dagegen wird anschaulich aufgeschlüsselt. Doch Lösungsvorstellungen hat J.D. Vance keine im Gepäck. Politische Betrachtungen werden leider weitgehend ausgespart. Über Trump + den Brexit, (beworben mit: "profound - a great insight into Trump and Brexit") habe ich nichts gelesen.

Kategorie: Autobiografie
Verlag: William Collins bei Harper Collins, 2016

 

 

 

Cover des Buches Hillbilly-Elegie (ISBN: 9783969053614)
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Rezension zu "Hillbilly-Elegie" von J. D. Vance

Dr_M
Der Hype um dieses Buch ist schwer verständlich

Nachdem J.D. Vance von Donald Trump zu seinem Vize auserkoren wurde, würden die Herrschaften, die dieses Buch nach seinem Erscheinen in den Himmel gelobt haben, vermutlich andere Töne anschlagen. Im vorauseilenden Gehorsam hat der Ullstein Verlag dieses auch gleich einmal aus seinem Programm genommen. Natürlich hat sich der Inhalt dieser Lektüre nicht geändert. Für die Süddeutsche Zeitung war es einst "das wichtigste politische Buch des Jahres". Damals gehörte Vance auch noch zu den Kritikern von Trump. Nun also, da er erst mit Trumps Unterstützung zum Senator von Ohio gewählt wurde und jetzt auch noch sein Vize werden soll, hat sich der Wind offenbar heftig gedreht.

Warum man bereits in jungen Jahren seine Autobiografie schreiben muss, kann nur Vance selbst beantworten. Aber sein eher langweiliges Buch wurde ein gefeierter Bestseller und sogar verfilmt. In neun Kapitel wird das völlig zerrüttete Familienleben der Sippe, in der Vance aufwuchs in vielen Einzelheiten geschildert. Erst danach folgen interessantere Geschichten und Einsichten aus der Zeit, in der er bei den Marines war, und aus seinem Studium in Yale.

Dass dieses Buch den Wahlerfolg von Trump erklären würde, erschließt sich mir nicht. Wie soll den die Schilderung von chaotischen Familienverhältnissen so etwas zustande bringen? Für eine Erklärung müsste man schon tiefer graben und auch viele andere Aspekte in Betracht ziehen. Der Niedergang der weißen amerikanischen Arbeiterklasse mag sicher ein Grund für die Zustimmung zu Trump gewesen sein. Aber sie ist natürlich nicht der einzige Faktor.

Vance tut so, als ob sein Jugendalbtraum typisch für eine ganze Gegend sei. Das kann ich nicht beurteilen, aber etwas seltsam ist das schon. Er jedenfalls gehört zu den wenigen Jugendlichen, die den Ausbruch aus diesen miesen Verhältnissen geschafft haben. Aus eigener Kraft und mit Unterstützung seiner Großmutter.

Das kann man in allen Einzelheiten im Buch nachlesen. Gelegentlich, besonders am Ende, neigt Vance dann zu gewissen allgemeinen Schlussfolgerungen, deren Gültigkeit man nicht überprüfen kann. Und ja, es gibt auch einige wirklich kluge Stellen, insbesondere in den letzten Kapiteln.

Was nicht in diesem Buch steht, ist jedoch viel interessanter. Wie nämlich seine doch recht deutliche Haltungsänderung zustande kam. Einmal aus dem unterklassigen Milieu entsprungen und nun mit Reichtum gesegnet, gehört er jetzt zum Kreis um den Milliardär Thiel, mit dem er eine recht enge geschäftliche Beziehung zu haben scheint. Aber vielleicht erklärt Vance das ja in einem anderen Buch.

Mich hat dieses Werk nicht besonders überzeugt. Es ist streckenweise langatmig und tut so, als ob es eine soziale Studie wäre. Ob das tatsächlich zutrifft, kann man von außen und von hier nicht einschätzen. Die letzten paar Kapitel (ab 10) sind ganz aufschlussreich. Alles davor ist es eher nicht.

Cover des Buches Hillbilly-Elegie (ISBN: 9783548377636)
J

Rezension zu "Hillbilly-Elegie" von J. D. Vance

Johann_Baier
keine neuen Erkenntnisse

Die Lebensgeschichte des Running Mate von Trump ist interessant, aber sie trägt wenig dazu bei, den Wahlsieg Trumps oder Vances Entscheidung, Trump zu unterstützen, zu erklären. Das Buch beschreibt den Weg von J.D. Vance aus einer armen Arbeiterfamilie Ohios mit Wurzeln in der Hillbilly-Kultur Kentuckys an die Elite-Uni Yale, ergänzt um einige Kommentare eines gemäßigten Republikaners.  Die Botschaft, die er seinen Lesern nahebringen will, ist: die Armen sollen nicht auf den Sozialstaat bauen, sondern auf die eigene Kraft, auf die Familie und auf die Kirche. Die Ursache für ihre Armut sind seiner Meinung nach nicht die bösen Politiker, nicht die bösen Konzerne, sondern ihre Faulheit und geringe Wertschätzung der Bildung.

Er kann sich nicht erklären, warum ein Drittel aller armen Weißen glaubt, dass Obama ein Moslem ist, der Amerika zerstören will, und warum noch mehr Weiße glauben, dass Obama kein Amerikaner ist und deshalb kein Recht hat, Amerika zu regieren. Er kritisiert diese Verschwörungstheorien, nicht nur weil sie falsch sind, sondern weil sie eine Rechtfertigung für die eigene Armut, und vor allem für die eigene Passivität liefern: warum soll ich mich bemühen, voran zu kommen, wenn das Land von Verbrechern regiert wird? Die sind an allem schuld, es geht bergab mit Amerika, ich kann nichts machen außer fluchen und trinken.

Das Buch wurde während der Amtszeit Obamas geschrieben, als die Tea-Party-Bewegung mit diesen Lügen und Hassklischees gegen Obama mobilisierte. Die Wählerschaft Trumps gab es offenbar schon vor Trump. Warum Vance heute Trump unterstützt, der in seiner ersten Amtszeit die Armut der weißen Arbeiterschicht nicht verringert hat, ist aus dem Buch nicht zu erklären. Insbesondere wo seiner Meinung nach der Staat sowieso nicht die Lösung ist, sondern das Individuum, die Familie und die Kirche. In seinem Buch vermeidet Vance es, den Sozialstaat komplett zu verdammen, weil er nur mit dessen Hilfe aus der Armut nach Yale gekommen ist. Nun ist er Teil einer Regierung, die den Sozialstaat verdammt.

Interessant an dem Buch ist, dass das Negativklischee, das die armen Weißen von Schwarzen, Einwanderern und Flüchtlingen haben – faul, kriminell, gewalttätig, unfähig, mit Geld umzugehen, Neigung zu Drogen und Alkohol, frühe Schwangerschaften, verantwortungslose Väter, instabile Familien, Ausnutzung des Sozialstaats (welfare queen) – auch auf sie selbst zutrifft. Sie regen sich darüber auf, dass der Sozialstaat den Schwarzen und Einwanderern hilft, nehmen den Sozialstaat aber trotzdem selbst in Anspruch und wählen eine Partei, die ihn abschaffen will, obwohl es ihnen dann noch schlechter gehen wird. Diese Irrationalität ist eine Erklärung des Phänomen Trump.

Das Buch bestätigt eine Beobachtung, die auch in anderen Studien und Erfahrungsberichten gemacht wird: Lernen in der Schule gilt in der ‚Unterschicht‘ als unmännlich, nur etwas für Frauen, Weicheier und Schwuchteln. Die männlichen Schulabbrecher sorgen für Gewalt, Kriminalität und ungewollte Schwangerschaften, um die sie sich dann nicht kümmern und die das Leben der eigentlich qualifizierten Mütter ruinieren. Diese Männer wählen auch gerne Parteien, die Machos wie sie an der Spitze haben und starke Frauen hassen. Der Rechtspopulismus bringt das Widerlichste der Männerwelt ans Tageslicht.

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