Cover des Buches Lucretia L’Incarto - Krieg (ISBN: 9783862824403)
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Rezension zu Lucretia L’Incarto - Krieg von J. H. Praßl

Wortgewandt, actionreich, mitreissend!

von ZweiHerzen vor 7 Jahren

Kurzmeinung: Packende Fortsetzung des imposanten Zyklus

Rezension

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ZweiHerzenvor 7 Jahren

Band Vier der Reihe „Chroniken von Chaos und Ordnung“ hat den Untertitel „Krieg“. Und es ist ein Krieg, auf allen Ebenen. Beschrieben wird der Anfang eines tatsächlichen Krieges, doch dabei muss auch jeder der Protagonisten seinen eigenen Krieg mit sich ausfechten. Und der Leser muss mit dem Krieg der Gefühle fertig werden, die die verschiedenen Perspektiven ihm aufzwingen. Wer ist gut und wer böse? Wer ist mir sympathisch und macht dann doch etwas, das mir die Schamesröte oder den Ekel aufzwingt? Mit wem kann ich mich eigentlich identifizieren, wen zumindest verstehen, wer erregt Mitleid und wer ist schon jenseits dieser Gefühle?

Wir begleiten unsere leicht veränderte Heldentruppe ein zweites Mal auf die exotischen Kabugnainseln, wo sie jedoch mit einer ganz neuen, völlig veränderten Situation fertig werden müssen. Für die Hauptfigur Chara dürfte es der Anfang des Endes ihrer Welt sein, die sich langsam aber sicher als Kartenhaus entpuppt. Die eigentliche Hauptfigur Lucretia, nach der der Band benannt wurde, bekommt hier auch eine Prophezeiung, die nebulöser und aber auch treffender nicht sein könnte. Frühere Protagonisten treten in den Hintergrund um frischen und neuen Charakteren Platz zu machen, und alte Bekannte zeigen sich wieder auf der Bühne. Wer die ersten drei Teile gelesen hat wird erleichtert sein ob der Szenen, auf die man schon so lange gewartet hat, und gleichzeitig enttäuscht, dass nicht mehr Geheimnisse enthüllt werden. Aber wie es bei einem guten Zyklus so ist werden mehr Fragen aufgeworfen als beantwortet, und obwohl dieser Band nicht mit einem Cliffhanger aufhört kann man es nicht erwarten, wieder in diese Welt einzutauchen.

Die „Chroniken von Chaos und Ordnung“ brauchen den Vergleich mit bekannten Fantasy-Zyklen nicht scheuen: Amalea ist politisch weniger komplex-intrigant wie etwa das „Lied von Eis und Feuer“, man muss sich weniger Helden und Verstrickungen merken, und die Handlung springt nicht so sehr von einem Schauplatz zum anderen. Die Sprachen, die in den Chroniken verwendet wurden sind nicht so linguistisch ausgetüftelt wie in „Herr der Ringe“, und es gibt (noch?) keine Innensicht von Orks. Wir haben hier jedoch Handlungsstränge vor uns, die aus anderen Gründen faszinieren und das Zeug dazu haben, in die Fantasy-Geschichte einzugehen. Wenige andere Autoren schaffen es so meisterhaft, die innere Entwicklung der Protagonisten so real und lebensnah in eine Welt voller Magie und Elfen einzubauen, dass man mit ihnen mitlebt, mit ihnen hofft und weint, erschöpft ist und liebt. Man pendelt beim Lesen von einer mütterlichen Sicht zur erzieherischen Perspektive, vom Befehlshaber zum Kritiker, um irgendwann einmal das Gefühl zu haben, schon so lange mit den Helden befreundet zu sein, sich in sie hineinversetzen zu können, wie es selten bei einem Roman der Fall ist, und man möchte sie wachrütteln, sie trösten, umarmen, oder einfach nur wieder einmal mit ihnen Zeit verbringen.

Trotz dieser Dichte an emotionalen Aspekten kommt auch der Plot selbst nicht zu kurz. Wir erfahren von einem großen Krieg der sich noch anbahnt, der die ganze Welt ins Verderben stürzen kann, wir erfahren dass es notwendig ist, einen Präventivschlag durchzuführen und trotzdem an mehreren Fronten geheime Operationen am Laufen zu halten. Dabei fragt man sich natürlich immer wieder nach dem Grund des Ganzen, denn da gibt es keinen Dunklen Herrscher, dessen Ring man zerstören muss. Wir kennen nur die Perspektive der Untergebenen von Al'Jebal, die sich selbst noch nicht sicher sind, wofür ihr Herr und Meister denn eigentlich steht, und ob das alles so richtig geplant sein könnte. Es bleibt aber zu hoffen, dass einige unserer lieb gewordenen Helden soweit aufsteigen werden, dass sie seine Geheimnisse offenbaren, hinter seine Fassade blicken oder ihm sogar die Stirn bieten können.

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