Jamie outet sich vor seinem Vater und wird kurzer Hand vor die Tür gesetzt. Nicht nur, dass er ihm damit das Zuhause verwehrt, sondern er verliert gleichzeitig seinen Job auf der Familien-Ranch. Zum Glück nimmt sich der beste Freund seines Bruders seiner an, für den er schon, seit der Jugend heimlich Gefühle hat.
„Tin Star“ ist ein Liebesroman, in dem die Welt texanischer Cowboys auf gleichgeschlechtliche Liebe trifft.
Jamie verliert sein Zuhause und seinen Job als er sich vor seinem Vater als schwul outet. Kurzerhand nimmt sich Ranch-Besitzer Ethan des jungen Manns an, der nicht nur der beste Freund seines Bruders, sondern Jamies heimlicher Schwarm ist. Überraschenderweise scheint Ethan ähnlich zu empfinden und sie knabbern daran, dass sie mitten in Texas umgeben von richtig harten Jungs umzingelt sind.
Jamie ist ein junger, netter Typ, der souverän mit Pferden und Rindern umgeht. Auf der heimischen Ranch hat er von Kindesbeinen an geholfen und sich durch harte Arbeit den Job als Vorarbeiter erkämpft. Auf mich wirkte Jamie fast zu nett für diese rohe Umgebung. Er ist sensibel, mag Tiere und ich kann mir kaum vorstellen, dass er Rinder zur Schlachtbank treibt.
Ethan ist der Besitzer der „Tin Star“, sozusagen ein gestandener Mann und etwas älter als Jamie. Vordergründig interessiert er sich für seine Ranch, wo er von morgens bis abends sein Bestes gibt.
Als Ethan Jamie nach dem unglücklichen Outing bei sich aufnimmt, ahnt der Jüngere nicht, dass der Ältere ebenfalls Gefühle für ihn hegt.
Die Handlung liegt von Beginn an auf der Hand. Es gibt keine Überraschungen, was meiner Meinung nach nicht unbedingt notwendig ist. Jamie und Ethan verlieben sich und sind von durchwegs harten Jungs umgeben, die mit Abscheu homosexuellen Neigungen gegenüberstehen.
Für mich war dieser Part zu harmlos umgesetzt. Es gibt einige schreckliche Entwicklungen, die harter Tobak sind, doch meinem Geschmack nach ist die Autorin zu oberflächlich geblieben.
Die Geschichte wird aus Jamies und Ethans Sichtweise erzählt. Abwechselnd erlebt man das Geschehen aus deren Perspektiven und trotzdem bleibt die Autorin nah an der Oberfläche. Am Beginn geht alles sehr schnell, die Ereignisse und Entwicklungen überschlagen sich, viele Klischees werden bedient und sind von Sexszenen und allgemeiner Kuschelstimmung durchzogen.
Die offen zur Schau gestellte texanische Feindseligkeit wird auf der anderen Seiten von rosaroter Wir-haben-uns-alle-so-lieb-Stimmung reflektiert, was in eine oberflächige Schwarz-Weiß-Betrachtung mündet, was mich nicht überzeugt hat.
Mich hat vor allem das Setting um Texas gereizt. Dieser Kontext war für mich ausschlaggebend, dass ich zu dem Buch gegriffen habe. Der amerikanische Bundesstaat verkommt zum verschwommenen Hintergrund, der beliebig austauschbar ist. Genauso verhält es sich mit der Ranch und dem dortigen Tagesgeschäft. Zwar dient sie als Kulisse, doch die Autorin schafft es nicht, Atmosphäre und Stimmung des Ranchlebens einzufangen.
Im Endeffekt ist „Tin Star“ ein netter Liebesroman, der zwar ernste Themen streift, sich insgesamt aber als Zwischenlektüre mit überschaubarem Texas-Flair erweist. Obwohl ich das Buch mag, hatte ich mir mehr erhofft.