Cover des Buches Peter Pan (ISBN: 9783458739975)
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Rezension zu Peter Pan von J. M. Barrie

Lesenswerter Klassiker oder doch überbewertet?

von Quinn_ vor 6 Jahren

Rezension

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Quinn_vor 6 Jahren
Meine Meinung:
Es ist schon ein Weilchen her, dass ich Peter Pan gelesen habe. Ich habe das Buch nicht direkt rezensiert, weil ich es erst einmal sacken lassen musste...

Peter Pan kennt man ja aus zahlreichen Filmadaptionen und nun wollte ich auch mal auf dem Papier nach Nimmerland reisen. Die Disney-Zeichentrick-Verfilmung habe ich zuletzt als Kind im Grundschulalter gesehen und konnte mich dementsprechend nicht mehr an alle Details erinnern, weshalb die Story weitestgehend neu für mich war.

Beginnen möchte ich bei der Sprache. Ich finde es toll, Bücher aus anderen Jahrhunderten zu lesen, gerade wegen der altertümlichen und nicht mehr gebräuchlichen Sprache. Bei "Peter Pan" haben mich einige veraltete Begriffe jedoch öfters irritiert und bei bestimmten Wörtern konnte mir nicht einmal Google helfen. Nichtsdestotrotz, war der Erzählstil sehr schön und abgesehen von den paar undefinierbaren Wörtern, ließ sich die Geschichte flüssig lesen.

Nun zu den Charakteren. Ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass ich Nimmerland nun als Erwachsene betreten, sodass ich die Geschichte und Figuren mit anderen Augen betrachtet habe, oder ob die Filme insbesondere Peter einfach nur beschönigen, aber mit dem Protagonisten wurde ich einfach nicht warm. Ich war mir unentschlossen, ob ich ihm mein Mitleid schenken oder ihn kräftig bei den Schultern nehmen und schütteln sollte. Er kam mir meistens jedoch nur ziemlich bösartig vor. Es gab erschreckend viele Gewaltandeutungen und wenn ich Peter vor meinem inneren Auge sah, dann stets mit einem hinterhältigen und listigen Glitzern in den Augen. Als seine kurze Vorgeschichte erzählt wurde, war es zwar klar, wieso er sich so verhält, ich finde jedoch, dass dies keine richtige Entschuldigung für seinen Egoismus und seine Gewaltbereitschaft darstellt.
Captain Hook dagegen, nun ja, ihm gilt ebenfalls mein Mitgefühl, jedoch aus völlig anderen Gründen als bei Peter. Dieser hat nie die warme Liebe einer Mutter gehabt und ist auf der verzweifelten Suche nach einer, obgleich er Mütter auch so sehr verachtet. Hook dagegen repräsentiert für mich schon fast einen Menschen unserer heutigen Zeit, in der es immer mehr darum geht wie viele Likes und Follower man sammeln kann. Hook denkt die ganze Zeit darüber nach, wie er nach außen wirkt, wie er am "stilvollsten" auftreten kann und verurteilt Peter für seine vermeintliche Stillosigkeit. Er ist so in seinen Gedankenkreiseln gefangen, dass er selbst - Achtung fette Spoiler Warnung - im Moment seines Ablebens noch darüber nachdenkt, wie stilvoll er dahinscheidet. Das ist doch sehr "likegeil" wenn ihr mich fragt.
In "Peter Pan" hat jeder Charakter seine offensichtlichen Schwächen, was auf der einen Seite sehr interessant zu beobachten ist, auf der anderen Seite hat es mich dazu gebracht eine Antipathie zum Protagonisten zu entwickeln. Weiterhin habe ich oft darüber nachgedacht, wer eigentlich auf die Idee kam, dieses Buch für Kinder zu adaptieren. Bei den zahlreichen Anspielungen (nicht nur was die Gewalt betrifft) musste ich des Öfteren schlucken.

Trotz dessen ist dieses Buch ein faszinierender Klassiker der Literatur und trotz der Kritikpunkte, hat mich das Buch gänzlich in seinen Bann gezogen, gerade weil es so offensichtlich nicht oberflächlich isst. Dieses Merkmal finde ich sehr einzigartig und macht das Buch zu etwas Besonderem, denn man kann dieses Buch nicht lesen ohne nicht über die Bedeutung hinter den Wörtern nachzudenken.

Zuletzt möchte ich noch einmal betonen, dass dies nur meine Meinung ist. Dieses Buch und seine Charaktere sind so vielschichtig und es steckt noch so viel hinter der Geschichte und auch dem Autor. Auch mit seiner Lebensgeschichte habe ich mich im Nachhinein sehr befasst. Es gibt sehr viele Parallelen von dem Leben von J. M. Barrie und "Peter Pan" und man versteht vieles besser wenn man sich damit auseinander setzt. Dieses Buch bietet jedoch viel Interpretationsspielraum, so hat eine gute Freundin von mir, die auch kürzlich dieses Buch gelesen hat, einen völlig anderen Blick auf bestimmte Figuren und Situationen der Geschichte. Und gerade das ist es, was das Buch so faszinierend macht.

Fazit:
Für "Peter Pan" spreche ich eine eine klare Leseempfehlung aus, gerade weil ich mir über so viele Punkte den Kopf zerbrochen habe und weil man meiner Ansicht nach als Leser gar nicht anders kann als darüber intensiv nachzudenken. Außerdem ist "Peter Pan" ein bedeutendes Buch in der Fantasyliteratur, an welchem ein literaturbegeisterter Buchliebhaber nicht vorbei kommt.
Durch meine Antipathie zu Peter und den merkwürdigen Anspielungen vergebe ich jedoch lediglich 3 von 5 Sternen.
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