„Martha will sterben, das ist beschlossene Sache“ – bis die Studentin Sam ihren Abschiedsbrief findet und mit ihr darüber sprechen möchte. Die beiden jungen Frauen schließen einen ungewöhnlichen Pakt: 3 Tage und 3 Verabredungen bekommt Sam, um Martha vom Leben zu überzeugen.
Der Autor bezeichnet seine Erzählung selbst als „dialektische Novelle“ – und das trifft den Nagel auf den Kopf. Martha und Sam diskutieren über den Sinn des Lebens, des Todes und alles dazwischen und darüber hinaus. Dabei wird an philosophischen Argumentationsketten sowie Bezügen zu berühmten Denkern wie Camus, Schopenhauer oder Kant nicht gespart.
Darin liegt eine der Stärken der Geschichte: Das höchstsensible Thema Suizid wird nicht aus medizinischer oder psychologischer Sicht, sondern aus philosophischer Perspektive aufgearbeitet.
Zuweilen erinnert das Gespräch der beiden an rotweingetränkte WG-Party-Gespräche zu Studierendenzeiten – leidenschaftliche Debatte und kluge Argumente kombiniert mit einem Hauch jugendlicher Arroganz und einem Schluck Tragik.
J.R. Hills Stil ist gleichzeitig bildreich und geradlinig, weshalb es den Leser*innen leichtfällt, der Geschichte trotz der teilweise komplexen Ausführungen zu folgen. „Martha will sterben“ überzeugt mit einem klaren Plot, einem bis zum Ende durchgehaltenen Spannungsbogen und zwei facettenreichen Hauptfiguren. Große Leseempfehlung!