Ernüchternd realistische Darstellung des Alltags im Alter
Dem Klappentext nach sollte es ein witziges Buch werden, das vielleicht mit einem Augenzwinkern die kleinen Marotten von Senioren auf den Arm nimmt. Eine herzerwärmende Geschichte, wie ein über 80 jähriger Rentner sein spätes Glück findet.
Als ich das Buch gestern zuklappte, war ich nicht nur ein wenig enttäuscht, wie wenig sich meine Erwartung mit dem Inhalt gedeckt hat, sondern regelrecht geschockt. Denn das, was Frank Derrick in diesem Buch widerfährt, hat wenig mit Glück zu tun. Wie so oft ist der deutsche Titel meiner Ansicht nach absolut unpassend, das Original „The extra-ordinary life of Frank Derrick, age 81“ trifft es dann doch um einiges besser.
Und der pathetische Satz „Und schon bald wird ihm klar, dass es die kleinen Abenteuer des Alltags sind, die das Leben zu einem großen Wunder machen“ passt meines Erachtens überhaupt nicht. Frank ist, so wie man ihn im Verlauf des Buches kennenlernt, ein fast schon bedauernswerter alter Mann, der zwar mit viel Witz und Charme gesegnet ist (dafür habe ich ihn wirklich geliebt), dem es das Leben aber nicht gerade einfach macht. Und wer glaubt, dass Frank beim obligatorischen Happy End mit seiner Pflegerin und neuen besten Freundin Kelly in den Sonnenuntergang schaut, dem ziehe ich diesen Zahn lieber gleich. Denn wer den Alltag von Pflegekräften kennt, der weiß wie wahrscheinlich das ist. Und wenn dieses Buch eins ist, dann realistisch.
Ich dachte, dies wäre ein witziges Buch über das Älterwerden bzw. Alt sein. Dabei war es letztlich eine eher bedrückende Darstellung des modernen Senioren. Der zwar weiß, was eine App ist und ohne Probleme einen Computer bedienen kann, dem das aber seine nach Übersee ausgewanderte einzige Tochter auch nicht näher bringt… Denn wer kann einem schon per Skype beim Anziehen helfen?
Wenn Sie neugierig sind, wie Sie später mal leben werden, lesen Sie dieses Buch – es gibt Ihnen ein ziemlich realistisches Alltagsporträt Ihrer „Altersruhe“. Wenn Sie ohnehin Respekt oder gar ein wenig Angst vor dem Älterwerden haben – lesen Sie es nicht. Sie wollen nicht wissen, was auf Sie zukommt.