Ich habe mir dieses Buch als Vorbereitung auf eine Reise nach Wales gekauft, aber leider bin ich nicht ganz zufrieden. Es beginnt in der Zeit vor der Eroberung der Normannen und endet in den Neunziger Jahren. Jedes Kapitel behandelt eine andere Phase in der walisischen Geschichte. Das Buch hat nicht einmal zweihundert Seiten, und so muss natürlich alles sehr knapp erzählt werden, was auch in Ordnung ist, da es ja ein "Pocket Guide" ist und eher einen schnellen Überblick liefern soll. Allerdings habe ich von Anfang an Probleme beim Lesen gehabt, da doch sehr viel vorausgesetzt wird. Obwohl das Buch als Einführung in die walisische Geschichte beworben wird, wirft der Autor mit Namen und spezifischen Begriffen nur so um sich, ohne dass sie erklärt werden, und so ist es sehr schwer, dem Inhalt zu folgen.
Andererseits gibt es zu den wichtigsten Personen immer eine Biographie von einer halben Seite, was dem Leser wohl das nötige Background-Wissen vermitteln soll. Ich finde, dass dieser Versuch jedoch missglückt ist, denn diese Biographien stören ungemein den Lesefluss und gliedern sich nicht in den sonstigen Text ein. Außerdem geben sie jede Menge unnütze Informationen: Anstatt die wichtige Funktion des beschriebenen Menschen für die in diesem Kapitel erläuterten Ereignisse zu erklären, werden meist Daten zu Geburt und Tod, Kindheit und erlerntem Beruf und späterem Schicksal gegeben. Das ist ehrlich gesagt eher sinnlos und verwirrt eher, als das Verständnis des Gelesenen zu unterstützen.
Außerdem legt das Buch seinen Fokus vor allem in der zweiten Hälfte sehr stark auf die Wirtschaft. Natürlich ist der Bergbau in Wales sehr wichtig, aber gegen Ende hatte ich fast das Gefühl, eine ausschließliche Wirtschaftsgeschichte zu lesen - andere Aspekte wurden kaum noch beschrieben. Ich fand dies sehr schade, da mich auch die Geistesgeschichte und sozialpolitische Entwicklungen sehr interessiert hätten.
Was mir gut gefallen hat, ist, dass es alle paar Seiten ein Bild gibt, so dass das Lesen etwas aufgelockert wird und man wichtige Gebäude oder Menschen direkt vor Augen hat. Bei vielen Bauwerken wird auch gesagt, ob diese heute noch existieren und wenn ja, wo man sie besichtigen kann. Insofern fungiert das Buch auch ein bisschen als Reiseführer und stellt eine Verbindung zur Gegenwart her, was ich sehr schön finde. Auch die Aufteilung in Unterkapitel ist gut gelungen, da sie einen Leitfaden bildet und man direkt sieht, worum es als nächstes geht.
Es gibt also durchaus auch einige wenige positive Aspekte, so dass ich insgesamt auf zwei Sterne komme.
Rezension zu "The History of Wales (Pocket Guides)" von J.Graham Jones