„Literaturwerkstatt- kreativ / Blog“ stellt vor:
„Der Pole“ von J.M. Coetzee
Der polnische Pianist Witold, ein ergrauter 70-jähriger Maestro, der Chopin spielt, wird zu einem Konzert nach Barcelona eingeladen.
Beatriz ist nach seinem Konzert in Barcelona als Gastgeberin nur eingesprungen, doch der Pianist entdeckt in ihr den Stern, dem seine Liebe folgen will. Beatriz kommen seine Interpretationen von Chopins Nocturnes etwas reizlos vor und seine Liebeserklärung in Form eines Gedicht-Zyklus in einer fremden Sprache stellt sie vor die Herausforderung deren Bedeutung erst mühsam dechiffrieren zu müssen. Dennoch entwickelt sich zwischen beiden eine Liebesbeziehung, die die Schwierigkeit aufzeigt, wahre Gefühle zu übermitteln.“
Fazit:
John Maxwell Coetzee (J.M.Coetzee) geboren 1940 in Kapstadt, als John Michael Coetzee und seit 2006 ist er australischer Staatsbürger. Er wurde als erster Autor zweimal mit dem Booker Prize ausgezeichnet und erhielt im Jahr 2003 den Literaturnobelpreis. Da ich noch kein Buch von Coetzee gelesen habe, wollte ich das mit seinem neusten Werk „Der Pole“ nachzuholen.
Vorab sollte man wissen, das es sich bei dem Buch um ein schmales Bändchen von gerade mal 144 Seiten handelt, zwar „Roman“ auf dem Cover steht, aus meiner Sicht es sich aber eher um eine „Novelle oder eine „Erzählung“ handelt. Auch das die Erzählweise keine klassische Erzählform beinhaltet, sondern es sich hier um sehr kurze durchnummerierte Absätze handelt. Manchmal geht ein Absatz nur über zwei Zeilen.
Es fühlte sich so an, als hätte der Autor kurze stakkatoartige Gedankengänge aneinander gesetzt. Mir persönlich hat diese Erzählform gut gefallen und es hat auch die Art der Beziehung der beiden Protagonisten widergespiegelt. Kühl und reserviert. Und damit begannen meine Schwierigkeiten mit den beiden Charakteren, die mich so gar nicht erwärmen konnten. Sie blieben für mich bis zum Schluss kühl, reserviert, ja sogar unangenehm. Denn im wirklichen Leben sind mir Männer wie Witold und Frauen wie Beatriz einfach unsympathisch. Hier möchte ich jedoch nicht näher darauf eingehen, sonst ist der Reiz der Geschichte, wenn ihr sie noch lesen wollt, einfach verloren.
Letztlich hat mich Coetzee doch noch erreicht, denn literarisch hat er diese menschlichen Gegensätze der beiden Charaktere hervorragend mit einer absoluten Souveränität auf den Punkt gebracht, sodass ich die beiden Hauptfiguren jetzt auch noch beim Schreiben der Rezension immer noch bildhaft vor Augen habe, obwohl ich den Roman nicht sofort rezensiert habe, sondern ihn erst einmal habe nachwirken lassen.
Dem Autor gelingt es auf jeden Fall mit seiner Geschichte eindringlich, Emotionen anzusprechen. Er verwebt gekonnt Sehnsüchte und Enttäuschungen, Tod und Trauer. Er erzählt von der Liebe, in all ihren Facetten – vom geliebt werden, von Liebenden, aber ebenso von der verschmähten Liebe. Dabei setzt er viele weitere kleine Zwischentöne in Form von Anspielungen auf Dante oder Chopin. Für uns Leser*innen bleibt auf jeden Fall nach dieser literarischen Lektüre sowohl viel Raum zum Nachdenken, als auch Gelegenheit zur Interpretation.
Eine durchaus faszinierende und nicht uninteressante Geschichte!
Die ganze Rezension auch auf meinem Blog:
https://literaturwerkstattkreativblog.wordpress.com/2023/07/30/der-pole-von-j-m-coetzee/
Besten Dank an den „S.Fischer Verlag“ für das Rezensionsexemplar.