Rezension zu "Der Himmel über Wyoming" von JESSE HAYWORTH
Wer sich beim Lesen des Buchtitels eine Antwort auf die Frage erhofft, wie denn der Himmel über Wyoming ist, muss sich auf eine Enttäuschung gefasst machen. Zwar erfährt man, dass nach Ansicht der Protagonistin kichernde Männer sexy sein können und der Rücken der Pferde ein Ort des Glücks sein soll, aber das war es auch schon. Denn eine schöne Western-Atmosphäre kommt eher nicht auf.
Es dauert, bis die Geschichte in Gang kommt. Der Leser wird mitten hineingeworfen, erfährt aber nur nach und nach, was Shelby überhaupt passiert ist und warum sie und ihre Tochter nun auf der Farm sind. Das erschwert die Identifikation und macht das Schweres-Schicksal-Konstrukt kaum nachfühlbar. Die Figuren bleiben oberflächlich und wenig identifizierbar. Was macht Shelby nun so toll und einzigartig, dass sich der Protagonist ausgerechnet in sie verliebt? So schön das sein mag, nachvollziehbar ist es nicht.
Dabei ist das Buch flott geschrieben und nicht allzu kitschig. Allerdings liegen darin zwei Probleme: Die flotten Dialoge sind sehr amerikanisch und stellen die Übersetzung vor eine Herausforderung, der die nicht gewachsen ist, und zweitens ist so vieles für den europäischen Leser kaum nachvollziehbar. Dieses Buch ist daher ein sehr amerikanischer Insider, der außer einem Sauerteig mit Namen keine originellen Einfälle zeigt. Wie sich eine Autorin mit Namen Kristan Higgings (nie gehört) dazu hinreißen lassen konnte, das Buch mit „Jetzt schon ein Klassiker“ zu bewerten, lässt sich nur mit Verlagsinteressen erklären.