Worum geht es?
Viele Männer leiden unter dem Rollenbild, dem sie glauben entsprechen zu müssen. JJ Cola klärt auf, welche Verbesserungen eine Abkehr von diesem Bild bringen würden.
Worum geht es wirklich?
Gefühle, Kulturen und Handlungsvorschläge.
Lesenswert?
Prinzipiell ja. Zu allererst wird hier ein wichtiges und auch interessantes Thema behandelt. Denkt man an das Patriarchat, glaubt man oft, dies sei für alle Männer eine tolle Erfindung. Allerdings bietet diese Struktur nur ganz begrenzte und bestimmte Rollenbilder für Männer, die keinen Platz für Emotionen, Verletzlichkeit und Schwäche lassen. Der Verlust, diese Gefühle besitzen zu dürfen, bringt jedoch eine ganze Reihe an Problemen hervor, durch die viele Männer doch wieder unter dem System leiden und sich mit ihrer Situation teilweise alleine fühlen. Was im schlimmsten Fall zum Beispiel in Suizid enden kann.
Dabei beginnt die Erziehung zu diesem Rollenbild schon sehr früh und bereits hier könnte man Jungen helfen, in dem sie sich auch fernab davon entwickeln dürfen.
Der Autor ist britischer Aktivist, viele seiner Ansichten und Aussagen passen jedoch auch auf die deutsche und generell die westliche Gesellschaft. Er spricht auch trans und nicht-binäre Personen an, zeigt die verschiedenen Geschlechtsvorstellungen in unterschiedlichen Kulturen auf und gibt konkrete Tips, wie man eine Gesellschaft besser gestalten kann. Wie man Jungs anders sozialisieren kann oder wie auch erwachsene Männer Situationen schaffen können, die ihnen ein Abweichen von der Rolle des Ernährers, Beschützers und unsensiblen Mannes erlaubt.
Denn schlussendlich würde davon die gesamte Gesellschaft profitieren.
Zwei Punkte habe ich generell zu kritisieren: Zum einen finde ich schwierig zu verstehen, an wen sich dieses Buch richtet. Teilweise wissenschaftlich mit Studien, dann wieder sehr autobiographisch und erzählend. Manchmal habe ich das Gefühl, die lesende Person müsse ein Mann sein, um alles zu verstehen. Manchmal es würde sich an Eltern richten, die Input zur Erziehung der Kinder bekommen könnten. Manchmal an junge Frauen gerichtet, damit auch diese kein stereotypes Rollenbild von Männern entwickeln.
Diese unklare Situation, an wen er sich richtet, lässt das ganze teilweise etwas schwammig und angreifbar wirken. Quasi nichts halbes und nichts ganzes.
Auch die gewählten Zitate sind zwar inhaltlich interessant, die Namen jedoch nicht aussagekräftig. Da hätte ich mir mehr Erklärung gewünscht oder die Zitate auf andere Art und Weise eingebettet.
Des weiteren empfand ich die Sprache als holprig, vor allem im ersten Teil des Buches. Die Sätze waren teilweise seltsam konstruiert, eventuell zu nah an einer wörtlichen Übersetzung? Dadurch entstanden Schachtelsätze, die das Lesen eher unangenehm gemacht haben. Im Laufe des Buches wurde dies entweder besser oder ich habe mich daran gewöhnt, das kann ich nicht sagen. Die Sprache, im Sinne von gewählten Fachbegriffen, und auch der Umgang mit englischen Redewendungen fand ich hingegen eher positiv.
Ich glaube dieses Buch könnte als genereller Einstieg in das Thema ganz geeignet sein, wer sich schon ein bisschen auskennt, wird jedoch nicht viel neues erfahren.