"Kontur eines Lebens" erzählt die Geschichte einer alten Dame, die nach dem Tod ihres Mannes in ein Pflegeheim umsiedelt und auf ihr Leben zurückblickt. Sie denkt an das Leben vor ihrer Hochzeit zurück, an ihre erste Liebe, die ihr komplettes Leben auf den Kopf gestellt hat.
Frieda hatte sich Hals über Kopf in den älteren und verheirateten Otto verliebt und wurde schwanger in den konservativen Niederlanden der 60er-Jahre. Sie war das, was man als ein "gefallenes Mädchen" bezeichnet und fand nur wieder zurück in die Familie und ein "anständiges" Leben, weil sie das Baby nicht mit nach Hause brachte bei ihrer Rückkehr.
All diese Ereignisse hatte Frieda bis zu dem Tod ihres Mannes verdrängt, doch dann brach es aus ihr heraus und die Vergangenheit holte sie ein. Jaap Robben hat es geschafft, diese Geschichte feinfühlig zu erzählen, ohne dabei ins Kitschige abzudriften. Er behandelt in seinem Buch etwas, das viele Menschen in dieser Generation durchmachen mussten. Verständnis für Frauen in Friedas Situation gab es nur im Privaten, offiziell wurde "so etwas" tot geschwiegen und Friedas gesellschaftliche Rettung war, dass sie ein neues Leben anfangen konnte ohne das Kind.
Es ist eines der Bücher, die mich wirklich beeindruckt haben in diesem Jahr. Der Autor ist sensibel in seiner Schreibweise und schafft es, sich gut in Frieda hineinzuversetzen.