Cover des Buches Birk (ISBN: 9783869137186)
miro76s avatar
Rezension zu Birk von Jaap Robben

düster, rau und eindringlich

von miro76 vor 8 Jahren

Kurzmeinung: Eine heftige Geschichte über Verlust, Einsamkeit und Hilflosigkeit - rau, aber eindringlich und konsequent erzählt!

Rezension

miro76s avatar
miro76vor 8 Jahren

Birk verschwindet im Meer. Sein Sohn Mikael hat es beobachtet, verschweigt es aber zunächst. Als die Suche nach Birk erfolglos bleibt, beginnt die Mutter ihrem Sohn die Schuld zu geben.

„Papa nannte sie nie wieder ‚Papa‘, sondern nur noch ‚Birk‘. Ihren Birk, um mich spüren zu lassen, dass die Schuld auf meiner Seite war und der Kummer auf ihrer.“ (S. 77)

Sie leben auf einer kargen, einsamen Insel. Es gibt drei Häuser und drei Leute. Eines der Häuser steht leer, seit ihre Bewohnerin verstorben ist. In einem lebt Mikael mit seiner Mutter Dora und im anderen ihr Nachbar Karl, ein Fischer. Mikael hat die Insel noch kaum verlassen. Er wurde zuhause von seinem Vater unterrichtet. Jetzt muss er seine Schulaufgaben allein bewältigen. Und allein ist Mikael fast immer.

„Mit der Zeit wurde Mama richtig gut im Schweigen. Ich war es schon.“ (S. 81)

Während Mikael langsam heranreift, verliert sich seine Mutter immer mehr in ihrer Einsamkeit und Trauer. Mikael wird Birk immer ähnlicher und in Doras Wahrnehmung beginnen die Grenzen zwischen ihren beiden Männern zu verschwimmen. Mikael kämpft dagegen an, hält an seiner Persönlichkeit fest, doch kann er diesen Kampf gewinnen?

Schonungslos lässt uns Jaap Robben in die Abgründe der menschlichen Seele blicken. Niemand ist eine Insel sagte einst John Donne. Aber was passiert, wenn jemand zur Insel wird, weil Einsamkeit und Trauer einen festen Griff haben und nicht so leicht loslassen.
Was passiert, wenn man gezwungen wird, das Ich aufzugeben und zu einem Stellvertreter zu werden.
Gefangen zwischen Mutterliebe und Selbstliebe versucht sich Mikael ein Leben aufzubauen, aber der Autor gibt uns wenig Hoffnung in diesem großartigen düsteren Werk.

Es ist nicht leicht, diesem einzigartigen Buch gerecht zu werden. Die Geschichte ist schwer verdaulich, aber brillant erzählt. Die Stimmung ist von Anfang an sehr düster. Sollte man je darüber nachgedacht haben, auf einer einsamen Insel zu leben, lässt man das sicher fallen, nach der Lektüre. Jaap Robben räumt mit sämtlichen Illusionen auf. Die Geschichte ist rau, wie das Leben dort und der Autor bleibt konsequent. Auch das Ende ist nicht wirklich vielversprechend, aber alles andere wäre unrealistisch gewesen.

Dieses Buch ist sicher eines der schwerst-verdaulichen in meiner Bibliothek. Dennoch habe ich es sehr gerne gelesen, denn es ist gut geschrieben, die Spannung lässt nicht los und es regt ordentlich zum Nachdenken an. Ich empfehle es allen, die keine Scheu vor schwerer Kost haben!

Angehängte Bücher und Autor*innen einblenden (2)

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks