Rezension zu "Deep Undercover: My Secret Life and Tangled Allegiances as a KGB Spy in America" von Jack Barsky
Ich finde dieses Buch hätte man auch wunderbar als Roman verpacken können, das hätte sicherlich vielmehr Leser gefunden.
Leider ist das Hörbuch nur auf Englisch verfügbar, da mich das Thema aber sehr interessiert habe ich mich mal rangewagt...
Und wurde insgesamt doch belohnt!
Obgleich anfangs etwas zäh.. die jungen Jahre des Jack Barsky der eigentlich ganz anders heißt bis zur Anwerbung durch den KGB hätten etwas kurzer ausfallen können, dennoch ist der Erzählfluss dieser Epoche sehr gelungen.
Das 2. Drittel des Buches behandelt die Ausbildung eines DDR-Bürgers zum KGB-Agenten zum Einsatz als "Illegalen" in Amerika. Das ist die Königsdisziplin der Spionage und hat mich sehr an die wunderbare Serie "The Americans" erinnert. Leider gibt es darüber nur sehr wenig Literatur - der Grund warum ich mir dieses Hörbuch geholt habe.
Auch wenn die Details zur Ausbildung m.E. ruhig noch detaillierter hätten sein können, sind sie dennoch (meines Wissens nach) unübertroffen und haben mir besonders gut gefallen.
Die Übersiedelung in feindliche Gefilde fand ich etwas merkwürdig, jedenfalls kann ich nur schwer glauben, dass der KGB Ende der 70er für "die Illegalen" kein unfehlbares Verfahren hatte um hier echte Pässe (mit einer Sozialversicherungsnummer) zu bekommen.. Gut sei's drum, hat sich bestimmt so zugetragen..
Doch dann wird die Geschichte etwas off-topic. Zur tatsächlichen Spionagetätigkeit hat der Autor so gut wie kein Wort verloren. Und das, obwohl er nach eigenen Angaben über 10 Jahre(!) dieser Tätigkeit nachging. Sicherlich ist es ratsam, vieles auch nach dem Fall der Sowjetunion besser für sich zu behalten, aber man hat hier so absolut gar keine Vorstellung was er gemacht hat.
Hat er Beziehungen geführt? Freundschaften? Was für Geheimnisse hat er sich erschlichen? Das ist, was z.B. in "The Americans" den Hauptbestandteil ausmacht - gut das ist ne Fernsehserie, sicherlich vieles Fiktiv - aber es hat mich doch sehr enttäuscht so wirklich gar nichts über seine Tätigkeit zu erfahren...
Dafür war die Ausbildung zum Agenten - hätte sie auch noch genauer beschrieben werden können - hier etwas selten gesehenes, weshalb ich dem Buch doch 3 Sterne geben will, trotz der Enttäuschung über den fehlenden Inhalt der Tätigkeit auf die ja letztlich die ganze Geschichte hinarbeitet.
Resume
Ich persönlich finde es hätte etwas mehr auf die Spionage und dafür weniger auf persönliche Befindlichkeiten eingegangen werden können.
Daher denke ich, hätte der Autor das lieber als autobiografischen Roman halten sollen, da er so mehr auf Dinge hätte eingehen können, die durch Fiktion weiterhin hätten geheimgehalten werden können, dem Leser aber dennoch ein bildliches Verständnis seiner Tätigkeit vermitteln können..
Ich packe es jetzt in mein "Lieblingsbücher"-Regal, nicht weil es überragend gut wäre, sondern weil es für Interessierte dieses Themas m.E. eine absolute Pflichtlektüre ist.