Ich kannte die Reihe „Hühnersuppe für die Seele“ noch nicht und war erstmal auch ganz interessiert, als im Vorwort beschrieben wurde, wie sie entstanden ist und wie sie einen Verlag davon überzeugt haben, die Geschichten zu drucken. Beeindruckendes Marketing und ein Beispiel für Beharrlichkeit und Resilienz.
Der Band enthält also zahlreiche Geschichten, die zum Nachdenken anregen sollen und die „herzerwärmend“ sind. Einige sind auch tatsächlich kontrovers zu diskutieren wie die eines Sohnes, der seinem harschen und leistungsorientierten Vater dafür dankt, dass er ihn so „hart“ erzogen hat, weil er im Leben daraufhin seine Ziele auch immer beharrlich verfolgt. Auch sind einige Begriffe für mich etwas aus der Zeit gefallen, das Wort „verkrüppelt“ für Behinderungen gefällt mir überhaupt nicht, auch wenn ich verstehe, was damit ausgesagt werden soll und der gewählte Begriff dann den Weg, den die Person gegangen ist, noch deutlicher macht.
Eine Geschichte hat mir besonders gut gefallen, die damit in Zusammenhang steht, die von Moses Mendelssohn, der kleinwüchsig war und offenbar einen Buckel hatte. Er verliebte sich in die schöne Frumtje, die jedoch von ihm abgestoßen war. „Sehen Sie, bei der Geburt jedes Jungen verkündet der Herr im Himmel, welches Mädchen er heiraten wird. Als ich geboren wurde, wurde mir meine zukünftige Braut gezeigt. Dann fügte der Herr hinzu: ‚Aber deine Frau wird bucklig sein.‘ Auf der Stelle rief ich aus: ‚Oh, Herr, eine bucklige Frau wäre eine Tragödie. Bitte Herr, gib mir den Buckel und lass sie schön sein.‘ Natürlich werden die beiden heiraten. Diese Geschichte hat mir aber eher wegen der Fuchsigkeit des Moses gefallen.
Ansonsten sind die Geschichten schon ordentlich kitischig. Viele sind eben Beispiele, wie sie bei einem Motivationstraining vorgetragen werden können. Sie sind auch sehr amerikanisch, da Amerikaner diese Beispiele lieben, Lebenswege, Durchhaltevermögen, Resilienz, Zielorientiertheit, Mut. Das sind auch alles positive Werte, die sich sehr zu schätzen weiß und niemals aufzugeben, wenn man etwas wirklich möchte, ist auch gut. Aber die Geschichten sind, wie gesagt, schon auch oft etwas sehr kitschig – und aus meiner Sicht auch sehr amerikanisch, also im Grunde ein bisschen wie Hollywoodfilme. Viele haben auch einen deutlichen religiösen Aspekt, was ich nicht verkehrt finde, was man aber mögen muss.
Für einen Band mit unterhaltsamen Kurzgeschichten finde ich es ungeeignet, aber wer ein bisschen Motivation und positives Denken möchte, für den sind viele der Geschichten, die in unterschiedliche Kapitel aufgeteilt wurden (Liebe, Eltern, Lernen, Selbstliebe etc.) sicher sehr schön zu lesen.