Cover des Buches Beutezeit (ISBN: 9783453675070)
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Rezension zu Beutezeit von Jack Ketchum

Rezension zu "Beutezeit" von Jack Ketchum

von Asmos vor 12 Jahren

Rezension

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Asmosvor 12 Jahren
Im in Ruhe arbeiten zu können, mietet sich Carla ein Häuschen auf dem Land. Für das Wochenende lädt sie fünf Freunde, darunter ihre Schwester, zu sich ein. Doch die Idylle hält nicht lange an: eine Horde Kannibalen hausen ganz in der Nähe. Und sie gieren nach frischem Menschenfleisch. Nachdem ich Jack Ketchums beeindruckende Werke ‚Evil’ und ‚Blutrot’ gelesen habe, war ich neugierig, was dieser Autor noch zu bieten hat. Im Gegensatz zu den beiden genannten Werken zeigt bei ‚Beutezeit’ schon der Klappentext, dass man ein etwas anderes Buch in der Hand hält. Trotzdem hatte ich mir speziell von diesem Werk mehr erwartet. In ‚Evil’ hat Ketchum gezeigt, dass man mit gut gesetzten Gewaltszenen ausreichend Ekel und Verachtung hervorrufen kann. Im Vergleich dazu fließt in ‚Blutrot’ beinahe kein Tropfen Blut, trotzdem geht auch dieses Buch tief unter die Haut. Mit ‚Beutezeit’ steuerte Ketchum hingegen in eine völlig andere Richtung. Anstelle von gezielt eingesetzten Gewaltszenen, besteht das Buch – besonders gen Ende hin – eigentlich nur noch aus dem Zerfleischen von Menschen. Sicher, es ist grausam und brutal und geht unter die Haut [und man erwartet auch gar nichts anderes von Ketchum], aber schlussendlich helfen mir auch Nach- und Vorwort nicht dabei, mehr Tiefe in dieser linearen Abschlachtung von Menschen zu sehen. Dass bei Ketchum wenn überhaupt nur die allerwenigstens überleben, war mir klar und ich habe damit gerechnet, aber schlussendlich fand ich viele Dinge nicht stimmig [vor allen Dingen was das Wissen der Kannibalen anbetraf. Für derart primitive Lebensformen fand ich einige technische Details ziemlich unglaubwürdig] und mir hat der Hintergrund dieser Sippe völlig gefehlt. Ketchum startet mit einer Erzählung über die Geschehnisse aus früheren Tagen durchaus spannend und interessant, vergisst dann aber die Geschichte zu Ende zu erzählen. Zum Ende hin schien immer weniger Platz für irgendwelche Informationen zu sein, was dazu führte, dass ich die Kannibalen als recht oberflächlich gezeichnete Figuren empfunden habe. Dabei wäre genau dieser Punkt [sprich die Herkunft dieser Kannibalen] für mich interessant gewesen und hätte aus diesem Buch etwas Besonderes gemacht. So fand ich 'Beutezeit' größtenteils recht 'langweilig', auch wenn das sicher das falsche Wort ist, aber das Buch war für mich nicht im Geringsten spannend und diese Masse an Abschlachtungen führt dazu, dass man schnell die Sensibilität für das Grauen verliert [auch wenn Ketchum im Bezug auf dieses erschreckend einfallsreich ist. Die Art des Tötens ist immer unterschiedlich und so vielfältig, dass man als Leser immer wieder aufs Neue an seine Grenzen stößt]. Wenn sich das Schlachten immer und immer wieder [und derart häufig] wiederholt, ist es schließlich sinnlos auf irgendwelche Überraschungen und plötzlichen Wendungen zu hoffen, die auch in diesem Buch schlichtweg nicht vorhanden waren. Zudem habe ich mich immer wieder gefragt, was ‚Beutezeit’ von irgendwelchen Teenie-Splattern unterscheidet, bei denen das Auto einer Gruppe junger Menschen irgendwo in einer verlassenen Gegend stehen bleibt und sie dann der Reihe nach von irgendwelchen Irren, die in der Gegend hausen, der Reihe nach abgeschlachtet werden. Der Grad an Grausamkeit? Die Provokation und der Wagemut eines Autors vor zwanzig Jahren? Denn das Thema an und für sich ist weder spektakulär, noch neu [selbst für damalige Verhältnisse]. Man hätte weitaus mehr daraus machen können, als es in ‚Beutezeit’ schlussendlich der Fall war. Hätte man den Kannibalen etwas mehr Leben eingehaucht und vielleicht mit der Anzahl an restlichen Protagonisten etwas gespart, wäre mehr Platz in diesem ohnehin recht kurzen Buch geblieben, um die restlichen Figuren lebendiger zu gestalten, sodass es für mich als Leser einfacher ist, mitzufiebern. Ketchum hat längst gezeigt, dass er es deutlich besser kann. FAZIT: Ein blutüberschwemmter Horrorschinken, dem die Tiefe und ein wenig das Besondere fehlt. Selbst in Anbetracht der Tatsache, dass es sich um ein relativ frühes Werk handelt, fand ich Beutezeit in keiner Weise mit ‚Evil’ und ‚Blutrot’ vergleichbar. Dem Buch zu Gute halten kann ich, dass es kurz, schnell und einfach zu lesen ist, da Ketchum – Inhalt hin oder her – einen angenehmen und flüssigen Stil hat.
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