Cover des Buches König Alkohol (ISBN: 9783746076942)
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Rezension zu König Alkohol von Jack London

Alkoholische Memoiren

von Kapitel7 vor 5 Jahren

Kurzmeinung: Jack London beschreibt mit humorvollem Unterton seinen Weg in die Alkoholsucht

Rezension

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Kapitel7vor 5 Jahren

Im Jahr 1911 stimmt Kalifornien über das Frauenwahlrecht ab. Jack London stimmt dafür. Sein Grund: Er ist sich sicher, dass die Frauen sich für ein Alkoholverbot einsetzen werden. Denn Jack London trinkt. Er trinkt seit früher Jugend und er trinkt mehr, als es für ihn gut ist. Er ist sich dessen bewusst, auch wenn er sagt:

Aber meine Geschichte ist nicht die Geschichte eines bekehrten Säufers. Ich bin nie ein Säufer gewesen und bin auch nicht bekehrt.

König Alkohol sind seine „alkoholischen Memoiren“. Jack London erzählt uns, wie er im Lauf seines Lebens mit Alkohol in Kontakt gekommen ist, wie es kam, dass er zum Trinker wurde. Immer wieder nennt er die Gesellschaft als Grund. Wo Menschen zusammenkommen, dort wird getrunken. Es ist eine Form gesellschaftlichen Umgangs, das Schmiermittel der Gemeinschaft. Man will eine gute Zeit zusammen verbringen und so wird getrunken, auch wenn der Alkohol gar nicht schmeckt. Nein zu sagen wäre ein Affront gegen den, der die Runde ausgibt. Der physische Widerwille gegen den Alkohol wird der Gesellschaft wegen besiegt.

König Alkohol, das ist John Barleycorn. John Barleycorn ist eine verharmlosende Bezeichnung für Whiskey. Dies sollte man wissen, um anfangs nicht verwirrt zu sein. Hier ist der Anhang mit Anmerkungen sehr hilfreich.

Durch diesen Kunstgriff, durchgehend von John Barleycorn als Person zu sprechen, werden Jack Londons alkoholische Memoiren lebendig. Zeitgleich spricht sich Jack London dadurch allerdings auch von eigener Schuld frei, distanziert sich. Der Alkohol, John Barleycorn ist wie eine andere, eine durchtriebene, Persönlichkeit mit eigenem Willen, die auf ihn wirkt und gegen die er machtlos ist.

Trotz aller Beteuerungen, es sei vor allem die Struktur der Gesellschaft, die ihn zum Trinken verleitet hat, ist König Alkohol nicht weinerlich oder apologetisch. Der Text trägt im Rückblick auf vergangene Ereignisse stets eine leichte Selbstironie in sich, was ihn unterhaltsam macht. Dazu hat Jack London bekanntlich ein unfassbar buntes Leben gelebt. Seine zahlreichen verschiedenen Berufe haben ihn weit herumgebracht. Seine Bereitschaft, sich widrigen Umständen auszusetzen, hat ihn zahlreiche Erfahrungen machen lassen.

König Alkohol ist voller Selbstreflektion, doch es ist keineswegs ein trauriges Buch. Was herauskommt, ist eine unterhaltsame (alkoholische) Lebensgeschichte, die trotz einer gewissen Wiederholung der grundlegenden Muster nie langweilig wird. (Können Memoiren eines Trinkers überhaupt trocken sein? *Badumm-tsss*)

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