Cover des Buches König Alkohol (ISBN: 9783746076942)
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Rezension zu König Alkohol von Jack London

Eine leicht konfuse Trinkerbeichte

von Duffy vor 6 Jahren

Rezension

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Duffyvor 6 Jahren
Es ist keine Autobiografie im eigentlichen Sinn, die London hier verfasste, sondern es ist seine Biografie als Trinker. Von frühester Kindheit (mit 5) beginnt diese und zieht sich bis an sein Lebensende. Dabei nennt er den Alkohol "König" Alkohol, gibt ihm fast menschliche Züge, die eines Begleiters und führt sogar Dialoge. Knapp vor einer Mystifizierung macht er jedoch seine Trunksucht, von der er behauptet, dass ihn der Geschmack des Trinkens abstößt und es ihm nur um die Rauschzustände geht, zur unabdingbaren Voraussetzung von Männlichkeit, wie er auch die ganze Zeit über nie die Problematik bei Frauen sieht.Im Gegenteil. In seinem letzten Kapitel, in dem er ein flammendes Plädoyer gegen die Trunksucht hält und die Kinder und Jugend beschützt wissen will, erhebt er die Frau zur letzten Chance, die Männerwelt vom Trinken abzuhalten. Nur aus diesem Grund stimmt er z.B. für das Wahlrecht für Frauen.
Seine Zeit als Arbeiter und Abenteurer schildert er penibel wie ein Buchhalter, seine Exzesse und die Zeiten der Abstinenz reiht er aneinander, als wären es Stationen auf einer Bahnfahrt. Vieles klingt auch einfach zu sehr nach Romancier und das, was den Leser am meisten interessieren könnte, nämlich die Auswirkungen auf sein Schreiben, erwähnt er nur in einigen Nebensätzen. Überhaupt kommt sein Leben als Schriftsteller fast gar nicht vor. Immerhin ist er einer der wenigen seiner Zeit, die den Erfolg noch miterleben können.
Unter dem Strich kann man sagen, dass er bis zum Schluss rein verstandesmäßig seinen Alkoholismus nicht unter Kontrolle hat, trotzdem er es gerne beahuptet. Dazu fehlte ihm einfach der Wille. Wie die meisten Alkoholiker hat er die Notwerndigkeit gesehen, sich davon auch geistig trennen zu müssen (auch diesen erstrebenswerten geistigen Zustand betont er oft und negiert eine körperliche Versehrtheit durch den Alkohol), doch er wollte es nicht, meinte, die Ausnahme sein zu können. Dass ihm der "König Alkohol", dem er die "Weiße Logik" zugestand, immer überlegen sein würde, wollte er einfach nicht wahrhaben.
Ein Buch, das zwiespältige Empfindungen hinterlässt. Londons Biografie ist eigentlich gut aufgearbeitet worden, da scheint seine "Beichte" eigentlich überflüssig, was er im Moment der Niederschrift natürlich noch nicht wissen konnte. Sie ist auch deswegen zwiespältig, weil man nicht alles glauben muss, was er schreibt. Sein früher Tod mag sicher auch mehr mit dem Alkohol zu tun haben, als er vermuten konnte. Für alle, die es interessiert, aber nicht zwingend.
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