
Zeitreisende sterben nie
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Zeitreise für historisch Interessierte
Sonnenwind
05. August 2013 um 08:14Zeitreise ist DAS Thema in der SF. Nicht ohne Grund; man kann praktisch alles daraus machen. Es läßt sich aus jeder möglichen Sicht auf alle mögliche Art behandeln - und wirft immer etwas ab. Michael Shelborne ist ein brillanter Physiker. Sein Sohn Shel ist auch Physiker, wenn auch eher durchschnittlich. ... und plötzlich ist Michael verschwunden. Auf der Suche nach ihm stößt Shel auf seltsame Geräte - "Zeitreisemaschinen". Super! Und begibt sich auf die Suche. Das Feld ist riesig, sein Vater könnte beinahe zu jeder Zeit an jedem Ort sein. Absolut klasse bis hierher! In McDevitts üblichem, ansprechendem Schreibstil ist dieser Roman durchaus packend. Leider verliert sich der Mittelteil auf dem Niveau eines gewöhnlichen historischen Romans. Man lernt verschiedene Epochen und bekannte Vertreter ihrer Zeit kennen, aber damit hat sich's auch. Am Ende wird es nochmal ein wenig anspruchsvoller, als die Zeit "repariert" werden muß. Das Buch läßt sich gut lesen, bietet dem SF-Fan aber zu wenig Substanz. Ohne die vielen geschichtlichen Stränge wäre mehr daraus zu machen gewesen. Statt der endlosen Plaudereien mit historischen Personen ein paar Zeitparadoxa - und das Buch hätte mehr zu bieten gehabt. So ist es mehr eine Einführung in die SF für historisch Interessierte.Rezension zu "Zeitreisende sterben nie" von Jack McDevitt
HelmuthSantler
15. February 2013 um 11:47Ich gebe es gerne zu: Zeitreisegeschichten üben seit jeher eine völlig irrationale Faszination auf mich aus. Die denkmöglichen Unternehmungen, die dadurch in Angriff genommen werden können! Die herrlichen Paradoxa, die es storytechnisch auszutüfteln gilt! Culture Clash ohne Ende, Antike und Moderne in direkter Konfrontation … unendliches Potenzial für Satire, Comedy, hirnverwirrende Plots und atemberaubende Spannung. Insofern war ich überaus neugierig auf “Zeitreisende sterben nie”, zumal Jack McDevitt als logischer Nachfolger von Isaac Asimov und Arthur C. Clarke gehandelt wird. Der Roman hebt auch durchaus beeindruckend an und versteht es, durch griffige, flotte Schreibe den Leser mühelos bei der Stange zu halten. Im Laufe der Ereignisse breitet sich freilich Ernüchterung aus: denn das Werk läuft auf nichts hinaus. Es ist eine literarische Zeitreise um der Zeitreise willen, ständig werden die Epochen gewechselt, doch aus den zahllosen, Jahrhunderte überspannenden Begegnungen entwickelt sich herzlich wenig. Die Message, die keine ist, lautet: Lasst lieber die Finger von Zeitreisen, es macht süchtig und verhindert, dass ihr in der Gegenwart zu leben versteht. Das satirische, gesellschaftskritische, horrible, komödiantische Potenzial von Zeitreisestorys wird dabei nicht einmal ansatzweise genutzt; keins davon. So bleibt letztlich der sehr schale Nachgeschmack eines reichhaltigen Buffets, dessen einzelne Bestandteile leider in keinem anderen Zusammenhang stehen als dem, auf einem Tisch vereint zu sein: eine Zeittotschlags-Reise.