Rezension zu "Die erfolgreichsten Strategien der Magier der Märkte" von Jack Schwager
Bei diesem Titel könnte man leicht auf die Idee kommen, der Autor würde seinen Lesern erklären, wie die sogenannten Magier der Märkte zu ihren Gewinnen gekommen wären. Wenn man jedoch Schwagers drei Interview-Bücher gelesen hat, dann sollte man wissen, dass er das natürlich nicht preisgeben wird. Schon allein deswegen nicht, weil er es nicht weiß.
Seine drei Bücher, aus denen er in Zweit- oder Drittverwertung nun diesen schmalen Band hervorgebracht hat, bleiben bei den tatsächlichen Handelsmethoden der interviewten Trader immer im Unbestimmten oder Allgemeinen. Dafür walzen sie Verhaltensregeln oder mentale Herangehensweisen in aller Ausführlichkeit aus. Heraus kommt dabei eine Mischung aus Heldenverehrung, Unterhaltung und Wahrheiten, die zwar gut klingen, aber praktisch nicht wirklich helfen.
Das setzt sich in diesem Buch nun fort. Es besteht aus zehn kurzen Kapiteln, die sich Grundwahrheiten aus dem Trader-Leben widmen. Kapitel 1 sagt uns, dass jeder Trader seinen eigenen Weg finden muss, seine Handelsmethodik also selbst entwickeln soll. Und zwar so, dass sie zu seiner Mentalität passt. Dieser Weg, so betont es das zweite Kapitel, ist hart und steinig und vor allem mit viel Arbeit verbunden.
Dann erklärt Schwager, dass das Traden selbst mühelos sein sollte (Kapitel 3). Das stimmt sicher, aber eben nur für wirkliche Meister, die das Stadium der unbewussten Kompetenz erreicht haben, wie der Autor später erklären wird. Die weiteren Kapitel befassen sich mit Kapitalmanagement und Risikokontrolle, der Unabhängigkeit von Tradern bei ihrer Meinungsbildung, mit Selbstvertrauen, dem Akzeptieren von Verlusten als normalen Vorgang, dem Rat, sich nicht mit Positionen zu verheiraten, der menschlichen Natur und dem Hinweis, dass man das, was man tut, gerne machen sollte.
Das klingt alles ganz fabelhaft, solange man es nicht hinterfragt. Denn in jedem dieser sicher richtigen Ratschläge stecken verschwiegene Voraussetzungen. So kann man sich beispielsweise nicht einfach vornehmen, dass man mühelos handelt. Das kommt nur durch harte Arbeit. Und viele werden diesen Zustand nie kennenlernen, weil sie vorher aufgeben müssen. Doch davon steht in solchen Büchern natürlich kein Wort, weil Autoren wie Schwager genau wissen, dass das keiner hören will.
Man kann sich auch Selbstvertrauen nicht verordnen, sondern wird sich aus diabolischen Endlosschleifen befreien müssen, wenn man es nicht besitzt. Mangelndes Selbstvertrauen mündet in schlechtem Handeln, schlechtes Handeln mindert das Selbstvertrauen. Wie man sich daraus lösen soll, erklärt der Autor nicht.
Verluste, so liest man immer wieder, soll man als Bestandteil dieses Geschäftes akzeptieren. Erfolgreiche Trader handeln so, weil sie wissen, dass sie keinen wirklichen Fehler gemacht haben, aber ein Trade dennoch in die Hose gehen kann. Wenn jedoch fehlerhaftes Handeln in Verlusten endet, dann sollte man das keineswegs akzeptieren, sondern die Fehler finden und versuchen, sie in Zukunft zu vermeiden oder das zugrundeliegende System infrage stellen.
Bereits in seinen Interview-Büchern konnte es sich Schwager nicht verkneifen, an jedes Interview seine persönliche Zusammenfassung zu hängen. Das krönt er in diesem Buch nun noch durch Testfragen für Minderbemittelte, bei denen der Leser wie in einer Prüfung beweisen soll, dass er den vorangegangenen Text auch wirklich kapiert hat. Wahrscheinlich wird jeder, der diese eindrucksvolle Prüfung bestanden hat, hinterher ein Supertrader.
Kurz: Dieses Buch enthält viele Wahrheiten, die alle ganz wunderbar klingen, aber praktisch nicht unbedingt weiterhelfen, weil sie einer falschen Logik anhängen. Die sogenannten Magier der Märkte besitzen zwar all das, was Schwager hier erklärt. Doch diese Leute haben sicher nicht Bücher wie dieses gelesen, um dann in sich zu gehen, solche Ratschläge zu beherzigen und Magier der Märkte zu werden. Vielmehr haben sie schwer gearbeitet und vor allem ihre ganz individuellen Schwächen erkannt und individuell beseitigt. Und vielleicht hatten sie auch einfach bessere Voraussetzungen als andere.