„Du findest scheußlich, was du von denen mit dir hast anstellen lassen?“
Rücksichtslosigkeit herrscht in unserer Welt, in der die Weltbevölkerung drastisch reduziert wurde, wird New York – und damit auch Amerika - von der Firma Dryden beherrscht. Joanna arbeitet unter ihnen als Zuständige für neue Projekte. Eines davon betrifft Lester Macaffrey – einem Mann, der als Messias bezeichnet wird. Dryco will ihn für ihre Zwecke einspannen und Joanna wird an ihre Grenzen getrieben.
Schon der erste Satz zeigt, in welcher Welt wir uns hier wiederfinden: Joanna, die die Geschichte selbst erzählt, beschreibt teilnahmslos, dass sie fast von einem Säugling erschlagen worden wäre, den eine Mutter aus dem Fenster wirft. Wie es wirklich um die „neue Welt“ bestellt ist, bekommt der Leser häppchenweise serviert. Ohne großartige Erklärungen werden Beispiele der Menschenverachtung wie nebenbei eingeworfen und weben ein erschütterndes Gesamtbild.
Die Protagonisten sind – neben dem scheinbaren Messias Lester – allesamt Mitarbeiter der Dryco. Da sie zu den Mächtigen in der Stadt gehören gelten für sie andere Gesetze. Ihre Leibwächter bringen wie nebenbei Menschen um, wenn diese im Weg stehen. Aber auch sie selbst scheinen eine besonders rücksichtslose Einstellung zu haben. Im ersten Moment scheint auch Joanna mitleidslos und abgehärtet. Erst langsam lichtet sich diese Vorstellung und der Leser erfährt – mehr angedeutet als ausgesprochen – was ihr widerfahren ist und wie sie damit umgeht.
Dachte ich erst noch, die Geschichte dreht sich um die Fähigkeiten von Leser – von dem mir nie ganz klar wurde, was es mit seiner Stellung als Messias nun auf sich hat – so wurde ich davon überrascht, dass es mehr noch um die Machenschaften der Dryco geht. Intrigen stehen dabei an der Tagesordnung, genauso wie Morde. Und mitten drin Joanna, die erkennen muss, dass sie gar nicht so abgebrüht ist, wie sie dachte.
Die Mischung aus einer kalten, harten Welt mit ihren machthungrigen Protagonisten, die über Leichen gehen und deren Sprache, die immer wieder ins Derbe verfällt, produziert eine eigene Stimmung. Das Wort düster scheint mir noch zu harmlos zu sein, beziehe ich das doch viel zu oft auf äußere Umstände. Vielmehr sind es hier aber die Abgründe der menschlichen Einstellungen mit denen man konfrontiert wird und denen man sich als Leser stellen muss.
Fazit: Menschliche Abgründe in einer Welt, in der Einzelpersonen keinen Wert mehr besitzen – ich fand´s faszinierend, wenn auch auf eine sehr düstere Art und Weise.