Gian-Marchet Colani (1772 - 1837) war ein sagenumwobener Jäger aus Pontresina und Vorbild für die Hauptfigur dieses Romans, Markus Paltram. "Der König der Bernina" wurde 1900 geschrieben, und diese Ausgabe ist ein Nachdruck der Ausgabe von 1917.
Für mich als Leser von Büchern mehrheitlich neueren Datums war der Schreibstil ungewohnt. Ich empfand die Beschreibungen als sehr schwülstig und langatmig. Trotzdem konnte ich das Buch flüssig lesen. Als regelmässiger Feriengast in Pontresina kenne ich das Engadin und seine Bergwelt recht gut und so war die Lektüre eine Reise an bekannte Orte. So freute ich mich beispielsweise über den Besuch in Sassal Mason. Die Landschaftsbeschreibungen sind sehr schön, aber wie schon erwähnt, sehr blumig. Auch die glorifizierende Wiedergabe gewisser Protagonisten erschien mir gewöhnungsbedürftig. Und wenn die Augen von Trauer umflort waren, entlockte mir das ein Lächeln. Durch den unverfälschten Nachdruck unternahm ich somit auch eine Zeitreise an den Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts.
Der Handlungszeitraum beginnt kurz nach der Besetzung Napoleons und der damit verbundenen Abspaltung des Veltlins und endet mit der touristischen Entdeckung des Engadins. Auch trifft man auf weitere historische Figuren wie den Maler Wilhelm Georgy, der im Buch allerdings einen anderen Vornamen hat.
Amüsiert habe ich mich über gewisse Fehler im Nachdruck. Die Originalausgabe war in Fraktur geschrieben, und da verwechselt man beim Lesen bekanntlich oft das "s" mit dem "f". Dies ist dann offenbar auch an einigen Stellen beim Nachdruck passiert. So steht da einmal beispielsweise Hauf anstelle von Haus.
Gian-Marchet Colani