Cover des Buches Das Amarna-Grab (ISBN: 9783000280207)
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Rezension zu Das Amarna-Grab von Jacob Nomus

Rezension zu "Das Amarna-Grab" von Jacob Nomus

von sabisteb vor 11 Jahren

Rezension

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sabistebvor 11 Jahren
Ägypten, 18. Dynastie: Echnaton plant den Monotheismus und seine eigene Unsterblichkeit. Jerusalem 33 n. Chr.: Yehoshua wird Opfer einer Verschwörung, sein Leben zu retten. Kairo 2011: In der Oase Siwa machen Archäologen eine bahnbrechende Entdeckung: Ein Grab des Ungeborenen, ein natürlicher Tiefkühlschrank auf Ammoniumbasis. Echnaton, der Ketzerkönig, will die Macht des Staatsgottes Amun brechen und dass die Menschen nur noch Aton, die Sonne anbeten. Wir alle wissen, Echnaton scheiterte letztendlich, oder vielleicht doch nicht? Laut Jacobus Nomus hatte Echnaton die Fähigkeit, langfristig zu planen. Er schuf eine geheime Sekte, die den Glauben an Aton bewahrte, und alles daran setzte, den Monotheismus zu verbreiten. Die größten Führer dieser Sekte (Moses, Jesus,…) waren seine leiblichen Söhne, die mittels tiefgefrorenem Sperma gezeugt wurden. Diese Sekte und ihre Führer hatten nur ein Ziel: den Mechanismus der dem Glauben zugrunde liegt, zu verstehen, seinen Einfluss zu stärken und so das Gleichgewicht der Macht wieder herzustellen (worin dieses Gleichgewicht auch bestehen mag). Das ist letztendlich auch das Hauptmotiv des Buches, Manipulation der Massen durch Religion. Die Entstehung des Christentums ein abgekartetes Spiel nach Echnatons Plan und der Gott der Juden und Christen ist eigentlich nur Aton mit anderem Namen. Natürlich ist das teilweise an den Haaren herbeigezogen, denn es hat natürlich seinen Grund, warum man Spermien in flüssigen Stickstoff lagert und nicht bei -20°C. Würden die sich bei -20°C halten, würde man nicht so viel Geld sinnlos für flüssigen Stickstoff verschwenden, da hinkt die Idee hinter diesem Buch definitiv. Auch vermittelt das Buch den Eindruck, dass Echnatons Ideen genetisch kodiert waren, dass alle seine Söhne automatisch auch dem Monotheismus folgen würden und große Führer sein müssen, auch das ist eher zweifelhaft. Dennoch ist die Idee frisch, witzig, innovativ und unterhaltsam abgefahren. Anders, als so einige Autoren in etablierten Verlagen, ist das Buch sogar stilistisch gelungen und teilweise überraschend, besonders das erste Kapitel hat mich zunächst gekonnt aufs Glatteis geführt. Natürlich sind ein paar kleinere Fehler drinnen, wie altes DNA (S. 25), einige etwas holperige, umständliche Formulierungen (aber nur sehr selten), insgesamt ist das Buch aber auf einem deutlich stimmigeren sprachlichen Niveau, also so mancher aktueller Bestseller. Was mir sehr gut gefallen hat, ist dass der Autor Sozialkritik, in teils sehr direkter Form betreibt. Er zeigt Prinzipien auf, die sich seit der Antike durch die Geschichte ziehen und dennoch nicht angezweifelt werden: „Und billigen die Priester nicht, dass ein reicher Mensch für seine Schuld nur zwei Tauben gibt. Aus Angst, er würde überhaupt nichts geben, wenn sie ein Schaf von ihm fordern würden, wie es unser Glaube vorsieht. „ (S. 54) Das erinnert schwer an die aktuelle Politik der Steuerentlastungen für Reiche. Dieses Buch ist schwer zu beschreiben und einzuordnen. Einerseits ist es ein gut recherchierter historischer Roman. Die geschichtlichen Fakten sind soweit bekannt korrekt wiedergegeben und soweit nicht bekannt innovativ ausgeschmückt und ergänzt. Wie starb Nofretete, was passierte mit Kija, wie konnte Yehoshua „auferstehen“. Dann fällt er auch ins Genre Lab Lit, besonders der Handlungsstrang von 2011. Da ist eine große Menge Biologie, Genetik und Forensik eingeflossen, die nicht Biologen teilweise Kopfschmerzen bereiten dürfte und einige solide biologische Grundkenntnisse erfordert. Dazu noch eine Priese kreative Verschwörungshypothese in der Art von Dan Brown. Schade eigentlich, dass es so ein Geheimtipp ist. Leseprobe und Trailer gibt es online: http://www.jacobnomus.com/das_amarna-grab.html
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