Cover des Buches Eifel-Blues (ISBN: 9783894254421)
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Rezension zu Eifel-Blues von Jacques Berndorf

Siggi Baumeisters erster Fall

von Stefan83 vor 13 Jahren

Rezension

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Stefan83vor 13 Jahren
Deutsche Krimis sind lange Zeit ein rotes Tuch für mich gewesen, wobei sich nun Jacques Berndorf samt seinem Debütroman "Eifel-Blues" anschickt dies zu ändern. Ein wenig skeptisch bin ich an die Lektüre dieses "Regional"-Krimis herangegangen, in der Erwartung einen etwas biederen Tatortfall in schriftlicher Form vorzufinden. Viel mehr hätte ich wohl nicht daneben liegen können, denn Berndorfs erster Krimi aus der Reihe um den Journalisten Siggi Baumeister ist alles andere als vorhersehbar und konstruiert. Stattdessen überrascht er mit einer gehörigen Portion Wortwitz, die natürlich in erster Linie vom Ich-Erzähler Baumeister ausgeht, der wiederum nicht ganz zufällig in seinen Schrullen, seiner Liebe zu Katzen und Gartenarbeit, dem Autor selbst ähnelt. Man kann allerdings nur hoffen, dass Berndorfs Leben etwas ruhiger verläuft, als das seiner literarischen Schöpfung. Diese hat sich endlich einen längst überfälligen Urlaub gegönnt, um die neue Steinmauer im Garten zu bepflanzen und darin die heimische Tierwelt zu beobachten. Und was sollte in diesem schönen, ruhigen Eifel-Dorf auch schon dazwischen kommen? Eine ganze Menge, wie Baumeister sehr schnell feststellen wird. Bereits nach kurzer Zeit erfährt er einen wenig erwünschten Besuch durch Elsa, eine Journalisten-Kollegin aus Hamburg, die aus ihrer beruflichen Beziehung gerne eine private machen möchte. Und als ob das schon nicht genug wäre, möchte ihn auch noch sein Chef auf eine besonders heiße Story ansetzen. Auf einem Waldweg in der Nähe eines scharf bewachten Bundeswehrdepots sind einige Tage zuvor ein Mann und eine Frau erschossen in einem Jeep aufgefunden worden. Eine andere weibliche Leiche lag einigee hundert Meter weiter entfernt. Da es in der Eifel dank intensivster Tratscherei ein eher schlecht gehütetes Geheimnis geworden ist, hat man es offiziell als Eifersuchtsdrama deklariert. Doch sein Chef - und besonders Baumeister selbst - glauben nicht daran. Obwohl der MAD selbst der Kripo jegliche Ermittlungen untersagt hat, beginnt der Journalist herumzuschnüffeln und trifft bei seinen Nachforschungen auf Studienrat Dr. Messner. Der liebe Doktor schlägt ihm sogleich die Fresse samt gewissen anderen Körperteilen ein, was Baumeisters Neugierde jedoch nur umso mehr weckt. Gemeinsam mit Elsa zieht er nun durch die Eifel, um die wahren Hintergründe des Falls ans Licht der Öffentlichkeit zu bringen... Was verbirgt sich genau hinter den Morden? Spionage? Interne Machtkämpfe? Ist am Ende gar nichts weiter dran? Nur einige der Fragen, die man sich im Verbund mit Siggi Baumeister stellt, dem man dank der Erzählung in der Ich-Form bei seiner Arbeit über die Schulter zu schauen scheint. Und er ist einem sofort sympathisch, dieser brummige Einzelgänger (ich fühlte mich stellenweise an Andrea Camilleris Montalbano erinniert), der für seine Freunde alles tut und, für einen Journalisten ungewöhnlich, einen Ehrenkodex pflegt und mit sauberen Mitteln recherchiert. Ganz anders sieht es dagegen mit der Bundeswehr aus, die hier nicht so gut wegkommt, was vielleicht aber auch der politisch gespannten Stimmung der späten Achtziger, in denen das Buch erschienen ist, geschuldet sein könnte. Erstaunlich wenig erfährt man auch in Punkto Lokalkolorit, was für mich eines der Mankos des Buches ist, denn nach dem sehr guten Beginn, hätte das Buch auch an einer anderen Stelle in Deutschland spielen können. Der Bewohner der Eifel wird sich wohl am ehesten in den Figuren wieder erkennen, die allesamt hervorragend beschrieben werden und, im Verbund mit dem knackigen Humor, für ordentlichen Lesespaß sorgen. Insgesamt ist "Eifel-Blues" ein tolles Debüt, das zwar spannungstechnisch nicht vom Hocker reißt, aber bestens unterhält und mit einem sehr überraschenden Schluss aufwartet. Ein Lesetipp für den Kurzurlaub, mit dem man nicht viel falsch machen kann. Ich freue mich auf weitere Abenteuer mit Baumeister, Katze Krümel und Co.
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