Rezension zu Bruder Kemal: Kayankayas fünfter Fall von Jakob Arjouni
Rezension zu "Bruder Kemal" von Jakob Arjouni
von walli007
Rezension
walli007vor 11 Jahren
Frankfurt - Bahnhof Kayankayas Büro läuft ganz gut. Doch jeder neue Auftrag ist willkommen. Und so landet der Privatdetektiv Kayankaya in einem der vornehmeren Viertel Frankfurts. Die besorgte Mutter einer 16jährigen berichtet, dass die Tochter seit Tagen verschwunden ist. Nachdem der Detektiv mit einigen Mühen aus ihr herausgekitzelt hat, dass das junge Mädchen wahrscheinlich mit einem windigen Fotografen unterwegs ist, den die Mutter als besondere Zutat für eine ihrer Partys aufgerissen hat, macht Kayankaya sich sofort auf die Suche. Fast gleichzeitig erhält er den Auftrag als Personenschützer für einen arabischen Autor tätig zu werden, der in seinem Roman unangepasste Äußerungen verlautbaren ließ und nun mit Übergriffen von Fanatisten rechnen muss. Zwei sehr unterschiedliche Fälle kommen da auf unseren Detektiv zu. Die Sorge der Mutter um ihr Kind, die Sorge des Verlages um den Autor. Bei aller Unterschiedlichkeit ähneln sich die Fälle doch. Kann es sogar einen Zusammenhang geben. Kayankaya jedenfalls findet das Mädchen in zwar beklagenswerten aber immerhin lebendigem Zustand. Doch wie er bald feststellen muss, war das nicht alles. Kayankaya ermittelt frisch, mit Schnauze und Herz seinen Migrationshintergrund ignorierend, auch wenn gerade der ihm den Auftrag verschafft. Immer wieder verblüfft er seine Auftraggeber, weil er nicht in das Rollenbild passen will, dass sie von einem wie ihn haben. Damit hält der Autor den Lesern so manches mal einen Spiegel vor, was zwar zum Schmunzeln aber auch zum Nachdenken anregt. Vielleicht sollte man die Schubladen, in die man jemanden zu packen geneigt ist, nicht so schnell aufziehen. Auch mit seinem fünften Fall unterhält Kayankaya seine Anhänger bestens. Etwas älter und gesetzter, aber immer auf der Such nach der Wahrheit und einem entspannten Leben mit seiner langjährigen Freundin, bleibt man gespannt, was der Autor für seinen Helden noch in petto hat.