Kürzlich hat Jakob Hinrichs zusammen mit Peter Graf vom Metrolit Verlag im Aufbauhaus, Berlin Hans Falladas Roman "Der Trinker" als Graphic Novel vorgestellt. Es war spannend und aufschlussreich, etwas über den Entstehungsprozess zu erfahren. Jakob Hinrichs hat sich für "Der Trinker" ausführlich mit Fallada beschäftigt. Er berichtete, dass er mehrere Romane las, Unmengen Biografisches recherchierte, unter anderem im Fallada-Haus in Carwitz und dort auch die ehemalige Haftanstalt besuchte, in der Fallada nach einem Angriff auf seine Frau inhaftiert war und wo er Tagebuch und am "Trinker" schrieb.
"Man erinnert sich, dass ich diese Zeilen im Kriegsherbst 44 im festen Haus zu Strelitz scheibe, wohin ich von der Staatsanwaltschaft als wahrscheinlich "gemeingefährlicher Geisteskranker" zur Beobachtung überwiesen bin. (Es gibt verschiedene Methoden, um unerwünschte Autoren zu erledigen; auf diesem Gebiet ist das Deutsche Reich gar nicht einfallsarm.) Ich habe die Erlaubnis erhalten, mich selbst zu beschäftigen, zu schreiben. Ich habe erst einige Kurzgeschichten und dann einen kleinen Roman geschrieben. Und dann kam es über mich, dass ich hier, ausgerechnet in diesem Haus, bewacht und belauert, mit diesen Aufzeichnungen beginnen musste..."
Rudolf Ditzen, alias Hans Fallada war Zeit seines Lebens drogensüchtig: Morphin und Alkohol, ein zerrissener Mensch zwischen bodenloser Abhängigkeit und dem Wunsch im Schreiben die Rettung ins Leben zu finden. Absolut beeindruckend ist es, wie Fallada vor diesem Hintergrund solche großartigen Romane schreiben konnte. Der Roman "Der Trinker" beschreibt den Abstieg von Erwin Sommer, einem verheirateten Kaufmann, dessen Geschäft Verluste macht und der schließlich vollkommen alkoholabhängig und von der Frau verlassen in einer geschlossenen Anstalt endet.
Hinrichs hat Roman und Autobiografisches vermischt, vermutlich lässt sich dies auch kaum trennen. Der Text ist überwiegend wörtlich aus dem Roman übernommen, die Textauswahl geschickt zu den Bildern kombiniert. Auch hat Hinrichs das Buch so gestaltet, dass Inhalt und Illustrationen einen deutlich erkennbaren Bezug zur heutigen Zeit haben. Seine Bilder erinnern an Holzschnitte des Expressionismus. Als Vorbild nannte Hinrichs auch Frans Masereel. Die Farben sind kraftvoll und auf einige wenige reduziert.
ich fasziniert die immense Wirkkraft der Bilder, die eindrücklich den Text verstärken und die Essenz aus dem Roman gekonnt herausfiltern. Ein Kunstwerk, das anregt, sich mehr mit Falladas Werken auseinanderzusetzen und auf weiteres von Jakob Hinrichs gespannt zu sein. Er lebt als Illustrator und Comiczeichner in Berlin und hat zuvor bereits für die Büchergilde Schnitzlers Traumnovelle illustriert.