Cover des Buches Party in den Tod (ISBN: 9783958190504)
Rezension zu Party in den Tod von Jalda Lerch

Eine tolle Story, aber leider zu wenig Spannung

von Ein LovelyBooks-Nutzer vor 8 Jahren

Kurzmeinung: Die Story selbst hat wirklich Potential, dieses wird meiner Meinung nach aber oft nicht ausgeschöpft.

Rezension

Ein LovelyBooks-Nutzervor 8 Jahren
Worum geht es?

In einer Berliner WG stirbt die junge, eigensinnige Musikstudentin Conny nach einer rauschenden Party. Ihre drei Mitbewohner Henning, Malte und Patrick und ihre Mitbewohnerin Kathi finden sie am nächsten Morgen tot auf. Relativ schnell steht fest, dass Conny ermordet wurde. Kommissar Behm und seine Kollegin Inga Frenzel werden mit dem Fall betreut. Um herauszufinden, was in der Tatnacht geschah und ob die vier Mitbewohner sogar als Tatverdächtige in Betracht kommen, wird Inga von Behm als Spitzel in die WG eingeschleust.

Neben dem Mord an Conny gab es in letzter Zeit auch mehrere Morde an Notaren in der Stadt. Diese wurden bisher noch nicht aufgeklärt und auch ein anderes Ermittlerteam ist damit betreut. Obwohl einige Verbindungen zwischen Personen beider Fälle bestehen, verlaufen die beiden Handlungsstränge doch recht unabhängig voneinander.

Als dann allerdings Connys Sohn entführt wird, scheint es eine Verbindung zwischen beiden Fällen zu geben…

Wie hat es mir gefallen?

Zuerst einmal ist mir die sehr authentische Beschreibung der Orte im Krimi aufgefallen. Da ich selbst einige Jahre in Berlin lebte, konnte ich mir die verschiedenen Schauplätze anhand der Beschreibungen sehr gut vorstellen. Auch die Einführung der WG-Charaktäre Henning, Malte, Patrick und Kathi fand ich sehr gelungen. Junge Menschen während des Studiums, oft mit unterschiedlichen Vorstellungen, aber doch sehr ähnlich in ihren tagtäglichen Erwartungen vom Leben.

Der Mord an Conny reißt alle erst einmal aus ihrem Alltag, jeden auf unterschiedlichste Art. Relativ schnell kommen sie jedoch wieder zurück zu ihrem alltäglichen Trott. Etwas komisch finde ich, dass keiner der Bewohner die Situation hinterfragt, als sich Inga plötzlich vorstellt und einziehen möchte. Auch dass sie direkt in Connys Zimmer einzieht, ist für mich nicht ganz so realistisch, zumal der Mord erst einige Tage zurücklag.

Mit dem Einzug Inga Frenzels in die WG endet dann auch erst einmal der Fortschritt in den Mordermittlungen und der Fokus wird auf die Entführung von Connys Sohn Jonas gelegt. Außerdem rücken die Notarenmorde mehr in den Blickpunkt.

Viele neue Personen werden eingeführt und man erfährt mehr über deren Leben und ggf. auch mögliche Motive. Allen voran Kommissar Lars Behm, der sich zwar als guter Ermittler, aber auch als Muttersöhnchen schlechthin herausstellt. Ihm widerstrebt dieser Gedanke zwar, aber er hat es mit fast 40 Jahren immer noch nicht geschafft, von zuhause auszuziehen. Eine der Nebenerzählungen beschäftigt sich dann damit, dass Behm über einen Kollegen eine kleine, in vielerlei Augen, ranzige Bude vermittelt bekommt. Diese Vorgehensweise bei der Erzählung ist mir auch schon in vielen Tatort-Folgen aufgefallen. Es wird eben versucht, nicht nur den Mordfall in den Mittelpunkt zu stellen, sondern auch eine Beziehung zu den einzelnen Akteuren herzustellen.

Leider geht mir die Ermittlung im Mordfall Conny doch zu sehr in den einzelnen Handlungssträngen unter, sodass ich mich über weite Strecken fast etwas gelangweilt habe.

Die Story wird recht chronologisch aus verschiedenen Sichtweisen jeweils aus der dritten Perspektive erzählt. In jedem Kapitel wird eine andere Figur in den Mittelpunkt gestellt, sodass man anfangs noch nicht wirklich eine Vermutung hat, wer der oder die Schuldige ist. Jeder Figur wird ähnlich viel Gewicht verliehen, sodass man erwartet, dass die Figur noch eine größere Rolle spielen wird. Bei einigen davon hofft man allerdings vergeblich auf eine tiefgründige Rolle. Beispielsweise werden Figuren in mehreren Kapiteln eingeführt, ihre Hintergründe und möglichen Motive beleuchtet, um sie dann sang- und klanglos aus dem Buch verschwinden zu lassen bzw. ich fragte mich am Ende, warum diese Person nun eigentlich in der Geschichte mitgespielt hatte.

Auch vermeintlich gefährliche oder spannende Situationen gab es für meinen Geschmack zu selten und wenn, wurden sie zu schnell aufgelöst und damit entschärft.

Fazit

Die Story selbst hat wirklich Potential, dieses wird meiner Meinung nach aber oft nicht ausgeschöpft. Das finde ich etwas schade, denn so wird der eigentlich guten Geschichte an vielen Stellen die Spannung zu schnell genommen, sodass es insgesamt kaum zu einem wirklichen Spannungsaufbau kommt. Vielleicht hätte man sich hier mehr auf einen Handlungsstrang konzentrieren sollen oder für die einzelnen Handlungsstränge noch ein paar mehr Kapitel einplanen können.

Positiv anzumerken ist jedoch, dass ich bis zum Ende wirklich keine Ahnung hatte, wer der/die Mörder/in von Conny war, obwohl es rückblickend einige Hinweise dazu gab. So wurde ich doch am Ende noch einmal überrascht, worüber ich mich bei Krimis immer sehr freue.

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