Rezension zu "Du kannst kein Zufall sein" von James Bailey
Das neue Jahr beginnt für Josh alles andere als fröhlich. Seine langjährige Freundin lehnt seinen Heiratsantrag ab, weswegen Josh sich dazu gezwungen sieht, aus der gemeinsamen Wohnung auszuziehen und seine Arbeitsstelle aufzugeben. Ehe er sich versieht, bewohnt der Achtundzwanzigjährige mitsamt seines Kaninchens sein altes Kinderzimmer in seinem Elternhaus. Da nimmt Josh sich vor, ein Jahr lang seine Entscheidungen von einem Münzwurf abhängig zu machen.
Ein paar Wochen später trifft Josh zufällig auf seine Traumfrau, die binnen kürzester Zeit wieder aus seinem Leben verschwindet und nur wenig Anhaltspunkte hinterlässt. Wie wird jedoch die Suche nach ihr von der Münze beeinflusst?
Die Buchgestaltung beginnend mit dem Cover, auf welchem Josh, seine Angebetete mit der Sonnenblume, Jeremy und im Hintergrund essentielle Londoner Sehenswürdigkeiten dargestellt sind, sowie die vier Fragen an den Autor im Einband des Buches, gefiel mir sehr gut, da sie Schlüsselelemente der Geschichte um Josh präsentieren.
James Bailey fand ich auf Anhieb sympathisch, was vor allem auf seiner Beantwortung der Fragen basiert: dass manche Passagen persönliche Erfahrungen von ihm entsprächen, welche er aber nicht verraten wolle oder weshalb er romantische Komödien so möge. Ich mochte seine Art auf der Stelle. Außerdem ist es ja nicht unbedingt die Regel, dass männliche Autoren sich an dieses Genre heranwagen, deswegen war ich erst recht gespannt darauf, wie er seine Geschichte umsetzen wird.
Aufgeteilt werden die Kapitel in die vier Jahreszeiten: Winter, Frühling, Sommer, Herbst und schlussendlich wieder Winter, um die Zeitspanne der Geschichte zu definieren.
Gleich zu Beginn musste ich schon durchgehend schmunzeln, bis dann der richtige britische Humor einsetzte. Bissige Äußerungen über Angst- und Panikstörungen und Demenz haben mich schon getroffen, obschon ich wusste, dass das eben das ist, was den britischen Humor auszeichnet: Zynismus, Sarkasmus, schonungslose, gar pampige Direktheit und Absurdität. Ganz ehrlich: damit musste ich lernen umzugehen und mich darauf einzulassen war nicht immer einfach.
Dann ist da der gute Protagonist. Und Josh ist nicht ohne. Klar, wenn sein gewohntes Leben wie ein Kartenhaus zusammenbricht, dann kann er von mir aus gern wehleidig sein, das wäre ich ganz bestimmt auch gewesen. Das Ausmaß war aber schon heftig. Zudem agiert er überwiegend verantwortungslos und ist kaum in der Lage Selbstreflektion zu betreiben. Hinsichtlich seines Berufs- und Privatlebens fand ich das schon befremdlich. Das Münzwerfen ist streckenweise noch witzig, allerdings ist es mit der Zeit konfus, denn Josh denkt einfach gar nicht mehr eigenständig. Lichte Momente kommen zwar vor, doch seine Grundhaltung habe ich nicht nachvollziehen können. Ich würde nicht sagen, dass seine Charakterentwicklung vollends stagniert, aber als besonders eindrucksvoll habe ich sie nicht wahrgenommen.
Fakt ist, dass die Geschichte aberwitzig ist.
Fakt ist auch, dass ich in der ein oder anderen Situation glucksen oder sogar ein Tränchen verdrücken musste.
Nichtsdestotrotz hat mich Joshs Geschichte schlichtweg nicht abgeholt, obwohl ich sie wirklich mögen wollte.