Ich habe soeben das Buch „Die Stadt der dunklen Herzen“ ausgelesen und sage gerne, dass es ein wirkliches Lesevergnügen war, es in kurzer Zeit durch zu schmökern. Achtung – Spoiler!
Sprachlich flüssig geschrieben schafft es der Autor problemlos, den Leser in kürzester Zeit in den Bann zu ziehen, ohne zu langweilen, ohne unnötige Wiederholungen von Tatsachen oder Kunstpausen, die das Geschehen unnötig in die Länge ziehen - auf den über 650 Seiten wird man als Leser stets mitgerissen und man wird weder von historischen Fakten erschlagen noch hat man das Gefühl, dass man anschließend für die Frauenemanzipation auf die Straße gehen muss – ein Buch, das nicht mit dem Zeigefinger auf die Moral der Geschichte hindeutet, sondern einfach nur unterhält und es dabei schafft, dennoch vieles Wissenswertes über die damalige Zeit, über den Konflikt zwischen New York und Chicago, der Arbeit der Journalisten ohne Internet und Handy zu vermitteln.
Erzählt wird das Buch im Endeffekt aus zwei Sichtweisen – da ist die junge, aufstrebende Journalistin Emily, die in einer von Männern dominierten Welt ihren Weg sucht und einen Job bei der renommierten „World“ haben möchte. Emily erhält als erste Bewährungsprobe einen Auftrag, der sich nach Chicago führt, wo sie kurz vor Ende der Weltausstellung 1893 versucht, den Tod eines lettischen Mädchens mit Namen Anna Zemeckis aufzuklären und in diesem Zusammenhang auf den schlechten Ruf Chicagos hinzuweisen, der einem Sündenpool gleichkommt.
Die zweite Rahmengeschichte wird von Anna erzählt, die nicht tot, sondern in einer Irrenanstalt festgehalten wird, aus der sie jedoch fliehen kann. Sie trägt ein Kind unter dem Herzen, kann sich jedoch erst nach und nach erinnern, was mit ihr vor der Irrenanstalt geschehen ist. Fortan ist sie auf der Flucht vor Männern, an die sie sich kaum erinnert.
Gut gefällt mir auch der Titel des Buches – die Stadt der dunklen Herzen.
Kurz – ich hatte eine wirklich schöne Zeit mit dem Buch und hoffe sehr, dass es in Zukunft noch weitere Bücher des Autors in deutscher Sprache geben wird. Schade ist nur, dass das Buch bisher nicht mehr deutsche Leser erreicht hat – was meiner Ansicht nach nachgeholt werden muss!