Cover des Buches Die Auserwählten - In der Todeszone (ISBN: 9783551313607)
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Rezension zu Die Auserwählten - In der Todeszone von James Dashner

“Die Auserwählten”-Trilogie von James Dashner (2009-2011)

von neenchen vor 7 Jahren

Rezension

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neenchenvor 7 Jahren

Die "Die Auserwählten”-Trilogie des amerikanischen Autors James Dashner ist Teil der zur Zeit beliebten Fantasy-Jugendbuchwelle. Er schafft es eine faszinierende Geschichte und neue Welt zu kreieren mit vielen Besonderheiten, aber leider bleibt bei seiner Geschichte die Tiefe der Figuren auf der Strecke.

Im ersten Teil der Reihe – “Die Auserwählten im Labyrinth” (2011) – wacht Thomas ohne Gedächtnis in einer Transportbox auf, die ihn auf eine Lichtung führt, auf der bereits viele Jungen zusammenleben. Umgeben ist die Lichtung von einem undurchdringlichen Labyrinth, welches von abscheulichen Kreaturen bewacht wird. Schnell wird klar, dass Thomas ein Läufer werden möchte. Diese Gruppe erkundet Tag für Tag das Labyrinth. Mit der Ankunft von Teresa, dem ersten Mädchen, ändert sich auf der Lichtung alles und ein Ultimatum scheint über der Gemeinschaft zu hängen. Auch wird es immer deutlicher, dass sich Thomas und Teresa von früher kennen und Teil von diesem grausamen Experiment sind.

“Die Auserwählten in der Todeszone” ist der dritte Teil der Reihe und startet im ANGST-Hauptquartier. Thomas und nur noch wenige Mitstreiter wollen sich nicht auf den angebotenen Deal einlassen, fliehen nach Dallas, eine, so heißt es, Brand-freie Stadt, und kommen dort den letzten Geheimnissen auf die Spur. Sie stoßen dabei auf die mysteriöse Widerstandsgruppe “Der rechte Arm”. Während die Stadt von Cranks überrannt wird, muss Thomas sich entscheiden, auf welcher Seite er steht und ob er den Kampf gegen ANGST antreten will.Das zweite Buch “Die Auserwählten in der Brandwüste” knüpft nahtlos an den ersten Teil an. Thomas und eine kleine Gruppe der ehemaligen Lichter sind dem Labyrinth entkommen und finden sich statt in Sicherheit schon bald im nächsten Experiment wieder. Sie sollen die Brandwüste lebend bis zum sicheren Hafen durchqueren. Dabei treffen sie auf viele Gefahren und auf Personen, die unter der Krankheit ‘Der Brand’ leiden und dadurch verrückt geworden sind. In Jorge und Brenda findet Thomas neue Verbündete und so wagen sie sich immer weiter vor, in einer Welt, die den Freunden nicht vertraut erscheint und scheinbar von ANGST, der übermächtigen Behörde, gesteuert wird.

Der Autor James Dashner, der bereits vorher zwei Buchreihen verfasst hat, entführt den Leser in eine andere Welt. Dabei verwendet er zwar bekannte Elemente von Dystopien und Endzeitgeschichten, schafft aber immer wieder neue Elemente und kann mit manchen Wendungen wirklich überraschen. Natürlich schafft er es dabei nicht, ein komplett neues Universum zu schaffen, aber eines, was den Leser an die Geschichte fesselt. Dies gilt vor allem für die ersten zwei Bücher, in denen der Leser immer wieder unerwartete Schilderungen vorgesetzt bekommt. Im letzten Teil dagegen verlieren sich diese spannenden Elemente, die Motive und Ziele aller Beteiligten werden offenbart und die Geschichte wirkt wie ein typische Geschichte einer Rebellion gegen ein unterdrückendes System. Scheinbar wohlgefällig werden alle Fäden zusammengeführt. Die größte Schwäche der Geschichte ist aber die schrecklich oberflächliche Charakterisierung der Figuren. Jede Person in dem Buch besitzt nur wenig Persönlichkeit. Sogar der Hauptcharakter Thomas ist vor allem durch zwei Gefühle charakterisiert: Wut auf alles und Zuneigung zu Teresa und Brenda. Dies reicht einfach nicht aus, um über drei Bücher hinweg Sympathien für den Helden zu erzeugen. Auch die Nebenfiguren schaffen es nicht über eine oberflächliche Zeichnung hinaus. Zudem bekommen auch nur wenige Figuren eine größere Rolle oder überhaupt einen Namen. Wenn eine neue Figur mit Namen eingeführt wird, kann man sich sicher sein (vor allem im zweiten Buch), dass diese nicht lange überleben wird. So schafft es Dashner zwar eine endzeitliche Welt zu kreieren mit vielen Überraschungen und sie mit Charakteren zu bevölkern, für die man aber wenig Mitgefühl aufbringen kann. In den ersten zwei Büchern fällt dies weniger ins Gewicht, da die Geschichte spannend und aufregend ist, aber im letzten Buch, wo es dann auch viel um die zwischenmenschlichen Beziehungen geht, merkt man, dass man sich über die lange Lesezeit immer noch nicht mit den Charakteren angefreundet hat. Dies hängt vermutlich auch mit dem schlechten Schreibstil zusammen. Dashners Kreativität scheint fast unbegrenzt, doch seine Ausdrucksweise ist dagegen sehr repetitiv. Immer wieder betont er bestimmte emotionale Zustände mit ähnlichen oder wiederholenden Worten, so ist beispielsweise Thomas’ Stimmung auf der Lichtung vor allem von Wut gekennzeichnet. Gefühlt auf jeder dritten Seite wird er wieder wütend oder spürt die Wut in sich aufsteigend. Das ist ungemein anstrengend und verweist nicht auf ein größeres Schreibtalent. Natürlich kann man das überlesen, wenn man sich ganz auf das Abenteuer einlässt. Vor allem bei der Zielgruppe der Jugendlichen wird das kaum ins Gewicht fallen, doch gerade dafür sollte schon aus didaktischen Gründen eine vielseitige Sprache verwendet werden.

Fazit: Die Buchreihe “Die Auserwählten im Labyrinth”, “Die Auserwählten in der Brandwüste” und “Die Auserwählten in der Todeszone” von James Dashner ist spannende Jugendliteratur, die den Leser in eine dystopische Welt entführt und dort mit vielen Überraschungen aufwarten kann. Leider vernachlässigt der Autor die Figuren in seiner Geschichte, so dass sie vor allem eindimensional wirken und nicht als Sympathieträger taugen. Hinzu kommt ein schlechter Schreibstil, der viel mit Wiederholungen, gleichen Formulierungen und Mustern arbeitet. Dies ist stellenweise, nämlich in den Passagen, welche eher ruhigerer Natur sind und die für die Charakterisierung der Figuren dienlich sein sollten, enervierend und ermüdend für den Leser. Doch zur guten Unterhaltung taugt die Reihe allemal und sie schafft neue Bilder einer unbekannten Welt im Kopf der Leser.

Doreen Matthei - testkammer.com

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