Der Autor ist ein absoluter Kenner der 50er Jahre in L.A. und kommentiert hier nicht nur retuschierte Tatortfotos anno 1953 des LAPD.
Zum Teil nichts für schwache Nerven, aber saugut geschrieben. Er bevorzugt eine harte, sehr direkte Sprache; manchmal macht er ironische oder gar zynische Anspielungen zum Geschehen, was ein Schmunzeln beim Leser erzeugt.
Er zeigt in dem Buch auch viel Insider-Wissen, welches dem Betrachter der Bilder die Situationen und die Atmosphäre begreifbar macht.
James Ellroy
Lebenslauf von James Ellroy
Quelle: Verlag / vlb
Alle Bücher von James Ellroy
Die schwarze Dahlie (Das L.A.-Quartett 1)
L.A. Confidential (Das L.A.-Quartett 3)
Ein amerikanischer Thriller
Blut will fließen (Die Underworld-Trilogie 3)
White Jazz
Perfidia (Das zweite L.A.-Quartett 1)
Die Rothaarige
Ein amerikanischer Albtraum
Neue Rezensionen zu James Ellroy
Rezension zu "Allgemeine Panik" von James Ellroy
Der Kosmos des James Ellroy verliert weiter an Kraft
Es ist immer doch die gleiche Welt, die Ellroy immer wieder auf Papier beschreibt. Es ist immer noch hart, cool. Durchgehend mit Gewalt versehen, trinkend, fluchend, die Hand aufhaltend, das eigene Ding, den eigenen Vorteil überall suchen. Es wird erpresst, gedroht, ein wenig geliebt (auf die innerlich verhärtete Art).
Zutaten, die „L.A.Confidential“ und „Die schwarze Dahlie“ zu Meisterwerken ihrer Zeit, der 80er Jahre, machten. Protagonisten, bei denen der Leser im Blick auf die schlimmsten „Jungs2 immer noch Reste an Sympathie finden konnten und im Blick auf die „guten Jungs“ immer wieder abstoßende Eigenschaften des Charakters und des Verhaltens irritierend empfunden haben. Nicht bei jeder der Figuren, aber durchaus als roter Faden durch viele Figuren hindurch.
Und so ist man auch in seinem neuen Werk sprachlich umgehend wieder im „Ellroy-Kosmos“. Mit dem kleinen Problem, dass man am Ende nicht genau weiß, warum eigentlich. Aus Sicht des Autors her gesehen. Denn die Lebensbeichte des Freddy Otash (einer durchaus realen Figur, die Ellroy minutiös aufgreift), unter dem Motto „Beleidigen heißt auch Befreien“ folgt zwar den dreckigen Dingen hinter den glitzernden Hollywood-Fassaden, aber es ist nichts Neues unbedingt. Und der Versuch, endlich mal dem „Fegefeuer“ (im Buch ebenso real gemeint) zu entkommen, scheint bei dieser Vorgeschichte des Mannes lässlich bis unsinnig. Nicht, weil er mit seiner „Beichte“ nicht ein „besserer Mann“ werden könnte, sondern eben weil er genau der Mann ist, der all diese Dinge im Buch getan hat. Warum bereuen, wenn der Whiskey in Strömen floss, Frauen „genommen“ werden, Erpressungen mit vulgärer Sprache, harten Fäusten und viele schmutzigem Wissen „geregelt“ wurden.
Eher als Aneinanderreihung von Episoden schließt der Leser dann irgendwann auch ein stückweit erschöpft von so viel Härte und Bosheit das Buch nach der letzten Seite.
„Jois und ich schauten fast jeden Abend im Crescendo und im Largo vorbei. Cocktail-Kellnerinnen berichteten von den neustens Sauereien. Wofür ich ihnen titanische Trinkgelder spendierte. Meine kindlichen Spannertage zum zweiten, in Hochglanz und Farbe“.
Und wenn er mal selbst interessiert ist (was durchaus geschieht, wenn er jener schönen Frau das einengende weiße Kleid am Rücken öffnet und die Träger langsam ganz herunterrutschen), dann weiß er unbedingt, wie er weiter ans Ziel gelangen kann und wird.
„Ich werde ihr Haus verwanzen…..und zeingen ihn, zuzugeben, dass er auf Jungs steht. Damit werde ich ihn ebenso nachdrücklich wie zivilisiert unter Druck setzen, und er erklärt sich zur einvernehmlichen Scheidung bereit“.
Wobei im übrigen das Wort „zivilisiert“ für Otash eine etwas andere Bedeutung haben wird, als für den Leser. Aber es kommen eben in seiner Welt nur die knallharten gut durch das Leben jener Tage. Was jeden betrifft, auch „heilige“ Politiker oder weltbekannte „Stars“. Wenn Otash sie angeht, dann bleibt ein ohnmächtiger Mensch zurück. Getreten, geschlagen, die Vernichtung vor Augen. Einer und eine, die bezahlen. Weil es keine anderen Auswege mehr gibt.
Was im Tonfall nicht nach reuevoller Beichte klingt, sondern durchgehend wie ein Augenzwinkern eine Verherrlichung seiner selbst betreibt.
„Und erging mich im Gedenken an meine Schönen, meine Scharfen und meine Entschwundenen“.
Und so kann es auch der Leser halten, der fasziniert die alten Thriller Ellroys noch in guter Erinnerung haben. Alles nicht mehr da, aber man kann sich ja noch in Gedanken ergehen bei der Lektüre, wachgerufen durch die äußere Form Ellroys in Sprache, Duktus und Härte, Weniger aber noch in komplexen Geschichten und faszinierender Spannung bis zum Schluss.
James E. ist 10 jährig als seine Mutter in einem Vorort von L.A. vergewaltigt und ermordet wird. Der Fall wid nie aufgeklärt.
Als Scheidungskind wird er von den beiden Elternteilen instrumentalisiert, wird von Vater und Mutter gegeneinander aufgebracht. Sein Vater hat dabei mehr Überzeugungskraft; er beginnt seine Mutter zu hassen. Später nach vielen Jahren, längst nach dem Tod seiner Mutter wird ihm zunehmends klar: seine Mutter war eine Schwindlerin, sein Vater aber ein Lügner und Schwätzer, ein Nichtsnutz.
Er begibt sich auf die Suche nach dem Mörder, ist der tragischeFall doch längst ad acta gelegt.
Ellroy erzählt diese seine wahre Geschichte um den Mord an seiner Mutter und um sein Erwachsen werden in höchst nüchterner Weise, zuweilen befremdlich für den Leser. Es sind die Fakten die sprechen und die gehen direkt unter die Haut.
Sicher nicht jedermanns Sache dieses Buch, nichts für zartbesaitete.
Gespräche aus der Community
Zusätzliche Informationen
James Ellroy wurde am 03. März 1948 in Los Angeles, Kalifornien (Vereinigte Staaten von Amerika) geboren.
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