Rezension zu "Fearon" von James Hanley
Fearon ist ein Junge mit, nach heutigem Maßstab, bescheidenen Träumen. Er will das Abitur machen und Drogist werden. Im Liverpool der 1930er ist das aber ein fast schon unerreichbares Ziel, besonders wenn es der Vater einem aus dem Leib prügelt. Fearon muss also auch auf die Werft, in den Docks arbeiten, in der Dunkelheit, wo es Ratten gibt. Er entschließt sich zur Flucht auf einem Kohledampfer, das Ziel bleibt diffus, Hauptsache weg, Hauptsache nicht dieses Leben.
Was folgt ist eine Odysee, ein Niedergang, durch die Abgründe des menschlichen Seins. Was Fearon auf dem Schiff und in den Häfen erlebt, ist mit einer so subtilen Nachdrücklichkeit beschrieben, mit einer Beiläufigkeit, welche die Grausamkeit nur noch betont, dass es mir mehrmals eiskalt den Rücken heruntergelaufen ist. Damals war das Buch ein Skandal, es hat heftige Diskussionen ausgelöst und Hanley musste sich aufgrund dessen verteidigen. Das Buch gilt heute zu Recht als moderner Klassiker. Großes Lob auch an de Übersetzer, der diesen Text in ein knappes, prägnantes Deutsch übertragen hat - ich habe das Buch nicht zu letzt aufgrund der flüssigen Sprache sehr gerne gelesen.