Cover des Buches Was danach geschah (ISBN: 9783548284835)
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Rezension zu Was danach geschah von James Kimmel

Rezension zu "Was danach geschah" von James Kimmel

von michaela_sanders vor 11 Jahren

Rezension

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michaela_sandersvor 11 Jahren
Brek, ein junge Anwältin findet sich auf einem verlassenen Bahnhof wieder, und muss feststellen: Sie ist tod. Sie hat aber keine Erinnerung mehr an ihren Tod und so versucht sie erstmal ihren Tod zu leugnen. Dann aber begegngt sie Luas und der erklärt ihr ihre Aufgabe: Sie soll als Anwältin der Toten fungieren, um diesen im jüngsten Gericht vor Gott zu verteidigen. Während sie lernt, was man als Anwältin im Jenseits so alles zu tun hat, begegnen ihr in einigen Gerichtsverhandlungen, bei denen sie als Besucher teilnimmt, Menschen die offensichtlich schlechtes in ihrem Leben verbrochen haben. Immer neue Fasetten aus deren Leben werden dann bekannt und es gelingt dem AUtor eine sorgsam verflochtene Geschichte dieser Menschen zu entwickeln. Nach und nach werden auch gute Seiten dieser Menschen sichtbar und man kann sich in ihre Beweggründe hineinversetzen. Kern der ganzen Erzählung ist eine Szene in der eine jügische Familie im 2.Weltkrieg verfolgt, die Kinder vergewaltigt und ermordert wurden. Diese Szene erlebt man nun aus den unterschiedlichsten Perspektiver wieder. Diese Art der vielschichtigen Sichtweisen auf ein und die selbe Szene, durch die Augen verschiedener Menschen, mit deren Hintergründe hat mir auserordendlich gut gefallen. Ein interessantes Buch, das erst nach und nach seine Botschaft entfaltet. Und da komme ich gleich zum meinen größten Kritikpunkt: aus dem Klappentext hätte ich mir einen ganz andere Geschichte erwartet. Denn neben der zugegebenermassen sehr interessanten Geschichte, fliesst nebenbei noch einen ziemlich langatmige philosophische, fast moralische Ebene ein. So zieht es sich für mich oft seitenlang hin: biblische Szenen werden im Licht der Gerechtigkeit und in Hinblick auf Vergebung beleuchtet. Das sind alles sicher auch sehr interessante phlosophische Überlegungen, die für mich aber keinen Platz in einem Roman haben sollten, den ich fast ausschliesslich zur Unterhaltung lese. Diese moralische, fast theologische Seite verlangt eigentlich nach einer anderen Leserschaft. Es werden einige moralische Theorien zum Thema Gerechtigkeit vs. Vergebung aufgestellt, denen ich mich so gar nicht anschliessen kann. denn das was der Author unter Gerechtigkeit versteht ist in meinen Augen Vergeltung. Gerechtigkeit hat in meinen Augen einen andere Ebene wie nur "Auge um Auge" und "Zahn um Zahn". Fazit: Eine berührende Geschichte, die einen lohnenswerten Einblick in das Leben und die Zusammenhänge jüdischer Familien im 2.Weltkrige geben. Dieses Thema für sich wäre ausreichend gewesen für das Buch. Durch die moralischen Einlagen ist das Buch aber mit seinen 440 Seiten zu aufgebläht, vor allem weil die Überlegungen zur Gerechtigkeit und Ethik ein ganz andere Publikum ansprechen würde als die Leser eines Romans, die auf diese moralische Ebene nicht vorbereitet sind.
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