James Lawrence Powell

 4,2 Sterne bei 46 Bewertungen
Autor*in von 2084 und 2084.

Lebenslauf

James Lawrence Powell ist Wissenschaftler, ehemaliger Hochschulpräsident, Museumsdirektor und Autor. Er war zwölf Jahre lang Mitglied des National Science Board der USA, eines renommierten Beratungsgremiums für die US-Forschungspolitik.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von James Lawrence Powell

Cover des Buches 2084 (ISBN: 9783404070039)

2084

(46)
Erschienen am 30.09.2021
Cover des Buches 2084 (ISBN: 9783838795515)

2084

(0)
Erschienen am 30.09.2020

Neue Rezensionen zu James Lawrence Powell

Cover des Buches 2084 (ISBN: 9783404070039)
SternchenBlaus avatar

Rezension zu "2084" von James Lawrence Powell

SternchenBlau
Einiges Problematisches

1967 wurde „The War Game“ von Peter Watson mit dem Oscar als Bester Dokumentarfilm ausgezeichnet – die produzierende BBC stellt den Film allerdings 20 Jahre in den Giftschrank und strahlte ihn nicht aus. Zu deutlich war die Kritik an der britischen Regierung in Bezug auf Atomnutzung, zu heftig die Auswirkungen. „Eine fiktive Reportage über einen Atombombenangriff auf englische Städte und seine schrecklichen Auswirkungen auf die Bevölkerung“, schreibt das Lexikon das internationalen Films. Auch, wenn „2084“ ein Buch ist, entstammt er doch demselben Genre wie „The War Game“ und da mich dieser Film tief beeindruckt hat, hatte ich gehofft, das ich das Buch ähnlich gut finden werde. Leider hat das NICHT geklappt.

Wenn man sich noch wenig mit dem Thema beschäftigt hat, gibt es Buch einige plastische und drastische Beispiele, wie die Welt in 60 Jahren aussehen wird, wenn wir nicht schaffen, das Ruder noch herumzureißen. Aber manches ist dann schon redundant und in den Beispielen liegen immer wieder auch Probleme, so dass ich das Buch nicht wirklich empfehlen kann. Manches mag auch daran liegen, dass die ursprüngliche Fassung bereits 2011 erschien. Die Überarbeitung erfolgte vermutlich 2020.

James Lawrence Powell bezeichnet sein Buch als „Roman“, formal nutzt er die Interviews, die an Oral History angelehnt sind. Da fing schon an einigen Stellen das erste Problem an: Die Protagonist*innen erzählen aus ihrer Sicht und da kommen auch hin und wieder Slurs durch. Negativ aufgefallen ist mir schon die Bewertung von Migration, die durchaus rassistische Slurs beinhaltet. Nur ein Beispiel:

„2050 hatten so viele Migranten Gibraltar überschwemmt“

Wenn Menschen als Naturgewalt dargestellt werden, werden sie entmenschlicht. „Horden“ ist ein weiteres Beispiel im Buch. Das ist eine sehr übliche Taktik, um menschenverachtendes Vorgehen gegen Migrant*innen zu rechtfertigen. In „2084“ bleibt das aber einfach so stehen, ohne, dass die Haltung oder Zuverlässigkeit des Erzählenden thematisiert wird. Dazu fällt im Text das I-Wort und das E-Wort.

Es gibt noch weitere Narrative, die ich sehr problematisch finde. So wird darauf angespielt, dass Überbevölkerung Teil des Klimaproblems sei.

„Daher würde ein Bevölkerungszuwachs von zehn Prozent zu einem Sinken des Lebensstandards um zehn Prozent führen.“

Das ist aber zum einen falsch und menschenverachtend – es sind die Emissionen, die das Problem verursachen, und unsere Unfähigkeit damit umzugehen – und dazu andererseits ein beliebtes „Argument“ von Klimaverharmloser*innen. Ähnlich ist es mit der Behauptung, dass einzelne Länder nichts ausrichten könnten. So heißt es im Buch über die Niederlande:

„Im Jahr 2000 emittierten die Niederlande nur ein halbes Prozent des globalen Kohlendioxidausstoßes. Wir haben unsere Emissionen trotzdem um die Hälfte reduziert, aber im globalen Maßstab war es »een druppel op een gloeiende plaat« – ein Tropfen auf den heißen Stein, wie Sie sagen würden.“

Bei über 190 Ländern könnten das alle von sich sagen und nichts machen. Genau DAS ist ja schon seit Jahren das Problem. Deutschlands Beitrag zum jährlichen Menschen-gemachten CO₂-Ausstoß beträgt laut Umweltbundesamt "nur" 1,8 Prozent. Dabei war Deutschland 2021 der siebtgrößte CO₂-Emittent weltweit. Wer soll denn dann überhaupt anfangen?!?

Und auch, wenn ich es gut finde, dass Faschismus aufgrund der Kllimakrise thematisiert wird, widerspricht hier Powell auch der Faschismusforschung. Ein fiktiver Interviewpartner tut nämlich so, als wäre es eine Zwangsläufigkeit, als müssten etablierte Parteien beim erstarken von faschistischen deren Positionen bei der Migrationspolitik übernehmen. Genau das Gegenteil ist der Fall.

Ich könnte noch einiges aufzählen, aber verloren hat mich das Buch dann mit seinem Ende: Powell macht die Atomkraft zu dem Allheilmittel, mit dem wir die Klimakatastrophe noch hätten verhindern können. Aber eigentlich wäre es dafür in den 2020ern schon zu spät gewesen – also findet er im Jetzt schon alles zu spät. Cool, danke für den Abgesang. Aber dann gucken wir uns die Atomkraft doch nochmal genauer an: So wird im Buch behauptet, dass es die billigste Form der Energieerzeugung wäre, nö, ist es schon länger nicht. Der Bau von Atomkraftwerken dauert lange und ist so teuer, dass sogar die chinesischen Investoren aus einem Bau in Großbritannien ausgestiegen sind. Auch Frankreich steht für Powell als „gutes“ Beispiel. Dabei wird, obwohl das Buch 2020 aktualisiert wurde, überhaupt nicht darauf eingegangen, dass die französischen Atomkraftwerke in den vergangenen Jahren massive Probleme mit der Kühlung hatten. Denn aufgrund der Erderhitzung führen die Flüsse immer weniger Wasser, die Kühlung ist in Gefahr – und die Atomkraftwerke mussten abgeschaltet werden. Auch wird der massive Zubau von erneuerbaren Energien ignoriert, ein ominöses Bild von Dunkelflaute aufgebaut und die Entwicklung von Speicherkapazitäten, die diese abfangen, ebenfalls ausgespart (Stichwort Solarthermie und neue Batteriesysteme). Aber wenn man sich auf Atomkraftwerke eingeschossen hat, sieht man das alles vermutlich nicht mehr. Erst recht nicht, dass im Buch mehrere Atomkriege geschildert werden, aber die Gefahr der Atomenergie nur anhand der Opferzahlen bisheriger Unglücke berechnet wird.

In den allerletzten Zeilen der Interviews liegt allerdings wieder eine tiefe Wahrheit: Warum fordern die Menschen nicht endlich den Erhalt ihrer Lebensgrundlagen von der Politik massiv ein?

Fazit: Eigentlich war ich beim Lesen die meiste Zeit bei 2,5 Sternen, nach dem Schluss kann ich das Buch nicht empfehlen. Ich vergebe 2 von 5 Sternen, einen davon, weil die Beispiele zum Teil wirklich sehr anschaulich sind.

Cover des Buches 2084 (ISBN: 9783404070039)
itwt69s avatar

Rezension zu "2084" von James Lawrence Powell

itwt69
Fakt oder Fiktion?

Mit dieser hoffentlich fiktiven Zeitreise durch den Klimawandel konnte ich mich zunächst überhaupt nicht anfreunden, das Interviewformat trug ein Übriges dazu bei. Mit jeder Seite jedoch wurde es spannender und auch erschreckender, was in diesem Jahrtausend noch alles passiert bzw. passieren kann. Mir war nicht bewusst, dass so viele Menschen vom Schmelzwasser diverser Berge abhängig sind. Das Fazit zum Schluss, dass die Atomkraft das Klima hätte retten können und die Vorbehalte unbegründet seinen kann ich absolut nicht nachvollziehen. Wegen des relativ bescheidenen Anfangs und Schlusses gerade so 4 Sterne.

Cover des Buches 2084 (ISBN: 9783404070039)
LisaChristinas avatar

Rezension zu "2084" von James Lawrence Powell

LisaChristina
Eine Dystopie die keine Fiktion bleiben wird

Meine Meinung

Wo fange ich am besten an? „2084“ ist für mich schwer zu beschreiben, da ich so etwas – so ein Buch noch nie gelesen habe. Selbst das Einordnen in ein Genre fällt mir schwer… Wir bewegen uns in einer Mischung aus Dystopie und fiktiver Zeitzeugenberichterstattung. Man könnte also sagen, die Lesenden unternehmen eine Zeitreise und erhalten so einen Rückblick auf unsere Zukunft- Klingt vielleicht paradox, wenn man das Buch jedoch liest, weiß man genau worauf ich hinauswill.

Ich finde Powells Erzähl- und Schreibstil mehr als interessant und besonders. Er schafft es seine Message so zwischen den Zeilen zu verstecken, dass sie einen förmlich beim Lesen immer und immer wieder wie ein Brett vor den Kopf erwischt und einem die Tragweite dessen, was er sagen will immer wieder vor Augen geführt wird. Das Buch ist spannend, realistisch und vor allem aufweckend und aufsehenerregend.

Die Geschichte führt den Lesenden auf dramatische Weise vor Augen, was auf uns zukommen können wird; Ich wähle meine Worte absichtlich so, da noch nichts in Stein gemeißelt ist, aber die Welt und die Gesellschaft sich immer mehr dem düsteren Zukunftsbild nähert, das der Autor hier zeichnet.

Die Handlung ist ein Blick in eine Kristallkugel, die einem die Zukunft zeigt, sollte nicht endlich weltweit geschlossen etwas unternommen werden.

Als gebildeter Mensch mit gesundem Menschenverstand wird man im Verlauf des Buches öfters denken „stimmt“, „er hat recht“… man wird schlucken und Bammel bekommen, insbesondere wenn man zum Beispiel das Interview mit einem Mann liest, der ebenso 1994 geboren ist wie z.B. ich selbst. Es ist geradezu gruselig und doch genau das, was die Gesellschaft braucht um endlich aufzuwachen. Es ist schlicht und einfach Zeit auf die Fachleute wie Powell zu hören und nicht weiter Politik mit dem Klimawandel zu treiben. Die Machthaber dieser Erde fahren mit dem Karren namens Klimapolitik diesen nur gegen die nächste Wand. Klimawandel ist real und dieses Buch zeigt realistisch und fesselnd, wie schlimm es ist und noch werden kann. Die Zeit zum Handeln rinnt uns wie Sand durch die Finger – wir müssen uns beim Lesen eines vor Augen halten: die Sicherung unseres jetzigen „Wohlstandes“ wird uns am Ende selbst und die nachfolgenden Generationen schaden/vernichten.  

Die Menschheit hat immer Angst davor zu verschwinden und sieht nicht, dass sie selbst für ihren Untergang verantwortlich ist. Das wird einem beim Lesen immer wieder klar.

 

Fazit: „2084 – Eine Zeitreise durch den Klimawandel“ ist ein absolut faszinierender Lesestoff, der ein düsteres Zukunftsbild abgibt, das leider keine Fiktion bleiben wird. Grandios be- und geschrieben, regt es sehr zum kritischen Nachdenken an und öffnet schlussendlich die Augen für die bevorstehende Klimakatastrophe. Eine unbedingte Leseempfehlung die über den Tellerrand hinausgeht – am besten sogar schon als Pflichtlektüre in der Schule.

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