Cover des Buches Dunkler Strom (ISBN: 9783955302870)
Rezension zu Dunkler Strom von James Lee Burke

Dunkler Strom - Billy Bob Holland - James Lee Burke

von Ein LovelyBooks-Nutzer vor 8 Jahren

Kurzmeinung: Dieser Kriminalroman ist sicher anders als die meisten.Ein Strafverteidiger in einer texanischen Kleinstadt mit einer bewegten Vergangenheit

Rezension

Ein LovelyBooks-Nutzervor 8 Jahren
Inhalt

Roseanne Hazlitt wird mit eingeschlagenem Schädel am Flussufer nahe einer Provinzstadt in Louisiana aufgefunden. Neben ihr liegt, bewusstlos, der 19-jährige Country-Musiker Lucas Smothers, der behauptet, sich an nichts erinnern zu können. Die Ermittlungen führen in einen Sumpf aus verletzter Ehre und Generationenkonflikten.

Meine Meinung

Bei der »Leseparty« im März habe ich drei eBooks von Edel eBooks gewonnen, dieses Buch war dabei. Es ist zum Glück das erste Buch in der »Billy Bob Holland« Reihe. Ich weiß noch nicht, ob ich die Reihe weiterlesen werde.

Billy Bob Holland erzählt diese Geschichte und beginnt mit einer weit zurückliegenden Vergangenheit. Sein Urgroßvater Sam war Viehtreiber auf dem Chisholm Trail, kämpfte gegen Whiskey, Indianer und Viehdiebe. Zum Schluss wurde er Prediger. Sein Sohn Hackberry war Texas Ranger. Billy Bobs Großvater und Urgroßvater waren gewalttätige Männer. Billy Bob liest die Tagebücher von Sam, aber er wird nicht von den Geistern seiner Vorfahren heimgesucht. Er wird vom Geist seines Freundes namens L. Q. Navarro heimgesucht, aber das hat einen bestimmten Grund, den wir später im Buch erfahren. An einem Sonntag in April wird Billy Bob von Vernon Smothers angerufen, der ihm sagt, dass sein Sohn Lucas im Gefängnis sitzt und er ihn da raushaben will. Lucas soll ein Mädchen vergewaltigt und übel zugerichtet haben. Billy Bob übernimmt den Fall.

Ich kann mir nicht helfen, wenn ich den Namen Billy Bob lese denke ich immer an Billy Bob Thornton, so hatte ich immer wieder sein Gesicht im Kopf während des Lesens. Das Ganze spielt in »Deaf Smith« in Texas. Billy Bob war Polizist, Texas Ranger, Bundesanwalt und jetzt ist er Strafverteidiger in einer Kleinstadt. Drogendealer verteidigt er aber niemals. Es schaut nicht gut aus für Lucas, er wurde am Tatort gefunden, bewusstlos vom Alkohol, und kann sich an nichts mehr erinnern. Ein neuer Deputy Sheriff, Mary Beth Sweeney, bringt Billy Bob zum Tatort und erzählt ihm von Beweismittel die verschwunden sind. Beim Haftprüfungstermin erfährt Billy Bob, dass das Mädchen gestorben ist, jetzt geht es nicht mehr um gefährliche Körperverletzung, sondern um Totschlag. Mit Hilfe der Privatdetektivin Temple Carrol versucht Billy Bob Beweise und Zeugen für die Unschuld von Lucas zu finden. Oder auch Beweise für die Schuld eines Anderen.

In dieser Kleinstadt gibt es den East End, wo die Reichen und verwöhnten mit ihren Country Clubs und riesigen viktorianischen Häuser leben. Und dann gibt es den West End, wo die Feldarbeiter, Holzfäller und Abkömmlinge der Einwanderer aus Böhmen, Ungarn und Deutschland leben, die sich mit den Mexikanern vermischt haben. Die Ordnungshüter sind korrupt und die Reichen glauben sie können sich alles erlauben, wenn sie genug Geld springen lassen. Dann gibt es die reichen Jugendlichen mit ihren aufgemotzten Autos, die Alkohol und Drogen konsumieren und die weniger Begüterten schikanieren. Also eine typische US Kleinstadt mit all seinen Problemen; Rassismus, Neid, Hass und Korruption. Mittendrin ist Billy Bob, mit dem Geist von L. Q. Navarro, einem Jungen namens Pete, mit dem er angeln geht und seiner ganz eigenen Verbindung zu Lucas Smothers. Oft hat man das Gefühl, dass Billy Bob selbst nicht viel tut außer mit Pete angeln zu gehen, im Tagebuch seines Urgroßvaters zu lesen und sich mit einem Geist zu unterhalten. Man muss ihn aber mögen, allein schon wegen seinem Sinn für Gerechtigkeit und die Art wie er die Menschen, die ihm etwas bedeuten beschützt. Manche Szenen sind so richtig »Wild West« wenn Billy Bob die Gerechtigkeit selbst in die Hand nimmt und das mit Stil. Er bringt sich selbst in Gefahr, stellt sich selbst bloß und legt sich mit bösartigen Menschen an. Die Gewalttätigkeit seiner Vorfahren bricht manchmal mit ziemlicher Heftigkeit durch, wenn jemand den er liebt, bedroht wird.

Die Auszüge aus den Tagebüchern von Billy Bobs Urgroßvater Sam haben wohl einen tieferen Sinn, weil gezeigt wird, wie Sam der Gewalt abschwört, so wie Billy Bob auch versucht ohne Gewalt und Waffen zu leben seit L. Q. Navarros Tod. Es gibt durchaus einige Situationen, die brenzlig sind, aber nur selten so, dass man vor Spannung das Buch nicht aus der Hand legen möchte. Billy Bob versucht nicht nur zu beweisen, dass Lucas unschuldig ist, er wird gezwungen, in der Vergangenheit seiner Familie Nachforschungen zu betreiben. Wie der Prozess gegen Lucas ausgehen wird, bleibt bis zur Urteilsverkündung offen. Es wird, wie so oft in Büchern, Filme oder Serien, der Eindruck vermittelt, dass es ganz egal ist, ob der Angeklagte schuldig ist oder nicht. Ordnungshüter und Staatsanwaltschaft wollen jemand hinter Gitter bringen, egal ob schuldig oder nicht, den erstbesten Verdächtigen anzuklagen erspart Zeit und Arbeit. James Lee Burke vermittelt das Kleinstadtleben in Texas sehr plastisch und authentisch. Nahe der mexikanischen Grenze haben sie ganz eigene Probleme. Störend waren die Fehler im Text, wie unvollständige Wörter oder Anführungsstriche zu viel oder zu wenig. Manchmal dachte ich, ich lese eine unkorrigierte Ausgabe des Buches.

Dieser Kriminalroman ist sicher anders als die meisten. Ein Strafverteidiger in einer texanischen Kleinstadt mit einer sehr bewegten Vergangenheit und einem Geist, der ihn heimsucht. Ob er den jungen Lucas vor dem Gefängnis bewahren kann, steht bis zum Schluss offen. Dass Lucas nicht der Täter ist, steht außer Frage für den Leser und der eigentliche Täter ist am Ende doch noch eine Überraschung. Das Ende selbst, was alles noch passiert, fand ich etwas übertrieben und nicht sehr wahrscheinlich.

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