Cover des Buches Star Wars™ - Schleier der Täuschung (ISBN: 9783442268542)
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Rezension zu Star Wars™ - Schleier der Täuschung von James Luceno

Des Puppenspielers sinistres Werk

von Stefan83 vor 12 Jahren

Rezension

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Stefan83vor 12 Jahren
"Schleier der Täuschung" ist mehr als nur ein weiteres Buch im stetig wachsenden Erweiterten Universum. Als Vorgeschichte für "Episode I - Die dunkle Bedrohung" konzipiert (aber drei Jahre danach veröffentlicht), greift es die Themen auf, welche auf der Leinwand zu kurz kamen und bei vielen Fans Fragen offen gelassen haben. Warum die Besteuerung der Handelsrouten? Was hat es eigentlich mit den grundlosen Anklagen wegen Korruption gegen Kanzler Valorum auf sich? Warum ist sein Einfluß während des Zwischenfalls von Naboo schon so gering? Und warum wird überhaupt dieser abgelegene, friedliebende Planet von der Handelsföderation für ihre Blockade ausgewählt? Hierauf und auf mehr gibt "Schleier der Täuschung" Antwort, das kurz nach den Ereignissen im eBook "Darth Maul: Saboteur" seinen Anfang nimmt: Der Bergbauplanet Dorvalla im Outer Rim, mehr als ein halbes Jahr vor der Blockade von Naboo. Daultay Dofine, neimodianischer Captain des Lucrehulk-Frachtschiffs "Revenue" (und späterer Kommandant des Droidenkontrollschiffs über Naboo), wird unsanft aus der Betrachtung seines verladenen Erzes gerissen, als er sich plötzlich einem Angriff durch die "Nebula Front" gegenübersieht. Diese mysteriöse Bewegung, welche vor terroristischen Anschlägen nicht zurückschreckt und den Einfluss der Handelsföderation in der Äußeren Systemen brechen will, hat offensichtlich Dofines Schiff zum nächsten Ziel auserkoren. Bevor die "Revenue" geeignete Verteidigungsmaßnahmen ergreifen kann, haben Truppen unter Kommando des rauhbeinigen Captain Arwen Cohl schon die Brücke gestürmt. Was sowohl Cohl als auch Dofine nicht wissen. Auch der Jedi-Meister Qui-Gon Jinn und sein Padawan Obi-Wan Kenobi befinden sich auf dem Schiff. Sie sind in den letzten Wochen Cohl gefolgt, um sich von ihm zur geheimen Zentrale der "Nebula Front" führen zu lassen. Dieser Plan droht nun zu scheitern, als ein weiteres Schiff der Handelsföderation aus dem Hyperraum springt und die Terroristen die Flucht ergreifen, in dessen Folge die "Revenue" zerstört wird. Was als ein kleines Gefecht im Outer Rim begonnen hat, bewegt bald den gesamten Senat und erschüttert die Grundfesten der Republik. Verärgert über die ständigen Angriffe auf ihre Flotte verlangt nun die Handelsföderation von dem politischen Gremium eine Erkaubnis zur Aufrüstung, um für zukünftige Anschläge besser gewappnet zu sein. Eine Bitte, welche bei Kanzler Valorum und vielen anderen Abgeordneten auf taube Ohren stößt, da bereits jetzt die Handesföderation das Outer Rim fast vollständig kontrolliert und sich eine unanfechtbare Monopolstellung gesichert hat. Noch besser militärisch ausgestattet, könnte sie zu einer Gefahr für die Republik werden, welche selbst seit vielen Jahren keine Flotte oder stehende Armee ihr Eigen nennt. Im Gegenzug versucht man stattdessen eine Besteuerung der Handelsrouten durchzusetzen, um das Monopol der Handelsföderation zu brechen und damit der "Nebula Front", dessen gemäßigter Flügel einer Verständigung nicht abgeneigt wäre, die Motivation zum Kampf zu nehmen. Während auf Eriadu ein Handelsgipfel vorbereitet wird, schmiedet Darth Sidious im Dunkeln weitreichende Pläne mit seinen neuen Verbündeten Nute Gunray, Hath Monchar und Rune Haako. Mit ihrer Hilfe will er den Sturz der Republik erreichen, den er als Senator Palpatine von Naboo, enger Freund Kanzler Valorums, auf politischer Ebene gleichsam vorantreibt... Bis hierhin und nicht weiter sei diese äußerst komplexe Geschichte angerissen, die gerade von ihrer Vielschichtigkeit und den gewundenen Pfaden lebt. "Schleier der Täuschung" ist kein übliches Sternenabenteuer, sondern ein Politthriller allererster Güte mit äußerst dichtem und tiefgründigem Plot. Wer hier Lichtschwertkämpfe, große Weltraumschlachten und Blastergefechte erwartet, hat zum falschen Buch gegriffen. Politik ist das Thema und mit ihr all deren grässliche Auswüchse. Erschreckend und mitreißend beschreibt Luceno die Korruption und den vorherrschenden Opportunismus im Senat, der unwissentlich Darth Sidious in ferner Zukunft den Griff zur Macht ermöglichen wird. Da werden Staatsbeamte geschmiert, Bündnisse geschmiedet und Attentate geplant. Ein jeder versucht sich einen Platz an der Sonne zu sichern. Nach und nach muss man fassungslos verfolgen, wie die Republik von innen zerfällt, der mächtige Jedi-Orden angesichts all der Gesetzeslosigkeit handlungsunfähig wird. Und hinter all dem Ganzen steckt Senator Palpatine alias Darth Sidious, den ein anderer Rezensent äußerst treffend als "Puppenspieler" bezeichnet. Eine äußerst gut gewählte Bezeichnung, scheint er doch alle Strippen in der Hand zu halten und die Majonetten des Senats nach seiner Pfeife tanzen zu lassen. (Parallelen zur realen Welt werden hier natürlich nur allzu deutlich) Er mag Blitze geschleudert und Jedis getötet haben, doch es ist seine diabolische Rolle in diesem Buch, die mir besonders Gänsehaut bereitet hat. Im Stile von Grima Schlangenzunge flüstert er Valorum seine "guten Ratschläge" ein und manövriert in damit in die Richtung, in der er ihn haben will. Schlichtweg großartig. Fassungslos verfolgt man dann auf der anderen Seite das träge, behäbige Handeln des Jedi-Ordens, der sich selbst nicht einig ist und damit unwissentlich den Boden für die eigene Vernichtung bereitet. Luceno gelingt es dabei, Elemente der Prequels mit denen der alten Trilogie und dem EU auf äußerst intelligente Weise miteinander zu verbinden. Kinman Doriana, Sate Pestage, Wilhuff Tarkin und Vergere sind nur ein paar der Figuren, die in späteren SW-Abenteuern noch eine gewichtige Rolle spielen werden. Das Resulatet dieser gelungenen Verflechtung ist eine gehörige Portion Star Wars Flair, welches durch tragische "Helden" wie Arwen Cohl noch verstärkt wird. Insgesamt ist "Schleier der Täuschung" ein Highlight im riesigen EU, das Episode I eine Tiefe verleiht, welche der Film nie vermuten ließ und mich trotz der sehr anspruchsvollen englischen Sprache (Luceno schreibt scheinbar weitaus gehobener als Stover, Reaves und Co.) vollends gebannt und fesselt hat. Ein unheimliches, düsteres Buch, das den Abgesang der Alten Republik einleitet und allen Freunden von tiefgründigen SW-Abenteuern unbedingt empfohlen sei.
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