Mein zweiter Roman des Autors rund um Hawkwood. Er beschreibt die Zeit in der viel Wissen im Bereich der Medizin, speziell der Chirurgie erworben wird. Allerdings auch im Bereich des Leichenraubs, illegalem Handel mit Körperteilen und grenzwertigen Experimenten. Der Autor packt die Handlung perfekt in die historische Kulisse Londons Anfang des 19. Jahrhunderts. Gut, spannend, düster und dynamisch geschrieben klebte das Buch an meinen Fingern fest.
Wie auch immer - einfach nur Oberklasse!
Lebenslauf von James McGee
Quelle: Verlag / vlb
Alle Bücher von James McGee
Die Totensammler
Das Höllenschiff
Der Rattenfänger
Das Höllenschiff
The Blooding
Resurrectionist
Die Totensammler: Historischer Kriminalroman by James McGee (2008-01-02)
RATCATCHER
Neue Rezensionen zu James McGee
»Einst waren in diesem Winkel des Friedhofs wohl die wohlhabenderen Gemeindemitglieder beigesetzt worden, aber das war lange her. Jetzt wurden hier nur die Armen beerdigt, und Einzelgräber waren eine Seltenheit. Der Friedhof war zu einem Ort gleichgültiger Vernachlässigung geworden. Und zu einem Ort der Hinrichtung.«
London, zu Beginn des 19. Jahrhunderts. In einem Irrenhaus wird eine furchtbar zugerichtete Leiche gefunden, weitere schreckliche Funde schließen sich an. Ein Fall für Sonderermittler Hawkwood, der sich wie kein zweiter in den tiefsten Tiefen der Londoner Unterwelt auskennt. Was er im Rahmen seiner Ermittlungen herausfindet, wird ihn allerdings an seine Grenzen führen…
Wow, was habe ich dieses Buch verschlungen! Ein sehr spannender Thriller, dessen geschichtlicher Hintergrund einem die Haare zu Berge stehen lässt. Erläuterungen zu diesem Hintergrund finden sich im Anhang, verbunden mit dem Hinweis des Autors, dass er manche geschichtlichen Tatsachen absichtlich nicht in sein Buch integriert hat, weil er fürchtete, »die Leser würden es zu abartig finden.«
Auch so darf sich der Leser schon auf einiges gefasst machen. Das Thema „Leichenraub“ zieht sich durchs ganze Buch, es gab damit offenbar ein großes Problem, vor allem für die arme Bevölkerung, deren Gräber leicht auszunehmen waren. Rivalisierende Banden führten einen Krieg um die Leichen und zahlreiche Abnehmer warteten auf stetigen Nachschub. Hier erlebt man als Leser dann auch passsenderweise einen Abstecher in die Geschichte der Chirurgie, einschließlich dem Besuch einer Vorlesung mit Live-OP. Natürlich ohne Betäubung.
Bei all dem Schrecken wird man auch nachdenklich. Was haben sich manche im Dienste der wissenschaftlichen Forschung herausgenommen! Natürlich ist es wichtig und verständlich, dass sich Mediziner Gedanken über Fortschritte und neue Entwicklungen machen. Wenn sie das nicht immer schon getan hätten, wo wären wir dann? Aber trotzdem sind so manche Dinge aus heutiger Sicht einfach nur schaurig.
Hawkwood, den ich bereits im ersten Teil kennenlernte, zeigt sich hier wieder von seiner besten Seite. Bedeutet: Er lässt sich von wichtigen Titeln nicht beeindrucken, tritt hartnäckig auf Füße und fällt in gewissen Kreisen dadurch ständig unangenehm auf. Höchst sympathisch ist mir das!
Fazit: Morbid, düster und sehr spannend. Eine volle Leseempfehlung für jeden Interessierten, der nicht zu sensibel ist. Die Kenntnis von Band 1 ist für das Verständnis nicht erforderlich.
»Ich war mit seiner ersten Antwort nicht zufrieden. Da habe ich ein bisschen Druck ausgeübt.« »Ich war immer ein Bewunderer Ihrer Überredungskunst, Hawkwood.«
Rezension zu "Der Rattenfänger" von James McGee
»Sie haben doch gute Kontakte zur Unterwelt. Hören Sie sich dort um. Mord und Verstümmelung auf des Königs Straßen dulde ich nicht!«
London 1811, England führt Krieg gegen Napoleon. Während der Adel im Luxus schwelgt, herrscht in den Armenvierteln der Hauptstadt große Not. Überlebenskampf ist angesagt, Nährboden für Kriminalität.
Dort, zwischen Huren, Hehlern und stehlenden Straßenkindern liegt das Revier von Matthew Hawkwood, einem Sonderermittler der Polizei. Mit guten Kontakten, Unerschrockenheit und Instinkt meistert er seinen Alltag, doch die aktuelle Herausforderung wird ihn an seine Grenzen bringen.
Zwei Morde sind aufzuklären, dabei kommt Matthew einem furchtbaren Geheimnis auf die Spur. London steuert auf eine Katastrophe zu und ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt.
Ich war sehr gespannt auf den Auftakt dieser Reihe. Das England des 19. Jahrhunderts empfinde ich als hochinteressanten geschichtlichen Hintergrund. Tatsächlich stellt dieses Buch eine tolle Milieustudie dar, die Reichen und Adligen sind so arrogant, wie man nur sein kann und die Not in den Elendsvierteln wird so plastisch beschrieben, dass man sie deutlich vor Augen hat und meint, den Gestank zu riechen. Auf die tatsächlichen historischen Ereignisse wird übrigens im Anhang eingegangen, dabei erkennt man, dass eine ganze Menge Tatsachen im Buch verarbeitet wurden.
Besonders interessant ist natürlich Hawkwood, ein wirklich spezieller Charakter. Exzentrisch, charismatisch und mit reichlich Vergangenheit ist er ein Typ, dessen Verhalten man wirklich nicht immer gutheißen kann, der aber trotzdem (oder gerade deshalb?) fasziniert. Schnell wird zudem klar, dass man schon ein ungewöhnlicher Mensch sein muss, um in diesem Aufgabenbereich erfolgreich zu sein. Oder einfach nur zu überleben. Gerade letzteres wird hier manchmal äußerst schwierig, Spannung ist angesagt!
Fazit: Tolle Milieustudie, Spannung und ein sehr spezieller Charakter. Ich freue mich, dass diesem Band bereits zwei weitere gefolgt sind und mache gleich mit dem nächsten weiter.
»Hat Sie schon mal jemand darüber informiert, mein Freund, dass Sie dazu neigen, sich hart an der Grenze des Gesetzes zu bewegen?«