Cover des Buches Morgen, Kinder, wird's was geben (ISBN: 9783548252452)
sddsinas avatar
Rezension zu Morgen, Kinder, wird's was geben von James Patterson

Rezension zu "Morgen, Kinder, wird's was geben" von James Patterson

von sddsina vor 12 Jahren

Rezension

sddsinas avatar
sddsinavor 12 Jahren
"Morgen Kinder, wird's was geben" ist der 1. Roman in der Alex Cross Reihe und gleichzeitig auch das erste Buch, was ich von James Patterson zur Hand genommen habe. Der Klappentext klang sehr überzeugend und durchaus spannend, sodass ich mich richtig auf die Geschichte gefreut habe. Leider hat mir das Buch am Ende dann doch nicht so sehr zugesagt wie ich gehofft hatte, anstatt Spannung erwartet den Leser hier viel Beschreibung und vor allem die Charaktere bleiben ungewöhnlich blass in Erinnerung. Zum Inhalt: Kurz vor Weihnachten werden zwei Kinder von dem allseits beliebten Lehrer Gary Murphy entführt. Dieser führt ein grauenvolles Doppelleben und hat es sich zum Ziel bemacht der berühmteste Kidnapper der Geschichte zu werden. Polizeipsychologe Alex Cross wird auf den Fall angesetzt und ermittelt unter Hochdruck um die beiden Kinder zu finden und den Psychopathen zu stoppen. Doch er muss schnell begreifen, dass bei dieser Jagd nicht alles so ist wie es scheint.. Gleich zu Anfang schon fand ich es schwierig, dass dem Leser der Täter sofort bekannt ist. Es geht eigentlich nur darum Gary Murphy zu schnappen und die beiden Kinder lebendig widerzubekommen. Schnell wird klar, dass Murphy mehr als gerissen ist und keine Fehler bei seiner Tat gemacht hat, sodass die Ermittlungen vorerst in einer Sackgasse enden. Zu dieser Zeit beginnt der Leser einiges über das Privatleben von Ermittler Alex Cross zu erfahren, seine Vergangenheit und vor allem seine Familie steht dabei im Vordergrund. Normalerweise gefällt es mir einen Ermittler so kennenzulernen, dass man als Leser das Gefühl hat man könnte sich ganz in den Charakter hineinversetzen und somit auch die privaten Probleme verstehen. Obwohl viel über Alex Cross gesagt wird, kam dieses "vertraute" Gefühl bei mir leider nie auf, das Buch hat genug Seiten um den Charakter dem Leser nah zu bringen und trotzdem blieb bei mir bis zum Schluss eine gewisse Distanz. Das Buch startet wie gesagt an Spannung eher langsam. Zwar gibt es gleich zu Anfang die Entführung, die sehr gut beschrieben wird, da aber der Täter bekannt ist, verfolgt man das Geschehen als Leser doch noch nicht mit wirklich atemloser Spannung. Das hat sich leider im Verlauf des Buches auch nicht mehr richtig geändert, ich hatte sogar das Gefühl der Autor hätte ruhig einige Seiten weglassen können und mir hätte nichts gefehlt. Ab und zu kommt es zu kleineren Hochpunkten, wo die Spannung wirklich mal present ist, aber die meiste Zeit plätschert alles so vor sich hin und man bleibt als Leser komplett distanziert und kann das Buch ruhig auch mal problemlos zur Seite legen. Das größte Problem in dem Buch war für mich die bereits erwähnte Distanz zu den Charakteren, die der Autor bei mir nicht auflösen konnte. Ich lasse mich unheimlich gern in eine Geschichte fallen, fiebere richtig mit den Charakteren mit und habe nach einem Buch oft das Gefühl, als wäre ich fast selbst bei der Geschichte dabei gewesen. Wenn ein Buch mich so mitreißen kann, dann ist es für mich ein gutes Buch und bleibt länger in Erinnerung. James Patterson hingegen hat es nicht einmal geschafft mir die Charaktere wirklich nah zu bringen. Natürlich hatte ich unheimlich Mitleid mit den entführten Kindern und habe dort mitgelitten, aber ansonsten hat mich keiner der Ermittler oder anderen Charaktere wirklich mitreißen können. Oft hatte ich das Gefühl, dass wichtige Hintergrund-Aspekte eines Charakters zwar angeschnitten wurden, aber im Gesamten wurde einfach nicht genug auf sie eingegangen. Spontan fällt mir da die Familie von Gary Murphy ein, von der man als Leser etwa nach der Hälfte des Buches einen kleinen Eindruck erhält. Auch weiß man, dass sie bei der Gerichtsverhandlung in Tränen ausbrechen, aber da bricht es auch schon ab. Ein Aspekt, der Gary Murphy hätte menschlich wirken lassen können bzw. der dem Leser eine Möglichkeit hätte geben können den Täter auf einer anderen Ebene kennenzulernen wird einfach fallengelassen ohne richtig zuende gedacht zu werden. Dieses Gefühl, nämlich dass der Autor einfach viele Sachen nicht zuende gedacht hat, kam bei mir immer wieder auf. Bis zuletzt verstehe ich immer noch nicht, warum so oft erwähnt wurde, man könne sich nicht sicher sein ob Murphy wirklich an einer Persönlichkeitsstörung leidet und dann dann ganz plötzlich zum Schluss hin scheinen einfach - ohne Begründung - alle Zweifel wie weggefegt und das Ganze wird nie wieder erwähnt. Da hätte man sich das Erwähnen doch einfach gleich sparen können und die Seiten lieber investieren können um aus den Charakteren greifbare und besondere Personen zu machen... Ich denke da z.B. auch an Alex Cross' Kinder oder besonders die Großmutter, die doch so wichtig für ihn zu sein scheint und doch nur eine minimale Rolle bekommt. Positiv in Erinnerung bleibt mir aber auf jeden Fall die Auflösung der Geschichte. Es gibt natürlich unter den eingeführten Charakteren nicht viel Auswahl für den "Täter", aber in der Form bin ich trotzdem nicht darauf gekommen. Die Aufklärung erscheint mir relativ schlüssig und ist für mich das Gelungenste am ganzen Buch. Der Epilog ist dann auch noch überraschend hart, ich habe etwas gebraucht um mich mit dem Ende abzufinden, finde es aber nachträglich dann doch recht passend und konnte so immerhin die Geschichte zufrieden abschließen. Fazit: Die Idee vom Buch gefällt mir und die Umsetzung ist auch nicht grundsätzlich schlecht. Der Schreibstil läd dazu ein dieses Buch gemütlich Abends auf dem Sofa zu lesen, aber doch fehlt dem Ganzen noch das gewisse Etwas. Einiges hätte der Autor einfach nochmal überdenken und vor allem zuende denken sollen, dann wäre es einem als Leser vielleicht auch leichter gefallen die Charaktere ins Herz zu schließen. Ich habe nach Beenden das Buches nun keinerlei Beziehung zu Alex Cross aufbauen können, er kommt mir immer noch vor wie ein Fremder und so habe ich keinerlei Drang mir nun das nächste Buch anzuschaffen. Es ist einfach eine nette (aber durchaus heftige) Krimi-/Liebesgeschichte, die für einmaliges Lesen sicher nicht schlecht ist, für im Gedächtnisbleiben oder sogar erneutes Lesen für mich aber leider ungeeignet bleibt.
Angehängte Bücher und Autor*innen einblenden (2)

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks