Rezension zu "Bevor du gehst" von James Preller
James Prellers Idee zu diesem Jugendroman ist sehr interessant und lässt auf einen emotionalen und intensiven Stoff hoffen. Einen solchen hat er auch tatsächlich geschaffen, macht es dem Leser jedoch etwas schwerer, diesen auch an sich ran und auf sich wirken zu lassen. Das größte Problem hierbei ist, dass die Hauptfigur Jude mir zu fast jedem Zeitpunkt im Buch ungewöhnlich fremd und für mich undurchschaubar blieb. Die Geschichte bringt eine gewisse Schwere mit sich, die sich nicht abschütteln lässt. Nun kann ich dem Autor das aber nicht verübeln, denn es ist ihm sprachlich wirklich unglaublich gut gelungen, diese bedrückende Stimmung zu vermitteln und wirklich auf mich zu übertragen. Nur setzte sie etwas zu früh ein, als es eigentlich noch gar keinen Grund für diese Stimmung gab. Doch vielleicht ist es die ganz eigene Art des Autors auf eine schlimme Situation im Buch hinzuleiten?
Denn die Geschichte hätte auch ganz anders verlaufen können. Jude erlebt seinen letzten Highschool-Sommer und jobbt in dieser Zeit. Der Job ist zwar nicht gerade toll, aber da gibt es ein Mädchen, das Jude den Kopf verdreht. Leider dauert dieses größtenteils unbeschwerte Leben nicht sehr lange an und es passiert ein schlimmer Unfall. Was ein beschwingter Sommerroman hätte sein können, wird zum Drama.
Ab dieser Stelle schildert der Autor sehr gekonnt die Dramatik der Lage und die gedrückte Stimmung von Jude. Man muss einfach mitfühlen, so fern er als Hauptfigur mir bis zu diesem Zeitpunkt auch geblieben war.
Insgesamt gesehen ist “Bevor du gehst” ein Buch, das mich zwiegespalten zurücklässt. Den Schreibstil von James Preller kann ich nur loben, genauso wie die besondere Atmosphäre, die er beim Lesen entstehen lässt. Leider hat er mich damit aber nicht richtig erreicht. Und eine noch größere Befürchtung von mir ist, dass er die eigentliche Zielgruppe – nämlich jugendliche Leser – damit noch weniger erreichen kann. Aber das ist nur eine Vermutung und ich lasse mich nur zu gern vom Gegenteil überzeugen. Definitiv aber würde ich ein weiteres Buch des Autors wieder lesen, allein schon aus dem Interesse an einer möglichen Weiterentwicklung heraus.